Die Kosten zur Erzeugung von Solarstrom sind in den letzten Jahren stark gefallen. Denn Photovoltaikanlagen sind viel günstiger geworden: Allein von 2007 bis 2012 haben sich ihre Preise in der Schweiz mehr als halbiert. Heute betragen die Produktionskosten für Solarstrom in neuen Anlagen – je nach Leistung und Typ – im Schnitt nur noch zwischen 18,5 und 27 Rappen pro Kilowattstunde (kWh).
Doch die Preise, die Schweizer Elektrizitätsversorger für Solarstrom verlangen, hinken den gesunkenen Produktionskosten deutlich hinterher. Das zeigt die K-Tipp-Stichprobe bei 25 Elektrizitätswerken: 17 verkaufen Sonnenstrom (exklusive Netznutzung und Abgaben) um mehr als 30 Rappen teurer als ihr günstigstes Stromprodukt. Bei den Elektrizitätswerken Obwalden, Herrliberg ZH und der Stadt Zürich kostet Solarstrom rund 60 Rappen pro kWh mehr als gewöhnlicher Strom. Warum? Thomas Baumgartner vom EW Obwalden sagt, der Solarstrom stamme aus älteren Anlagen mit Gestehungskosten von 55 bis 60 Rappen pro kWh. Zudem koste die Zertifizierung der Anlagen nach «Naturmade Star» auch noch Geld. Er verspricht immerhin: Auf 2015 werde man Sonnenstromprodukte mit tieferen Preisen lancieren.
Auch das Stadtzürcher EWZ verweist auf das Alter der Solaranlagen: 1996 habe man die erste Solarstrombörse der Schweiz ins Leben gerufen, so Sprecherin Esther Rutz. Seither seien rund 300 Solaranlagen in diese Börse aufgenommen worden – die meisten erstellt zu einer Zeit, als die Produktionskosten noch über 50 Rappen pro kWh betragen hätten. Und: «Das EWZ garantiert den Produzenten die Abnahme des Stroms für 20 Jahre zu einem kostendeckenden Preis.» Dieser betrage bei einigen Solaranlagen über 1 Franken pro kWh. Das spüren auch Herrliberg, Männedorf und andere EWs, die ihren Sonnenstrom beim EWZ beschaffen und somit ebenfalls teuer verkaufen.
«Jammern auf sehr hohem Niveau»
Praktisch alle vom K-Tipp angefragten Elektrizitätswerke mit hohen Solarstrompreisen argumentieren, ihr Sonnenstrom komme mindestens teilweise aus älteren und deshalb vergleichsweise teuer produzierenden Anlagen.
Heini Glauser, Experte für erneuerbare Energien, hält das für Jammern auf sehr hohem Niveau: «In der Schweiz ist die Zahl neuer Solarstromanlagen inzwischen so gross, dass höhere Kosten aus alten Anlagen problemlos breit abgefedert werden könnten.» Zuschläge für Solarstrom von über 30 Rap-pen pro kWh bezeichnet der Energie-Ingenieur als «masslos und dreist» – ausser im Fall des EWZ, das wegen seiner Pionierrolle und der langfristigen Abnahmeverträge eine Sonderposition einnehme.
Dass es auch günstiger geht, zeigen das Stadtwerk Winterthur und die Bündner Repower AG. Beide verkaufen die Kilowattstunde Sonnenstrom mit einem Aufpreis von weniger als 20 Rappen.