Vitamintests, grosses Blutbild oder Tests zur Abklärung von Prostatakrebs: Hausärzte geben Jahr für Jahr Millionen von Labortests in Auftrag. Schweizer Labors kassieren für die gleichen Tests fast doppelt so viel wie Labors zum Beispiel in Deutschland, Belgien, Frankreich oder in den Niederlanden («Saldo» 20/2024).
Die Patienten bezahlen etwa für die Bestimmung des PSA-Werts bei der Prostata Fr. 10.60. In deutschen Labors kostet der gleiche Test bloss Fr. 4.40. Ein weiteres Beispiel: In Schweizer Labors kostet ein Test zur Bestimmung des Vitamin-D-Werts im Blut Fr. 50.73. In einem französischen Labor kostet er Fr. 20.30, einem niederländischen Labor gar nur Fr. 9.09.
Sonic Healthcare: Viele Labors in der Schweiz
Wer profitiert von den überhöhten Schweizer Tarifen? Zwei ausländische Grosskonzerne kauften in der Schweiz über 100 Labors auf. Im Jahr 2023 bezahlten die Krankenkassen allein in der Grundversicherung rund 900 Millionen Franken für Tests von Privatlabors. 440 Millionen Franken gingen an die zwei Grosskonzerne.
Eines der beiden Unternehmen ist Sonic Healthcare. Der Konzern mit Hauptsitz in Sidney, Australien, bezeichnet sich als «grössten privaten Laboranbieter der Schweiz». Gemäss Geschäftsbericht machte Sonic Healthcare im vergangenen Jahr mit Schweizer Labors 810 Millionen Franken Umsatz.
Berechnungen ergaben: Rund 320 Millionen Franken des Umsatzes kamen 2023 aus der Schweizer Grundversicherung. Das zeigt eine K-Tipp-Auswertung von Daten der Grundversicherung.
Sonic Healthcare kaufte letzten März die Dr.-Risch-Gruppe, zu der 13 Schweizer Labors und ein Labor im liechtensteinischen Vaduz gehören. Zuvor hatte Sonic Healthcare unter anderem bereits die Laborfirmen Medisyn, Medisupport, Dianalabs und MCL sowie Medica erworben.
Im Oktober gründete der Konzern die Sonic Suisse AG als «Netzwerk regionaler Laboratorien» mit Sitz in Luzern. Alle Labors sind laut Geschäftsbericht hundertprozentige Töchter des australischen Unternehmens. Laut eigenen Angaben im Internet betreibt Sonic Suisse in der Schweiz 69 Labors und beschäftigt 2800 Mitarbeiter.
Genfer Unilabs neu in dänischem Besitz
Geld von Schweizer Prämienzahlern landet auch bei der dänischen Familie Mærsk-Uggla. Ihrem Unternehmen A. P. Möller Holding in Kopenhagen gehören unter anderem die Containerschiffreederei Maersk und die grösste dänische Bank. Die Firma kaufte im März 2022 den Genfer Laborkonzern Unilabs SA.
Unilabs betreibt gemäss eigenen Angaben 33 Labors in der Schweiz und weitere in den Niederlanden, Spanien, Schweden oder Norwegen. Schweizer Unilabs-Labors machten im letzten Jahr rund 120 Millionen Franken Umsatz mit medizinischen Tests, welche die Prämienzahler finanzieren. Auch das zeigt eine Auswertung von Daten der Grundversicherung.
Weder Sonic Healthcare noch die A. P. Möller Holding geben auf Anfrage des K-Tipp preis, wie viel Gewinn sie in der Schweiz erzielen.