TCS schnüffelt Mitglieder aus
Aus welchem Land stammt Ihr Partner? Wie viel verdienen Sie? Solch persönliche Details will der TCS von seiner Kundschaft wissen.
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K-Tipp 19/2002
13.11.2002
Rund 1,4 Millionen Mitglieder des Touring Clubs der Schweiz erhalten in diesen Tagen einen zweiseitigen Fragebogen mit 15 Fragen. In der Einleitung heisst es, der TCS wolle die «Erwartungen» der Mitglieder «genauer einschätzen» und «somit noch bessere Dienstleistungen anbieten».
Die Fragen haben es in sich. Der TCS fragt nicht nur nach Fahrzeug, gefahrenen Kilometern, Reisegewohnheiten, Beruf und Hobbys, sondern auch:
- Leben Sie allein oder in Partnerschaft?...
Rund 1,4 Millionen Mitglieder des Touring Clubs der Schweiz erhalten in diesen Tagen einen zweiseitigen Fragebogen mit 15 Fragen. In der Einleitung heisst es, der TCS wolle die «Erwartungen» der Mitglieder «genauer einschätzen» und «somit noch bessere Dienstleistungen anbieten».
Die Fragen haben es in sich. Der TCS fragt nicht nur nach Fahrzeug, gefahrenen Kilometern, Reisegewohnheiten, Beruf und Hobbys, sondern auch:
- Leben Sie allein oder in Partnerschaft? Wie lauten Namen, Nationalität und Geburtsdatum des Partners?
- Haben Sie unterhaltspflichtige Kinder? Im gleichen Haushalt lebend oder nicht? Wie lauten Namen, Geschlecht und Geburtsdatum der Kinder?
- Wie häufig benutzen Sie Ihre Kreditkarte und wofür?
- Wie hoch ist Ihr jährliches Brutto-Haushaltseinkommen?
Nicht alle TCS-Mitglieder goutieren dies. Viele haben sich deshalb an den Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten gewandt.
Seine Antwort: Natürlich darf der Klub seine Mitglieder befragen. Aus dem Fragebogen geht aber zu wenig deutlich hervor, dass die Beantwortung freiwillig ist, kritisiert Mediensprecher Kosmas Tsiraktsopoulos.
Und: Es mangelt dem Fragebogen an Transparenz. Die Empfänger können nicht abschätzen, warum der TCS dieses oder jenes Detail wissen will.
Esther Schawalder von der TCS-Direktion gibt zu, dass die Erklärungen zu den einzelnen Fragen besser hätten sein können. «Und den Aspekt der Freiwilligkeit hätten wir klarer betonen müssen.»
Sie macht aber geltend, die eingeholten Details würden durchaus dazu beitragen, die Dienstleistungen zu verbessern. Mit den Details zum Lebenspartner könnten zum Beispiel unnötige Doppelversicherungen vermieden werden. Und das Wissen um die Nationalität sei bei der Pannenhilfe im Ausland wichtig.
Klar ist aber: Viele Fragen dienen dem TCS auch dazu, Produkte zu verkaufen. Wenn er beispielsweise das Alter der Kinder weiss, kann er sie gezielt anschreiben, wenn sie ins Autofahralter kommen.
Und wenn er Fragen zum Kreditkarteneinsatz stellt, so macht das klar, dass der TCS seinen Mitgliedern künftig mehr bieten will als «nur» eine vergünstigte Kreditkarte.
Und warum muss der TCS das Einkommen seiner Mitglieder wissen? Dazu Kaderfrau Schawalder: «Hier geht es darum, das Bild des Kunden abzurunden und festzustellen, ob unsere Mitgliederstruktur dem Durchschnitt der Bevölkerung entspricht.»
(em)