Die Migros ist mit ihren Eigenmarken gross geworden – mit Aproz, Blévita, Candida, Eimalzin, Farmer, Mifloc, Potz, Valflora oder dem Abwaschmittel Handy. Die Produkte aus den Migros-eigenen Betrieben bürgen für tiefere Preise als Markenartikel – und schneiden bei Qualitätstests von K-Tipp und «Saldo» oft gut ab.
Doch die heutigen Migros- Verantwortlichen scheinen sich von der früheren Strategie mehr und mehr zu verabschieden. Unablässig platzieren sie neue Markenartikel anderer Hersteller in ihren Regalen – auf Kosten der Eigenmarken.
Stichprobe in 100 Migros-Filialen
Der K-Tipp hat das Sortiment von 100 Filialen in allen Landesgegenden unter die Lupe genommen und die Verfügbarkeit vergleichbarer Produkte ausgezählt. Einige Beispiele:
- 400-Gramm-Beutel Ovomaltine: Er ist in 99 von 100 Migros-Filialen im Angebot, der 500-Gramm-Beutel der Eigenmarke Eimalzin nur in 60 Filialen.
- Heinz-Ketchup: Diesen Klassiker gibt es so gut wie überall, M-Classic-Ketchup hingegen nur in einem Viertel der Filialen.
- Thomy-Mayonnaise in der 170-g-Tube: Sie gibt es in 86 Filialen, die M-Classic-Mayonnaise nicht einmal in der Hälfte.
- OB-Tampons mini: Die Markentampons führt die Migros in 97 Filialen. Die Eigenmarke Molfina gibts nur in 59 Filialen.
- Caotina-Pulver: Das Frühstücksgetränk der Firma Wander kann man in 96 von 100 Filialen kaufen. Die Eigenmarke Califora bloss in 72 Filialen.
Markenartikel sind doppelt so teuer
Die Migros schreibt zwar: «Der Anteil von 80 Prozent Eigenmarken im Sortiment ist gesetzt und unbestritten.» Aber sie verschweigt, dass das gesamte Eigenmarkensortiment höchstens in ganz grossen Filialen erhältlich ist. In kleinen Filialen ist dafür kein Platz. Deshalb fliegen viele Eigenmarkenprodukte aus den Regalen.
Das hat Folgen fürs Portemonnaie: So kosten zum Beispiel die ob-Tampons dreimal so viel wie die entsprechenden Tampons der Migros-Eigenmarke Molfina. Und der mittelscharfe Senf von Thomy ist mehr als doppelt so teuer wie der Senf der Eigenmarke M-Classic. Im Durchschnitt sind die Markenprodukte in der K-Tipp-Stichprobe doppelt so teuer wie die Migros-eigenen Waren.
Es kommt auch vor, dass Eigenmarken ganz aus den Migros-Läden verschwinden: Tresella, die Ragusa- Kopie der Migros etwa, gibt es seit Jahren nicht mehr, genauso wie das Rivella- Nachahmerprodukt Mivella.
Die Zunahme der Markenartikel in den Migros- Regalen dürfte sich auch auf die Billiglinie M-Budget auswirken: Der K-Tipp zeigte schon vor Jahren auf, dass der Einkauf in kleinen Migros-Filialen teurer ist als in grossen, weil dort viel weniger M-Budget-Produkte erhältlich sind (K-Tipp 8/2014 und 4/2016).
Übrigens: Coop hat deutlich weniger Eigenmarken im Sortiment als die Migros. Aber im Zweifelsfall erhalten auch bei Coop die Markenartikel den Vorzug. Beispiel: Die Pampers-Windeln der Grösse 5 sind in 91 von 100 Filialen erhältlich, die Naturaline-Windeln von Coop nur in 32 Filialen. Sie kosten 39 Franken pro 100 Stück, die Pampers-Windeln hingegen 47 Franken.