Keine Pasta und keine Pizza verdient solche Pelati: In den geschälten und gehackten Tomaten der Migros-Billiglinie M-Budget fand das Testlabor ein Insektizid, ein Fungizid, Blei, einen verbotenen Wachstumsbeschleuniger und zwei Schimmelpilzgifte. Fazit: ungenügend.
Das Labor analysierte für den K-Tipp den Inhalt von 14 Pelati-Dosen. Die Experten massen den Gehalt des gesunden Pflanzenstoffs Lycopin und suchten nach schädlichen Stoffen. Zudem massen sie das Abtropfgewicht und den Anteil von Tomatenschalen in den Büchsen.
Drei Bio-Pelati schnitten am besten ab: Die Pelati von Aldi, Coop und die des deutschen Drogeriemarktes Rossmann aus dem Denner enthielten reife, chemisch unbelastete und ordentlich geschälte Tomaten. Auch die konventionell produzierten Pelati von Coop Qualité & Prix und Denner schnitten gut ab.
Wer bei Dosentomaten auf gute Qualität zu günstigen Preisen setzt, sollte bei Aldi oder Denner einkaufen: Mit Preisen von maximal 25 Rappen für 100 Gramm kosteten diese Pelati nur halb so viel wie die beiden Coop-Produkte im Test.
Erfreulich: Die meisten Produkte enthielten viel gesundes Lycopin. Der natürliche Pflanzenfarbstoff von Tomaten stärkt das Immunsystem und schützt vor Herz-Kreislauf-Krankheiten. Je länger Tomaten reifen, umso mehr Lycopin bilden sie. Mit fast 160 Milligramm pro Kilo (mg/kg) wiesen die Pelati von Migros Bio und M-Budget den höchsten Lycopingehalt auf.
Zum Vergleich: Die gestückelten Datteltomaten der bekannten italienischen Marke Mutti enthielten mit knapp 80 mg/kg nur halb so viel Lycopin. Diese Dose war zusammen mit den Bio-Pelati von Coop mit 65 Rappen für 100 Gramm das teuerste Produkt im Test.
Werden Tomaten zu spät geerntet, können sie verschimmelt sein. Das Labor fand in den Migros-Produkten mit dem höchsten Lycopingehalt (Migros Bio und M-Budget) insgesamt drei Gifte, die von Schimmelpilzen der Gattung Alternaria gebildet werden. Solche Gifte sind hitzeresistent und überleben sogar dann, wenn man die Tomaten lange kocht.
Schimmelpilzgifte in Migros-Pelati
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat für Schimmelpilzgifte TTC-Grenzwerte festgelegt. Diese werden bei Stoffen angewendet, deren Giftpotenzial zu wenig erforscht ist. Das Bio-Produkt der Migros wies Tenuazonsäure auf. Laut der Behörde sollte eine Person mit 60 Kilogramm Körpergewicht pro Tag nicht mehr als 90 Mikrogramm Tenuazonsäure zu sich nehmen. Mit 200 Gramm Migros-Bio-Pelati ist diese Menge schon zu über einem Viertel ausgeschöpft.
Die M-Budget-Pelati enthielten ausserdem Alternariol und Alternariolmonomethylether. Von diesen Schimmelpilzgiften sollte eine 60 Kilogramm schwere Person laut der Behörde höchstens 0,15 Mikrogramm pro Tag zu sich nehmen. Mit 200 Gramm M-Budget-Pelati gelangen von den beiden Giften 0,40 Mikrogramm respektive 0,80 Mikrogramm in den Körper – das übertrifft den täglichen Maximalwert bei weitem.
Bei den M-Budget-Tomaten drängt sich der Verdacht auf, dass sie nicht nur natürlich gereift sind. Die Experten entdeckten in den Pelati Rückstände von Ethephon. Italienische Bauern beschleunigen mit dem Mittel den Reifeprozess ihrer Tomaten. Im Schweizer Tomatenanbau ist Ethephon wegen der gesundheitlichen Risiken für die Konsumenten seit zehn Jahren verboten.
Teilweise hoher Bleigehalt
Bei den Pelati von Longobardi (Migros), M-Budget und Migros Bio stellten die Experten zudem einen hohen Bleigehalt fest. Blei ist ein Nervengift. Laut der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit kann sich Blei in den Knochen anreichern. 10 bis 30 Jahre nach der Aufnahme des Bleis befindet sich noch immer die Hälfte davon im Skelett.
Der EU-Grenzwert für rohe Tomaten beträgt 0,05 mg/kg. Die Pelati von M-Budget und Migros Bio schöpften diesen Grenzwert um mehr als die Hälfte aus – die Longobardi-Pelati übertrafen ihn sogar.
Die Dosentomaten von Lidl Baresa, Longobardi, M-Budget und der Coop-Billiglinie Prix Garantie enthielten Insekten- und Pilzgifte. Die Stoffe schädigen langfristig Wasserlebewesen. Die Migros-Dosen enthielten ein Abbauprodukt des Insektizids Spirotetramat. Laut der EU-Pestiziddatenbank kann das Mittel die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Das Prix-Garantie-Produkt enthielt Piperonylbutoxid. Die Umweltschutzbehörde der USA bewertet den Stoff als möglicherweise krebserregend und leberschädigend.
Als einziges Produkt im Test enthielten die Mutti-Pelati Chlorat. Chlorat gelangt in die Tomaten, wenn sie mit chlorhaltigem Wasser gewaschen werden. Es gilt als heikel, da der Stoff die Aufnahme von Jod hemmen und rote Blutkörperchen schädigen kann.
Grosse Unterschiede bei Tomatenanteil
In den Zutatenlisten aller Pelati stand zwar an erster Stelle «Tomaten» – danach folgte bei allen aber «Tomatensaft». Die Hersteller bestimmen selbst, wie viel Tomatenfleisch und wie viel Saft sie in ihre Büchsen geben. Im Labor zeigten sich diesbezüglich grosse Unterschiede.
Den höchsten Fleischgehalt wiesen die Mutti-Pelati mit 90 Prozent Tomaten auf. Dagegen bestand der Inhalt der beiden Baresa-Büchsen von Lidl nur zu zwei Dritteln aus Tomatenfleisch. Mit nicht einmal 60 Prozent mass das Labor in der Aldi-Dose Cucina Nobile den geringsten Tomatenanteil.
Zu den Testergebnissen schreiben die Hersteller dem K-Tipp, ihre Pelati würden den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.
So hat der K-Tipp getestet
Ein deutsches Labor prüfte für den K-Tipp 14 Dosen mit geschälten Tomaten. Das waren die Prüfpunkte:
- Lycopin: Wie hoch ist der Anteil des gesunden Pflanzenfarbstoffs?
- Abtropfgewicht: Wie viel wiegt das in den Pelati enthaltene Tomatenfleisch ohne Saft?
- Schalenanteil: Wie viele Quadratzentimeter Tomatenschalen befindet sich in den Dosen?
- Pestizide: Das Labor prüfte die Produkte auf über 500 Spritzmittel.
- Chlorat: Wuschen die Bauern ihre Tomaten mit chlorhaltigem Wasser?
- Wachstumsbeschleuniger: Reiften die Tomaten schneller dank Chemie?
- Schimmelpilzgifte: Wurden schimmlige Tomaten verarbeitet?
- Blei: Sind die Pelati mit dem Nervengift belastet?