Der Informationsdienst für den öffentlichen Verkehr (Litra) hat in einer Studie «die Preise typischer Mobilitätssituationen miteinander verglichen». Und kommt zum Schluss: «Die Preise in der Schweiz bewegen sich – kaufkraftbereinigt – im Mittelfeld aller Vergleichsländer.»
Doch wenn jemand so kompliziert schreibt («Mobilitätssituationen»), dann ist meistens etwas faul – so auch bei der Litra-Studie. Das zeigte kürzlich die Konsumentenzeitschrift «Saldo» auf. So wurden in der Studie zum Teil Halbpreis- mit Vollpreisbilletten verglichen. Zudem zogen die Studienautoren für den Vergleich die Luftliniendistanzen heran. Und sie rechneten die Kaufkraft der einzelnen Länder ein. Als ob Bahnbillette in der Schweiz teurer sein müssten, weil auch Handygespräche und Blinddarmoperationen teurer sind.
Bern–Zürich weitaus am teuersten
Alles deutet also darauf hin, dass die Studie so angelegt wurde, dass die Schweizer Transportunternehmen möglichst gut abschneiden. Noch 2006 und 2008 hatte die Litra Vollpreis- mit Vollpreisbilletten verglichen. Das hat der K-Tipp nun auch getan. Und zwar für Strecken zwischen zwei wichtigen Städten über eine Distanz von 125 bis 130 km. Berücksichtigt wurden Normalbillette der 2. Klasse. Das Resultat:
- Am teuersten ist die Retourfahrt zwischen Bern und Zürich: 98 Franken.
- Deutlich günstiger ist das Billett Bremen–Hamburg retour: 70 Franken.
- Um 60 Franken kosten die Billette in Österreich, Frankreich und Italien.
- Am günstigsten ist das Billett zwischen Linz und Salzburg bei der Westbahn: Es kostet gut 31 Franken.
Der K-Tipp hat die Preise am 3. Juni erhoben, für Fahrten am 10. Juni – hin um 8 Uhr, zurück um 17 Uhr. Erstaunlich: Für drei Strecken boten die jeweiligen Online-Bahnschalter Sparbillette an: Damit hätte Bremen–Hamburg retour nur 40 Franken gekostet, Paris–Rouen 35 Franken. Und Mailand–Parma Fr. 22.50 – retour, wohlverstanden.
Mitautor Caspar Sträuli verteidigt die Studienanlage. Der Vergleich von Vollpreisbilletten werde «der Realität nicht gerecht». Nur: In der Studie ist das Schweizer Halbtaxabo berücksichtigt, diverse holländische Vergünstigungen jedoch nicht, weil sie zu Stosszeiten nicht gelten. Die Studienautoren schreiben auch gleich selber, dass sich die Preissysteme stark unterscheiden. «Das erschwert saubere Vergleiche.» Und: «Die Preisvergleiche sind mit einer gewissen Unschärfe behaftet.» Deshalb hat der K-Tipp Vollpreis- mit Vollpreisbilletten verglichen – da gibt es keine «Unschärfen».
So viel kosten Zugtickets zwischen 125 km entfernten Städten
Der K-Tipp hat die Billettpreise für Fahrten zwischen Städten, die rund 125 Kilometer voneinander entfernt sind, verglichen. Die Preise gelten für Retourbillette der 2. Klasse zum Normalpreis.
Lesebeispiel: Das Retourbillett für die Strecke Bern–Zürich kostet 98 Franken. Für die Strecke Bremen–Hamburg zahlt man nur 70 Franken, also 28 Franken weniger.
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