Elektronische Zigaretten verbrennen keinen Tabak, sondern verdampfen eine Flüssigkeit in einer Kapsel. Beim Konsum entsteht kein Rauch, sondern Dampf, der kaum Geruchsspuren hinterlässt. Diese Flüssigkeit enthält zwar keinen Teer wie normale Zigaretten, dafür aber Nikotin. In zum Teil sehr hohen Dosierungen.
Beispiel E-Zigarette «Juul»: Die US-Marke ist bei Teenagern besonders begehrt. In der Schweiz ist sie seit letztem Dezember erhältlich. Eine Juul-Kapsel enthält 20 Milligramm Nikotin. Laut Berichten im Internet reicht eine Kapsel für etwa 200 Züge.
Es gibt eine Lücke im Gesetz
Hersteller und Verkäufer haben sich in einem Kodex verpflichtet, E-Zigaretten und Zubehör nicht an unter 18-Jährige abzugeben. Hintergrund: Ein Verbot für den Verkauf von E-Zigaretten für Minderjährige gibt es nicht. Denn im Schweizer Gesetz klafft eine Lücke. Sie wird frühestens 2020 geschlossen – sofern das neue Tabakproduktegesetz nach den Beratungen im Parlament tatsächlich E-Zigaretten mit Tabakprodukten gleichsetzt. Der K-Tipp wollte wissen: Halten sich die Händler an dieses Versprechen? Er setzte sieben Mädchen und Jungen im Alter von 15 bis 17 Jahren als Testkäufer ein. In insgesamt 15 Läden in Baden AG, Bern und Zürich fragten sie nach günstigen Einweg-E-Zigaretten, Liquids zum Nachfüllen und Juul. Die getesteten Verkaufsstellen sind alle an den Kodex gebunden:
K-Kioske von Valora, Coop-Kioske, Tabakläden und spezialisierte E-Zigaretten-Shops.
Verkäufer fragten nicht nach dem Alter
An drei K-Kiosken in Zürich und Baden (Shopville Hauptbahnhof und Bellevue sowie Bahnhof Baden/Soussol) und im Convenience-Shop 7 Days in Baden bekamen die Minderjährigen problemlos die nikotinhaltigen Produkte ausgehändigt. Die Verkäufer fragten gar nicht erst nach dem Alter. Der 7-Days-Shop am Lindenplatz in Baden sagt, man schule das Personal regelmässig, es handle sich um eine unglückliche Ausnahme. K-Kiosk Valora verweist auf ihr Warnsystem an den Kassen, das beim Einscannen auf die Altersbegrenzung aufmerksam macht. «Wir überprüfen auch durch Mistery Shopping, ob die Vorgaben eingehalten werden.»
Interessant: Die Läden, die den Jugendlichen schliesslich keine E-Zigaretten verkauften, verlangten den Ausweis erst nach dem Verkaufsgespräch, in dem die Vorzüge der Produkte angepriesen wurden. Einzige Ausnahme: die auf E-Zigaretten spezialisierte «Dampfi» im Zürcher Niederdorf. Dort wurde die Testkäuferin schon beim Eintritt in den Laden nach einem Ausweis gefragt.
Mehr junge Nikotinsüchtige
Der Firmengründer von Juul, James Monsees, sagt wortreich, man habe nicht Neueinsteiger, sondern Raucher im Fokus. Die sollen auf Dampfen umsteigen. James Monsees spricht gar von «einer Mission, bis wir das Rauchen auf der Welt eliminiert haben». Gut zu wissen: Marlboro-Hersteller Atria – eine Tochterfirma von Philipp Morris – kaufte im Dezember 2018 für 12,8 Milliarden Dollar einen Aktienanteil von 35 Prozent an Juul.
In den USA machen die Gesundheitsbehörden die Marke verantwortlich für einen gravierenden Anstieg nikotinsüchtiger Jugendlicher. Entsprechend war der Markeneintritt von Juul in der Schweiz mit heftigen Kontroversen verbunden.