Merlot und Cabernet Sauvignon sind die am meisten angebauten Rotweintrauben der Welt. In genetischer Hinsicht sind sie miteinander verwandt. Im Geschmack unterscheiden sich die Traubensorten aber deutlich.
Cabernet Sauvignon gilt als eher sperrig, fest strukturiert und langlebig. Mit seinen Gerbstoffen und seiner Säure beansprucht er den Gaumen. Merlot hingegen ergibt in der Regel einen geschmeidigen Wein mit einer fülligen Fruchtigkeit. Aus dieser Traube lassen sich jung zu trinkende Weine herstellen. Im besten Fall entsteht aus reinsortigem Merlot ein vollmundiger Wein – etwa der berühmte französische «Château Pétrus».
In der Schweiz werden Merlot-Weine vor allem im Tessin gekeltert. In den Gestellen der Grossverteiler finden sich denn auch viele verschiedene Merlots aus dem Sonnenkanton.
Die K-Tipp-Fachjury degustierte blind zwölf reinsortige Merlots bis 18 Franken. Neun Flaschen stammen aus dem Tessin, je eine aus Chile, Frankreich und Süditalien.
Viele bittere und unreife Aromen
Das Verdikt der Jury fällt deutlich aus: In vielen Fällen störten sich die Experten an harten, bitteren und unreifen Aromen. Auffällig oft lautete das Urteil: «Industriewein ohne Reife und Fruchtaromen.»
Am besten bewertet wurden zwei sehr günstige Flaschen aus dem Ausland: der chilenische «Sunrise Merlot» (Denner) für Fr. 7.95 sowie der französische «Pays d’Oc Merlot» von Lidl für fast 4 Franken. Der chilenische Wein übertraf mit seinen Aromen von Pflaumen und diversen Gewürzen alle anderen und schnitt am besten ab.
Der «Ticinello», teuerster Merlot in der Degustation (Fr. 17.90, Globus), war im Urteil der Jury hingegen nur Durchschnitt. Globus schreibt dazu: «Wir akzeptieren ihre Meinung.» Lidl verteidigt das mässige Abschneiden des «Rosso di Merlot Ticino»: Dieser habe bei internen Verkostungen immer gut abgeschnitten. Und Coop teilt mit: «Die Bewertungen können wir nicht in jedem Fall teilen.»
Die Fachjury
Die Jury hat die Weine blind degustiert und anhand der gebräuchlichen 20-Punkte-Skala benotet. Für den K-Tipp degustierten:
Hans Georg Babits: Weinakademiker, Académie du vin
Ursula Geiger: Önologin, Weinjournalistin
Rudolf Trefzer: Experte Ess- und Trinkkultur, Radio SRF 1
Andrin Willi: Chefredaktor «Marmite»
Eva Zwahlen: Weinjournalistin