Teure Sammellust
Für die Sammelkarten der Schweizer Hockeyspieler geben manche Kinder ihr ganzes Sackgeld her. Doch um das Album zu füllen, braucht es schnell mehrere hundert Franken.
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K-Tipp 4/2004
25.02.2004
Markus Kellenberger - mkellenberger@ktipp.ch
Thomas Etter aus Zollbrück BE rechnet: Die Eishockey-Teams der Nationalliga A und B bestehen aus rund 500 Spielern. Für jeden gibt es eine so genannte Playercard mit Foto und persönlichen Daten. Diese Playercards sind immer zu fünft, zufällig zusammengestellt, in einem Päckchen zu je Fr. 2.50 an Kiosken und Poststellen erhältlich.
Rein theoretisch braucht es 100 Päckchen, um alle Spieler zu bekommen - vorausgesetzt man erwischt keine Karte doppelt. Das macht 250 Franken zu...
Thomas Etter aus Zollbrück BE rechnet: Die Eishockey-Teams der Nationalliga A und B bestehen aus rund 500 Spielern. Für jeden gibt es eine so genannte Playercard mit Foto und persönlichen Daten. Diese Playercards sind immer zu fünft, zufällig zusammengestellt, in einem Päckchen zu je Fr. 2.50 an Kiosken und Poststellen erhältlich.
Rein theoretisch braucht es 100 Päckchen, um alle Spieler zu bekommen - vorausgesetzt man erwischt keine Karte doppelt. Das macht 250 Franken zuzüglich 20 Franken fürs dazugehörige Album, total also mindestens 270 Franken für die komplette Sammlung. «Das ist unsinnig viel für ein Produkt, das Kinder als Zielpublikum hat», stellt Thomas Etter fest.
«Der Aufwand, jedes Jahr die ganze Serie neu zu fotografieren und zu drucken, ist gross», rechtfertigt sich Jürg Ochsner, Playercards-Herausgeber und Inhaber des gleichnamigen und auf Eishockey spezialisierten Sportgeschäfts in Embrach ZH. Aufwand und Ertrag lägen - ohne dass er genaue Zahlen zu Kosten und Auflage nennen will - nahe beieinander.
Vater Etter kümmert das wenig. Sein Problem mit dem hohen Preis ist damit nicht ausgeräumt, denn Yanick, sein neun Jahre alter Sohn, bekommt pro Woche genau Fr. 2.50 Taschengeld. «Damit kauft er sich dann sofort ein Päckchen Playercards», sagt Etter. «Es ist wie eine Sucht.»
Dass solche Sammlerkarten ein nicht zu unterschätzendes Suchtpotenzial aufweisen, bestätigt der Pädagoge Andreas Zollinger vom Marie-Meierhofer-Institut in Zürich, das im Bereich Kindererziehung forscht. «Kinder sammeln und tauschen gern - nicht zuletzt auch darum, weil sie zu einer Gruppe mit gleichen Interessen gehören wollen», begründet er. Darum erstaune es nicht, dass es vielen Kindern «den Ärmel völlig reinnimmt». Ihr Ziel: die angefangene Sammlung zu Ende führen.
Weil das Sackgeld nicht reicht, werden dann häufig die Eltern oder - im Falle von Yanick Etter - Götti und Gotte zur Kasse gebeten. «Ohne deren finanziellen Beistand würde das Album nie voll», klagt sein Vater. Und: «Wenn schon so viel Geld ausgegeben wird, möchte ich wissen, ob ein Teil davon wenigstens dem Eishockey-Sport zugute kommt.»
Andere Bildchen sind noch teurer
Das tut es - wenn auch indirekt. Ochsner Hockey rüstet jedes Jahr die Schweizer Nationalmannschaft mit Helm, Hose, Handschuh und allem nötigen Kleinmaterial aus. Zudem können alle Nationalliga-Teams die Playercards günstig beziehen und als Beitrag an die Klubkasse über die eigenen Fan-Shops verkaufen.
Den Eltern von Playercard-Fans bleibt da nur ein Trost: Die bei Kindern ebenfalls beliebten Pokémon- und Yu-Gi-Oh-Karten sind mit einem Franken pro Stück deutlich teurer. In der Schweiz wurden davon letztes Jahr rund sechs Millionen Stück verkauft - und von diesen Einnahmen sieht der Schweizer Sport keinen Rappen.
Sind Sammelbilder auch in Ihrer Familie ein Thema? Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? Antworten Sie bitte auf www.ktipp.ch.