Eine flüchtige Suche im Internet oder ein kurzer Blick ins Telefonbuch zeigt: Firmen wie «Rohrexpert24.ch», «Sani24s.ch» und «24H Facility Services GmbH» waren oft die ersten, auf die man bei einem Techniknotfall im Haushalt stiess. Allen gemeinsam: Sie verlangten extrem überhöhte Preise für ihre Dienste. Und sobald ihr Geschäftsgebaren aufflog, wechselten sie ihren Namen und begannen von vorne. Das zeigen frühere Fälle, in denen sich Leser beim K-Tipp beschwerten.
Auch Maria Brunner aus Binningen BL (Name geändert) kennt das Problem: Mitte Juli stand sie in der Küche und sah, wie der Wasserhahn unaufhörlich und stark rann – ausgerechnet an einem Sonntag. Sie suchte bei Google nach der Notfallnummer eines lokalen Sanitärbetriebs. Brunner klickte auf den obersten Treffer «Sanitar24h.ch». Dort stand eine 0800er- Nummer.
«Das machte mich stutzig», sagt Maria Brunner. Am Telefon fragte sie deshalb ausdrücklich nach ihrem lokalen Sanitär. Doch die Frau am anderen Ende versicherte nur, man arbeite mit diversen Betrieben zusammen. «Sie betonte, dass die Rechnung bei einer Reparatur sofort vor Ort bezahlt werden müsse.» Brunner stimmte zu, ohne lange zu überlegen. Sie wollte einen Wasserschaden verhindern.
Was Brunner nicht bemerkte: Die angerufene Firma hat nichts mit dem lokalen Sanitär zu tun. Ein Link auf dessen Website erschien bei ihrer Google-Suche auf der ersten Seite erst weiter unten. Der Grund: Google zeigt bei gewissen Suchbegriffen zuerst bezahlte Werbung an. Diese Anzeigen sind optisch von anderen Suchergebnissen aber kaum zu unterscheiden.
Zwei Männer für einen Wasserhahn
Rund zwei Stunden nach dem Anruf tauchten bei Brunner zwei junge Handwerker auf. Sie versicherten sich zuerst, dass Brunner die Rechnung sofort nach der Reparatur bezahlen wird. Danach brauchten sie rund eine Stunde, um den Wasserhahn auszutauschen. Am Ende stellten sie die Rechnung: Brunner sollte happige Fr. 1303.15 zahlen (siehe Bild). Sie bezahlte und musste unterschreiben, dass die Arbeiten zu ihrer Zufriedenheit ausgeführt wurden.
«Meine Notlage ausgenutzt»
Erst als Brunner die Firmenadresse der Craftsmen & Services AG in Zürich erblickte, bemerkte sie, dass sie es nicht mit dem Handwerker aus Binningen zu tun hatte. Brunner: «Die Firma hat meine Notlage schamlos ausgenutzt.»
Tatsächlich finden sich in der Rechnung fragwürdige Positionen:
Der neue Wasserhahn wurde mit 350 Franken in Rechnung gestellt. Das gleiche Modell «Mood Brindisi» kostet bei Jumbo Fr. 55.95.
Je eine Arbeitsstunde für zwei Handwerker (zusammen 290 Franken) – obwohl zwei Leute für einen Notfalleinsatz in der Regel unnötig sind. Für den simplen Austausch eines Wasserhahns sowieso. Erst wenn eine Person nicht reicht, wird eine zweite aufgeboten. Das bestätigen Spezialisten des Gebäudetechnikerverbands Suissetec.
Die Rechnung enthielt einen Posten «Betriebskostenpauschale» über 40 Franken. Das Urteil von Suissetec: «Das ist unklar bis rätselhaft und scheint einfach eine zusätzliche Einnahmequelle für die Firma zu sein.»
Auf Anfrage zu den Details in der Rechnung hat die Craftsmen & Services AG nicht reagiert. Nach der Anfrage des K-Tipp verschwand ihre Anzeige mit «Sanitar24h.ch» bei Google.
So gehen Sie im Notfall vor
Im Voraus eine Liste mit Handwerkern samt Kontaktdaten erstellen. Gute und zuverlässige Handwerker kennt man von früheren Einsätzen. Oder man erkundigt sich im Bekanntenkreis. Mietern kann der Hauswart beim Erstellen einer solchen Liste helfen.
Zuerst überlegen, ob wirklich eine sofortige Reparatur erforderlich ist oder ob man nicht bis zum nächsten Werktag warten kann.
Im Telefonbuch nicht die erste Notfalladresse und im Internet nicht den erstbesten Suchtreffer wählen: Dabei handelt es sich oft um bezahlte Inserate, zum Teil von dubiosen Firmen. Lokale Handwerker verwenden in der Regel keine 0800er-Nummern.
Auch wenn ein Handwerker in der Nähe und am Wochenende erreichbar ist: Den Preis im Voraus am Telefon abklären. Seriöse Handwerker sind transparent, was die Wegpauschale und die Zuschläge für Wochenendeinsätze anbelangt.