Die Reserven der Krankenkassen sind im laufenden Jahr von 9,5 auf 11,3 Milliarden Franken gestiegen (siehe «Saldo» 15/2020). Das ist ein neuer Rekord. 2018 lagen die Reserven bei 8,4 und ein Jahr zuvor bei 7,2 Milliarden. Diese dicken Fettpolster der Kassen zeigen: Die Prämieneinnahmen waren regelmässig höher als die Leistungen, welche die Kassen zahlen mussten. Die Versicherten zahlten also Prämien auf Vorrat.
Das sieht nun auch der Bundesrat so. Er ist der Meinung, dass die Mehrheit der Versicherer zu hohe Reserven äufnen. Er schlägt deshalb eine Verordnungsveränderung vor: Die Kassen sollen weniger Prämien auf Vorrat erheben. Denn gemäss Gesetz müssen die Prämien den effektiven Kosten entsprechen. Die Prämien dürfen also nicht höher als die Kosten sein.
Reservequoten bis 400 Prozent
Klar ist: Reserven garantieren die langfristige Zahlungsfähigkeit der Krankenversicherer. Allein im Jahr 2019 hatten aber die meisten Versicherer Reservequoten von über 200 Prozent, in Einzelfällen gar 400 Prozent – also doppelt oder gar vier Mal so hohe Reserven wie gesetzlich vorgeschrieben.
Damit soll nun Schluss sein. Der Bundesrat will den Krankenkassen erlauben, diese Reserven künftig bis auf 100 Prozent zu senken. Damit können die Kassen auch in einem überaus schlechten Jahr noch all ihren Verpflichtungen nachkommen. Als ausserordentlich schlecht definiert der Bundesrat ein Jahr, wie es eine Krankenkasse nur alle 100 Jahre erlebt.
Mit tieferen Prämien können die Versicherten aber frühestens 2022 rechnen. An sich wären solche schon im nächsten Jahr möglich gewesen. Doch das Eidgenössische Departement des Innern sah keinen Grund zur Eile. Denn die Kassen hätten ja jetzt schon die Möglichkeit, auf freiwilliger Basis Reserven durch eine Senkung der Prämien abzubauen.
KPT gibt Reserven an ihre Kunden zurück
Übrigens: Im gesamtschweizerischen Durchschnitt bezahlen Grundversicherte bei der KPT 2021 leicht weniger Prämien als in diesem Jahr. Diese positive Entwicklung ist möglich, weil die KPT als genossenschaftlich organisierte Versicherung überschüssige Reserven an ihre Versicherten zurückgibt. «Wir setzen unsere Reserven ein, um die Prämienentwicklung für unsere Kundinnen und Kunden zu dämpfen», erklärt KPT-CEO Reto Egloff.