Die Läusesaison beginnt meist nach den Sommerferien: In dieser Zeit verzeichnet der schulärztliche Dienst der Stadt Zürich besonders viele Anrufe von Eltern wegen Läusen. Grund: Gemäss dem Dienst haben Kinder in und nach den Schulferien viele und enge Kontakte mit Gleichaltrigen.
Wer lebende Läuse in Haaren entdeckt, kann diese mit einem Läusemittel behandeln. Der K-Tipp prüfte, wie wirksam solche Mittel sind. Er liess in einem spezialisierten Labor sechs Produkte aus dem Handel untersuchen. Es testete die Wirkung der Mittel gegen Kopfläuse und deren Eier.
Resultat: Nur zwei Mittel schnitten sehr gut ab. Beim Anwenden von «Hedrin Xpress» überlebte von 30 Läusen keine einzige. Die gleiche Wirkung hatte das Mittel bei 30 Lauseiern. Auch mit dem «2 in 1 Shampoo» von Anti- Brumm starben alle Läuse. Und nur aus einem von 30 Eiern schlüpfte eine Larve.
Die zwei besten Mittel sind nicht billig: Für 100 Milliliter zahlt man 24 beziehungsweise 25 Franken. Diese Menge reicht in der Regel für zwei Behandlungen bei einem Kind mit schulterlangen Haaren.
Einiges günstiger ist das mit «gut» bewertete «Paranix Shampoo 5 Min.»: 100 Milliliter kosten Fr. 8.50. Das Mittel tötete ebenfalls alle lebenden Läuse – allerdings schlüpften aus 9 von 30 Eiern Larven.
Haare mit Lauskamm auskämmen
Die Laborexperten empfehlen, Haare auch nach der Anwendung der Mittel zusätzlich mit einem Lauskamm zu kämmen. Grund: Anders als im Labortest kämen im echten Leben nicht alle Läuse mit den Mitteln in Kontakt.
Drei Mittel versagten selbst unter Laborbedingungen. «Puressentiell Anti-Läuse» tötete nur 22 von 30 lebenden Läusen. Gegen Eier half es noch weniger: Aus den 30 mit dem Mittel behandelten Eiern schlüpften 23 Larven. Weder gegen Läuse noch gegen Eier wirkten das «Läuse- und Nissen-Shampoo» von Livsane und die «2 in 1 Pure Power Lotion» von Anti-Brumm.
Die Hersteller schreiben, ihre Mittel hätten sich in Studien mit Testpersonen als wirksam erwiesen. Anti-Brumm-Hersteller Galenica sagt, die Lotion müsse unmittelbar vor dem Auftragen geschüttelt werden. So würden die Wirkstoffe gleichmässig verteilt. Im K-Tipp-Test vergingen zwischen Zubereitung und Anwendung zehn Minuten.
Alle getesteten Mittel funktionieren nach dem «physikalischen» Prinzip. Das heisst: Als Wirkstoffe dienen Erdöle, Silikonöle oder natürliche Öle. Diese verstopfen die Atemlöcher von Läusen und deren Eiern und töten so die Tiere. Kaum mehr erhältlich sind hingegen Produkte mit den Insektiziden Pyrethrum, Permethrin oder Malathion. Diese Nervengifte sind umstritten, weil sie die Haut stark reizen können. Zudem entwickelten viele Läuse eine Resistenz gegen die Pestizide.
Mittel können Juckreiz auslösen
Allerdings können auch physikalische Mittel der Kopfhaut zusetzen. Als Nebenwirkungen geben die Hersteller in ihren Beipackzetteln beispielsweise Schuppenbildung oder Juckreiz an. Experten raten daher, Läusemittel nur anzuwenden, wenn sich in den Haaren lebende Läuse befinden.
Andrea-Seraina Bauschatz vom Schulärztlichen Dienst Zürich empfiehlt: Wer nahe der Kopfhaut einzelne Lauseier findet, solle das Haar zuerst mit einem Conditioner behandeln und danach auskämmen. Das hilft in manchen Fällen bereits.
Wer punkto Läusebefall unsicher ist, kann sich untersuchen lassen: Viele Apotheken bieten eine Lauskontrolle an. Das kostet in der Regel zwischen 5 und 20 Franken.
Gut zu wissen: Bei einem Läusebefall ist es nicht nötig, die Bettwäsche oder Hüte und Mützen zu waschen. «Zum Überleben brauchen Kopfläuse alle vier bis sechs Stunden eine Blutmahlzeit» sagt Andrea-Seraina Bauschatz. «Diese finden sie auf Kleidern und Gegenständen nicht.»
So hat der K-Tipp getestet
Ein spezialisiertes Labor in Berlin (D) überprüfte für den K-Tipp die Wirkung von sechs Läusemitteln. Für den Test wurden Kleiderläuse verwendet. Grund: Kopfläuse lassen sich schwer züchten, weil sie ausserhalb von Haaren nur kurze Zeit überleben können. Die Kleiderläuse sind Kopfläusen in ihrem Körperbau sehr ähnlich.
- Wirkung gegen lebende Läuse: Die Experten legten jeweils 30 Läuse in ein Gefäss und gaben die Mittel dazu. Nach einer Einwirkzeit von 10 bis 15 Minuten wurden die Läuse mit reinem Wasser oder einer Shampoo-Wasser-Mischung abgespritzt, um sie vollständig vom Mittel zu befreien. Nach einer Stunde und nach einem Tag wurde ermittelt, wie viele der 30 Läuse abgestorben waren.
- Wirkung gegen Lauseier: Das Labor gab 30 Lauseier samt den Mitteln in ein Gefäss und liess sie zehn Minuten lang liegen. Danach spritzten die Experten die Eier mit Wasser oder einer Shampoo-Wasser-Mischung ab, legten sie in ein Glas und lagerten sie unter optimalen Brutbedingungen. Nach zwölf Tagen ermittelte das Labor, aus wie vielen Eiern Larven geschlüpft waren.