Seit 2011 ist im Einfamilienhaus von Dino Demola aus Plaffeien FR ein Lift der Firma Otis eingebaut. Zu Beginn zahlte Demola für das Wartungsabo 1458 Franken pro Jahr. Dieses umfasste zwei Liftkontrollen pro Jahr sowie den Betrieb der Gegensprechanlage für Notrufe. Über die Jahre verlangte Otis immer mehr für den Service. Dieses Jahr sind es schon 1923 Franken. Demola: «Die Kosten sind über 30 Prozent gestiegen – für den gleichen Aufwand.» Hinzu kamen über die Jahre weitere Ausgaben.
So kostete der Ersatz der Notbatterie 539 Franken, und eine neue Lichtschranke kostete 954 Franken. In den letzten fünf Jahren musste Demola die Gegensprechanlage schon zwei Mal ersetzen: Zuerst wechselte er vom 2G-Handynetz auf das 3G-Netz. Kostenpunkt: 980 Franken. Und 2022 ersetzte Otis die Anlage wegen eines Defekts erneut. Preis: 3209 Franken. Damit nicht genug: Im letzten Jahr erhielt Demola erneut Post von Otis: «Wie Sie sicherlich erfahren haben, plant Swisscom, das 3G-Netz bis Ende 2025 zu betreiben.»
Otis empfahl eine Umrüstung auf 4G. Kosten: 2262 Franken. Dino Demola reklamierte bei Otis: «Diese Liftkosten sind extrem hoch. Wieso wurde nicht vor einem Jahr gleich auf 4G umgerüstet?» Demola drohte, eine andere Firma mit dem Service zu beauftragen. Das wirkte: Liftbauer Otis entschuldigte sich. Man habe nur wenige Monate nach dem Ersatz der Anlage «neue Richtlinien» erhalten. Otis versprach, man werde das neue System kostenlos installieren.
Teure Wartungsabos kann man sich sparen
Auch weitere Fälle von K-Tipp-Lesern zeigen: Wer Vergleichsofferten einholt, kann bei der Wartung viel Geld sparen. Beispiele:
- Im vierstöckigen Mehrfamilienhaus von Andreas Buetti aus Basel ist ein Lift von Schindler eingebaut. Früher hatte er ein Wartungsabo von Schindler. «Das kostete jedes Jahr pauschal über 3000 Franken.» Buetti sagt, der Monteur sei jeweils nur zehn Minuten vor Ort gewesen. Er wechselte zu einer kleineren Firma: Dort bezahlt er die einzelnen Einsätze des Monteurs separat. Das kostet laut Buetti jeweils nur 200 bis 300 Franken.
- Einer Stockwerkeigentümerin aus dem Kanton Zürich kündigte die Verwaltung an, man müsse die Gegensprechanlage des Lifts ersetzen. Die Wartungsfirma verlangte dafür 3000 Franken. Die K-Tipp-Leserin fand das teuer und fragte eine kleine Firma an: Diese offerierte die Reparatur für 1500 Franken. Die Verwaltung informierte die bestehende Wartungsfirma darüber. Plötzlich war diese bereit, die Arbeit zum halben Preis auszuführen.
Die vier Unternehmen Schindler, Otis, Kone und TKE bauen in der Schweiz die meisten Lifte. Mehr Geld als mit dem Bau verdienen sie mit Wartungsverträgen. Bernhard Emch vom Berner Familienbetrieb Emch Aufzüge sagt: «Generalunternehmer achten beim Bau oft nur auf die Anschaffungskosten.» Da seien die Grosskonzerne günstiger als kleinere Firmen. Berücksichtige man auch die Wartungskosten, gebe es aber oft bessere Angebote.
Roger Köppel ist Chef des Familienbetriebs Köppel Aufzüge aus Berneck SG und Präsident des Vereins der unabhängigen Liftunternehmen VFKA. Er bestätigt: «Die grossen Konzerne verkaufen die Lifte sehr günstig.» Doch bei den Wartungsverträgen seien sie im Durchschnitt 20 bis 30 Prozent teurer als kleinere Firmen.
Laut Köppel ist es darum wichtig, nicht nur auf die Anschaffungskosten zu achten. Unabhängige Wartungsfirmen könnten viele Lifte der grossen Konzerne günstiger warten. Bei einigen Liften sei es jedoch schwierig, auf die Steuerung zuzugreifen. Man könne Kunden im konkreten Fall erklären, was machbar sei und was nicht.
Überhöhte Preise für Ersatzteile
Kleinere Firmen klagen schon lange über überhöhte Preise der Konzerne für Ersatzteile und sonstige Behinderungen. Auch die Wettbewerbskommission (Weko) hatte Anzeichen dafür, dass Liftbauer unabhängige Wartungsfirmen behindern und unangemessene Preise erzwingen. Die Weko stellte damals das Verfahren aber ein. Im Oktober 2022 rollte sie den Fall neu auf. Laut Weko-Vizedirektor Olivier Schaller ist die Vorabklärung aktuell «noch nicht abgeschlossen».
Die Umrüstung der Gegensprechanlage von 3G auf 4G kostet bei den Grosskonzernen 2000 bis 3000 Franken. Laut Roger Köppel ist es aber meistens nicht nötig, das ganze System zu ersetzen. Schon für 1000 bis 2000 Franken bekomme man eine kompatible neue Anlage.
Die Liftkonzerne Otis und TKE beantworteten die Fragen des K-Tipp nicht. Schindler-Sprecher Roman Schenkel schreibt: «Alle Wartungsfirmen können bei der Schindler Aufzüge AG Ersatzteile bestellen.» Auch Diagnosewerkzeuge für die Wartung liessen sich bei Schindler beziehen. Kone antwortete ähnlich wie Schindler.
Das ist wichtig bei Wartungsverträgen
- Haus- und Wohnungsbesitzer sollten schon beim Kauf des Eigenheims oder beim Einbau des Lifts auf die Wartungskosten des Lifts achten. Dabei gilt: Immer mehrere Offerten einholen.
- Man sollte auch kleine und mittelgrosse Betriebe aus der Region berücksichtigen. Eine Übersicht gibt es auf der Internetseite des Vereins der unabhängigen Liftunternehmen, Vfka.ch. Wichtig: Man sollte unbedingt vergleichen, welche Arbeiten und Materialien im Wartungsabo inbegriffen sind und welche nicht.
- Keine langjährigen Wartungsverträge abschliessen. Mit jährlichen Verträgen bleibt man flexibel und kann die Firma schnell wechseln.
- Mieter dürfen bei der Verwaltung Einsicht in die Nebenkostenabrechnung verlangen. Sie können die Wartungsfirma zwar nicht aussuchen. Aber sie können der Verwaltung Vorschläge für günstigere Verträge unterbreiten.