Neben dem Gewicht ermitteln Körperfettwaagen auch den Fettanteil und die Muskelmasse im Körper. Dafür steht man barfuss auf die Waage. Zwei Sensoren auf der Wiegeplatte und Schwachstrom, der durch den Körper fliesst, erledigen den Rest. Ein Computer verarbeitet die Daten.
Im Test von zehn Waagen mit Körperanalyse zeigte sich, dass sechs Geräte die Muskelmasse und den Fettanteil nur sehr ungenau bestimmten. Sie schnitten insgesamt ungenügend ab.
Realistische Werte mit Beurer und Soehnle
Einzig die Waagen von Beurer und Soehnle erreichten eine gute Gesamtnote. Die Körperanalyse dieser Geräte lieferte realistische Werte. Im Testlabor liessen sich je fünf Männer und Frauen ausmessen – unter ihnen waren normalgewichtige, sportliche und unsportliche Leute sowie solche mit Übergewicht. Jede Testperson stand zweimal auf jeder Waage.
Die Laborexperten massen die Werte bei den Testpersonen zusätzlich mit einem medizinischen Profigerät aus. Die grössten Unterschiede zwischen Profigerät und Waagen zeigten sich bei der Muskelmasse. Beim Fettanteil lagen die geprüften Geräte zwar ebenfalls daneben, aber nicht so deutlich.
Die Waagen von Xiaomi und Withings massen die Muskelmasse am schlechtesten. Das Modell von Withings zeigte im Durchschnitt
28 Prozent mehr Muskeln an, als die Testpersonen tatsächlich besassen. Zum Vergleich: Beim Testsieger von Beurer betrug die Abweichung zu den Messungen am Profigerät weniger als 5 Prozent.
Es ist wichtig, dass die Werte bei der Muskelmasse korrekt sind – denn ein Abbau von Muskeln kann der Gesundheit schaden. Er schwächt den Stoffwechsel und kann zu Gebrechlichkeit, Rückenweh und einem erhöhten Sturzrisiko führen. Laut einem Bericht der Stiftung Gesundheitsförderung ist der Erhalt der Muskelmasse für den Schutz vor Stürzen wichtig. Gemäss dem Unispital Zürich gehen ab dem 50. Lebensjahr pro Jahr 1 bis 2 Prozent Muskelmasse verloren.
Waagen messen das Gewicht genau
Immerhin: Mit dem Messen des Körpergewichtes hatte keines der Modelle im Test ein Problem. Auch bei wiederholten Messungen zeigten alle Modelle ähnlich präzise Werte an.
Ein Grund für das ungenügende Abschneiden der meisten Waagen bei der Körperanalyse könnten Mängel bei der Messtechnik sein. Der Strom floss bei den Geräten über Fusssensoren auf kürzestem Weg von einem Bein zum anderen durch den Körper. Die Messung erfasste also nicht das ganze Gewebe. Wer wenig Fett an den Beinen hat, erhält tendenziell ein zu gutes Resultat – bei Leuten mit Fett an Hüfte und Oberschenkeln fällt es hingegen eher ungünstig aus.
Zum Vergleich: Professionelle Geräte zum Messen verfügen über vier oder mehr Sensoren und sind daher viel präziser. Als weitere Fehlerquelle kommen die Berechnungsformeln der Hersteller infrage. Wird eine Waage vorgängig nicht mit Referenzwerten geeicht, liefert sie keine genaue Analyse.
Withings schreibt dem K-Tipp, man verwende eine eigene Formel zum Berechnen der Werte. Diese schliesse neben den Bewegungsmuskeln die Muskelmasse am Herz und an den Organen ein. Fehler bei der Fettmessung führt Withings auf zu feuchte oder zu trockene Füsse zurück. Nach dem Duschen solle man mit leicht abgetrockneten Füssen auf die Waage stehen. Der Hersteller des Sanitas-Modells sagt, dabei handle es sich um ein günstiges Einstiegsmodell. Das Testergebnis entspreche nicht den internen Qualitätskontrollen.
Der K-Tipp-Test zeigt auch: Die Qualität einer Waage ist keine Frage des Preises. Mit dem Intertronic-Produkt gibt es schon für Fr. 19.95 ein passables Modell. Die Waage lässt sich zwar nicht per Funk (Bluetooth) mit dem Handy verbinden. Sie lieferte aber genauere Messergebnisse als die viel teurere Waage von Withings. Diese richtet man wie die Geräte von Xiamoi, Terraillon und Koenic per Handy-App ein. Das hat nicht nur Vorteile, wie sich im Test bei Terraillon zeigte. Diese Waage liess sich nicht mit dem Handy verbinden. Die Messergebnisse für den Fettanteil und die Muskelmasse liessen sich daher nicht anzeigen. Die Experten konnten den Fehler nicht beheben. Deshalb wurde das Produkt als defekt gewertet.
Gegenüber dem K-Tipp zeigt sich der Schweizer Vertrieb der Waage Terraillon überrascht über die fehlerhafte Datenübertragung. Das Modell sei ein Bestseller mit einer sehr niedrigen Retourenquote.
Fehler beim Wiegen vermeiden
Beim Wiegen des Körpergewichts sollte man einige Punkte beachten. Die wichtigsten Tipps:
- Stets zum gleichen Zeitpunkt auf die Waage stehen – zum Beispiel nach dem Aufstehen, bei nüchternem Magen.
- Möglichst barfuss auf die Waage stehen – mit normal trockenen Füssen und ohne Kleider.
- Vor dem Wiegen keine Körpercreme auftragen.
- Schwangere und Leute mit Herzschrittmacher sollten auf eine Waage mit Körperanalyse verzichten. Beim Messen fliesst gemäss Stiftung Warentest zwar kaum Strom durch den Körper. Trotzdem könne das riskant sein.
So hat der K-Tipp getestet
Das Ipi-Institut für Produktmarktforschung in Stuttgart prüfte für K-Tipp und «Kassensturz» zehn Körperanalysewaagen. Alle Modelle verfügen über eine Messtechnik mit zwei Fusssensoren auf der Wiegeplatte. Die Prüfkriterien im Einzelnen.
- Körperanalyse: Mit einem sportmedizinischen Gerät ermittelten die Tester den Körperfettanteil und die Muskelmasse von je fünf Frauen und Männern. Danach wurde geprüft, ob die Waagen die Körperanalyse ebenso exakt vornehmen können. Die Testpersonen im Alter von 23 bis 59 Jahren wogen zwischen 52 und 88 Kilo.
- Wiegen: Die Experten untersuchten, wie genau die Waagen das Gewicht auf ebenem Untergrund angaben. Dazu legten sie Normgewichte von 20, 60 und 100 Kilo auf. Zudem prüften sie, ob sich bei wiederholten Messungen Abweichungen zeigten. Mit 100 Gramm schweren Gewichten überprüften die Experten zusätzlich, wie empfindlich die Waagen auf geringe Gewichtsveränderungen reagierten.
- Handhabung: Lassen sich die Waagen einfach in Betrieb nehmen? Wie einfach kann man ein Benutzerprofil erstellen? Ist die Anzeige des Gewichts gut verständlich? Lassen sich die Daten einfach speichern? Bei acht Geräten erfolgen alle Bedienungsschritte direkt an der Waage. Bei Withings, Xiaomi, Terraillon und Koenic geschieht die Inbetriebnahme per App.
- Kippen und Rutschen: Die Experten prüften, ob die Geräte kippen, wenn man mit einem Fuss seitlich auf die Wiegefläche steht. Zudem: Rutschen die Waagen auf Plättli- und auf Laminatboden? Wird die Wiegefläche bei feuchten Füssen rutschig?