Die neue Fassung der Fernmeldedienstverordnung soll den Kunden Verbesserungen beim Roaming bringen (K-Tipp 12/2021). So ist es seit Anfang Juli nicht mehr zulässig, dass Roamingpakete vor Ablauf eines Jahres verfallen. Und die Telecomfirmen müssen ihren Kunden ermöglichen, selber fürs Telefonieren und Surfen im Ausland ein Kostenlimit zu setzen.
Doch einzelne Telecomfirmen umgehen die neuen Regeln aktiv. So setzt Salt von sich aus die Limite bei 1000 Franken für einen Monat fest (500 Franken fürs Telefonieren, 500 Franken fürs Surfen). Salt sagt, man habe Kunden per SMS darüber informiert, dass sie die Limite selber anpassen könnten. Die Swisscom hat für bisherige Kunden die Limite bei 200 Franken angesetzt. Am konsumentenfreundlichesten sind Sunrise, Yallo und Lebara. Bei ihnen ist das Datenroaming gesperrt. Erst wenn die Kunden die Sperre selbst aufheben, gilt eine Limite von 100 Franken.
Aufschlag bei kleinen Datenpaketen
Auch von der längeren Gültigkeit der gekauften Datenpakete können nicht alle Handybesitzer profitieren. Denn einige Firmen wie die Swisscom haben seit 1. Juli ihre günstigsten Datenroamingpakete aus dem Sortiment genommen oder den Preis dafür erhöht.
Beispiele: Bei Salt kosteten 100 MB Daten für die Zone EU/Westeuropa bis Juni Fr. 4.90. Ab Juli zahlen die Kunden für das günstigste Datenpaket mit 1 GB Fr. 19.95. Bei Migros Budget kostet das günstigste Paket neu Fr. 9.90 statt Fr. 3.90, bei Swisscom neu Fr. 14.90 statt Fr. 4.90 (siehe Tabelle Im PDF).
Telecomexperte Oliver Zadori vom Tarifvergleichsdienst Dschungelkompass sagt: «Kunden, die im Ausland nur kurz ihre E-Mails oder Nachrichten checken wollen, zahlen heute je nach Telcomfirma bis zu viermal mehr.» Gegenüber dem K-Tipp behaupten Swisscom, Sunrise und Salt, die kleinen Datenpakete seien «nicht mehr so gefragt».
Neue Vorschrift offen missachtet
Bei Salt und Lidl Connect sind die meisten Datenpakete weiterhin nur 30 Tage gültig statt 1 Jahr. Salt begründet das Nichteinhalten der neuen gesetzlichen Vorschrift damit, die kurze Verfallfrist entspreche einem Kundenbedürfnis.
Die Aufsichtsbehörde Bakom sagt, die betroffenen Unternehmen seien um eine Stellungnahme gebeten worden. Aufgrund der Antworten werde dann über das weitere Vorgehen entschieden. Denkbar seien «aufsichtsrechtliche Massnahmen oder Geldstrafen».
Tipps für die Handynutzung in den Ferien
- Kostenlimite setzen: Bei allen Telecomfirmen lässt sich die Kostenlimite fürs Roaming manuell anpassen oder das Roaming ganz sperren. In der Regel ist diese Einstellungsmöglichkeit im Cockpit, also dem Online-Kundenkonto oder der App, unter «Kosten» oder «Kostenkontrolle» zu finden.
- Datenroaming: Wer nur wenig im Internet surft, nutzt im Ausland am besten örtliche kostenlose WLAN-Netze und sperrt das Datenroaming. Oder man kauft eine Prepaid-Karte einer lokalen Telecomfirma. Diese sind oft deutlich günstiger als Roamingpakete (K-Tipp 12/2021).