Als staatlicher Monopolbetrieb haben es die SBB eigentlich gar nicht nötig, kostspielige Werbung zu betreiben. Wer kein Auto hat und von Luzern nach Basel muss, fährt mit einem Zug der SBB – zwangsläufig. Auch für den Regional­verkehr brauchen die SBB keine Neukunden anzuwerben: Die Züge sind ­bereits heute häufig überfüllt.

Trotzdem werben die SBB mit teuren Inseraten, Fernsehspots und Plakaten ­täglich um die Gunst der Kundschaft. Das Zürcher Marktforschungs­unternehmen Media Focus misst solche Werbeaktivitäten. Nach seinen Er­hebungen kosteten die Inserate, Plakate und TV-Spots die SBB im Jahr 2011 insgesamt 16,86 Millionen Franken. 2012 waren es bis Ende August 12,66 Millionen Franken – aufs ganze Jahr hochgerechnet macht das rund 19 Millionen Franken.

«Komfort nimmt ab, Preise steigen»

Walter von Andrian, Bahnexperte und Herausgeber der Fachzeitschrift «Eisenbahn-Revue», kritisiert: «Mit teurer Werbung angelockte Neukunden sind nicht glücklich, wenn sie in überfüllten Zügen keinen Sitzplatz ­finden. Es wäre zweckmässiger, ­einen Teil der Werbegelder in den Service und in die Qualität zu investieren, um die bisherigen Kunden zu halten. Denn der Komfort und der Service nehmen heute ab, die Preise aber steigen.»

SBB-Sprecher Stephan Wehrle verteidigt die Werbestrategie: «Die SBB stehen im Wettbewerb mit anderen Leistungsträgern, weshalb Werbung sinnvoll ist.» Die Kosten für die laufende «Unterwegs-zu- hause»-Kampagne lägen im «einstelligen Millionen-Bereich».

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