Teures «Fremdgehen»
Infos über die Minutentarife vor jedem Anruf: Das fordert eine Mehrheit der Konsumenten. Swisscom erfüllt diesen Kundenwunsch zum Teil, Orange und Sunrise wollen nichts davon wissen.
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K-Tipp 13/2005
24.08.2005
Stephan Dietrich - stephan.dietrich@ktipp.ch
Noch immer werden die Handy-Besitzer geschröpft, denn der Anruf auf ein fremdes Netz kann extrem teuer werden: Statt 50 Rappen wie aufs eigene Netz kostet etwa bei Swisscom Liberty ein 10-Minuten-Gespräch auf Fremdnetze 5 Franken. Weil die Vorwahl keinen Rückschluss auf den Anbieter zulässt, weiss der Anrufer oft nichts davon. Auch bei Anrufen ab Festnetz gibt es Unterschiede von bis zu 30 Prozent - und der Tarifsalat wird immer grösser.
Die Konsumenten fordern deshalb mehr K...
Noch immer werden die Handy-Besitzer geschröpft, denn der Anruf auf ein fremdes Netz kann extrem teuer werden: Statt 50 Rappen wie aufs eigene Netz kostet etwa bei Swisscom Liberty ein 10-Minuten-Gespräch auf Fremdnetze 5 Franken. Weil die Vorwahl keinen Rückschluss auf den Anbieter zulässt, weiss der Anrufer oft nichts davon. Auch bei Anrufen ab Festnetz gibt es Unterschiede von bis zu 30 Prozent - und der Tarifsalat wird immer grösser.
Die Konsumenten fordern deshalb mehr Kostentransparenz. Dies macht eine vom K-Tipp in Auftrag gegebene Repräsentativ-Umfrage deutlich: Von 1022 durch das Luzerner Institut Link befragten Personen finden es je knapp ein Drittel «sehr» oder «ziemlich begrüssenswert», wenn sie vor jedem Telefongespräch, ob ab Festnetz oder Handy, mittels Band informiert würden, wie viel sie die Gesprächsminute kostet (siehe Grafik).
Immerhin: Punkto Transparenz tut sich jetzt etwas. Kunden von Swisscom Mobile werden seit kurzem durch einen Signalton informiert, wenn sie telefonisch fremdgehen. Bei einer Bandansage mit den exakten Minutentarifen gäbe es laut Swisscom-Sprecher Sepp Huber aber technische Probleme. Dies wegen der wechselnden und vielfältigen Tarife der diversen Anbieter.
Doch diese Probleme sind lösbar. Österreich machts vor: Die Tarif-Information ist dort staatlich vorgeschrieben und funktioniert bestens. Den gleichen Service hat Simonetta Sommaruga, SP-Ständerätin und Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz, bei der parlamentarischen Diskussion des Fernmeldegesetzes gefordert. Die Mehrheit der Ständeräte hat ihr Anliegen auch unterstützt.
Bei Orange und Sunrise hingegen will man weiterhin nichts von Kostentransparenz wissen. «Wir gehen davon aus, dass Bandansagen, die dem Kunden vor dem Gespräch die Kosten transparent machen, eher stören», erklärt Sunrise-Sprecherin Muriel Mathis. Bloss: In Österreich lässt sich ein solcher Service auf Wunsch des Kunden ohne grossen Aufwand abstellen.
Die Haltung von Sunrise und Orange ist jedoch leicht zu erklären: Deren Kunden müssten viel häufiger darüber informiert werden, dass sie auf ein teureres, fremdes Netz telefonieren als diejenigen des Marktleaders.
Letztes Jahr setzten die drei grossen Mobilfunk-Anbieter zusammen 6,8 Milliarden Franken um. Davon dürften die Kosten für Anrufe auf Fremdnetze rund eine halbe Milliarde Franken betragen haben, schätzt Ralf Beyeler vom Internet-Vergleichsdienst Comparis. Und angesichts der hohen Preise für telefonisches Fremdgehen wollten sich die Firmen das lukrative Geschäft wohl nicht durch Transparenz verderben lassen.
Zu welchem Netz gehört die Nummer?
Wer wissen will, ob sein Anruf auf ein teures Fremdnetz geht, kann dies mehr oder weniger einfach feststellen.
Wer den Anbieter wechselt, kann seine Handy-Nummer mitnehmen und zum Beispiel mit seiner 079er-Nummer von Swisscom zu Orange wechseln. Dies können Anrufer jedoch nicht erkennen - und haben dann unter Umständen hohe Gesprächskosten. Die einzige Möglichkeit herauszufinden, welche Nummer bei welchem Telefonanbieter ist, ist die Nummernabfrage.
- Swisscom-Abonnenten senden eine Gratis-SMS an die Nummer 3333, die als Text die Nummer des Anzurufenden enthält.
- Bei Orange kann man gratis die fragliche Telefonnummer (NUM, Leerschlag und Nummer) als SMS an Nummer 300 senden.
- Bei Sunrise tippt man *109*, Telefonnummer und # ins Handy ein, dann Verbindungstaste drücken.