Zahlen des Verbands für Heimtiernahrung zeigen: In fast jedem zweiten Haushalt in der Schweiz lebt ein Haustier. Am meisten verbreitet sind Hunden und Katzen.
Kauf und Pflege der Tiere gehen ins Geld. Auch für gesunde Katzen und Hunde sind die ersten Standardbehandlungen beim Tierarzt mit hohen Kosten verbunden. Das zeigt eine Preiserhebung des K-Tipp bei 26 zufällig gewählten Tierkliniken und Tierarztpraxen in sieben Deutschschweizer Kantonen. Je nach Praxis unterscheiden sich die Tarife erheblich. Beispiele:
- Eine Katze gegen Katzenseuche und Katzenschnupfen impfen lassen, kastrieren und chippen: Dafür verlangt die Kleintierpraxis Ruckstuhl in Kreuzlingen TG 333 Franken. Für die gleiche Behandlung zahlt man in der Kleintierpraxis Witikon in Zürich 557 Franken – über 200 Franken mehr.
- Eine Hündin mit einem Gewicht von 20 Kilo gegen gängige Infektionskrankheiten sowie Tollwut impfen lassen und kastrieren: Mit 804 Franken war die Praxis Schönau-Vets in Udligenswil LU am günstigsten. In der Kleintierpraxis am Ring in Basel zahlt man für die gleiche Behandlung 1636 Franken. Differenz: über 800 Franken.
Die erwähnten Behandlungen sind in der Schweiz zwar nicht obligatorisch – aus Tierschutzgründen sind sie aber empfehlenswert. Für Reisen mit dem Haustier ins Ausland ist die Tollwutimpfung obligatorisch.
Preisauskünfte nur am Telefon
Anders als in der Humanmedizin sind die Preise in der Tiermedizin behördlich nicht festgelegt. Tierärzte können ihre Behandlungstarife frei wählen. Umso wichtiger ist es für Tierhalter, die Preise zu vergleichen. Doch die Tierärzte machen es Kunden nicht leicht: Kaum eine Praxis publiziert ihre Preise im Internet. Wer Auskunft über die Tarife sucht, muss bei jedem Tierarzt selber nachfragen.
Die Preisbekanntgabeverordnung verlangt, dass für Konsumenten die Möglichkeit besteht, «Preise telefonisch zu erfragen, eine Preisliste per Post oder elektronisch anzufordern oder sie vom Internet abzurufen». Zudem müssen Tierärzte in ihrer Praxis eine Preisliste gut sichtbar auflegen.
Auch der K-Tipp kontaktierte für die Stichprobe die 26 Tierarztpraxen telefonisch und fragte nach den Tarifen für Impfungen, Kastration und das Einsetzen eines Mikrochips (bei Katzen). Alle Praxen erteilten am Telefon Auskunft. Auf die Frage, ob die Preisliste per E-Mail zu bekommen sei, antworteten einige Praxismitarbeiter, die Preisgestaltung sei wegen der Unterschiede beim Gewicht des Tiers und bei Medikamenten komplex.
Als der K-Tipp nach der Stichprobe die Praxen und Kliniken mit den erhobenen Tarifen konfrontierte, korrigierten viele von ihnen die zuerst angegebenen Preise – zum Teil nach oben, zum Teil nach unten. Das zeigt: Bei telefonischen Anfragen ist es ratsam, sich die Preise per E-Mail bestätigen zu lassen. Dalbe in Basel publiziert als einzige Praxis in der Stichprobe ihre Behandlungspreise im Internet.
Mehrere Praxen in der Region vergleichen
Die K-Tipp-Stichprobe zeigt ausserdem, dass die Tarifunterschiede bei Tierarztbehandlungen innerhalb einer Region ebenfalls gross sein können. Das gilt auch für Standardbehandlungen wie Impfungen.
In den Kantonen Aargau, Bern und Thurgau fand der K-Tipp Tierarztpraxen, die für eine Impfung gegen Katzenseuche und Katzenschnupfen nahezu doppelt so viel verlangten wie andere Tierärzte in der gleichen Region. Beispiel: Die günstigste Praxis verlangte für eine Impfung 55 Franken, die teuerste 100 Franken.
In Basel und Umgebung kostet die Kastration einer Hündin mit einem Gewicht von 20 Kilo in der Stichprobe zwischen 935 und 1636 Franken. Ein Hundebesitzer mit Wohnsitz in Basel kann ungefähr 700 Franken sparen, wenn er sich nach Riehen BS begibt und die Behandlung in der Praxis Mondo Animale machen lässt. Solche Unterschiede gibt es auch in Regionen wie Zürich und Luzern. Der Vergleich der Tarife aller 26 angefragten Tierarztpraxen ist im Internet zu finden unter Ktipp.ch/tieraerzte.
Wie lassen sich die Unterschiede erklären? Die Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte sagt zum K-Tipp, Faktoren wie «Grösse, Lage, Infrastruktur der Praxis, Dienstleistungsangebot, Mitarbeitende, Umfeld und Nachfrage» hätten einen Einfluss auf die Preise. Einige Tierarztpraxen begründen ihre Preise damit, sie würden neuste tiermedizinische Standards anwenden sowie über moderne Geräte und gut ausgebildetes Personal verfügen. Das koste Geld.
Tierarzt: So können Sie sparen
- Die meisten Tierärzte geben auf ihren Internetseiten die Tarife für Tierbehandlungen nicht bekannt. Um die Preise vergleichen zu können, fragt man am besten bei mehreren Tierarztpraxen in der Region nach. Tierärzte sind gesetzlich dazu verpflichtet, Tierhaltern Auskunft über die Preise zu geben.
- Fragen Sie die Praxis nach den Preisen für die einzelnen Impfungen, die Sie Ihrem Tier verabreichen möchten.
- Fragen Sie auch, ob bei der Kastration die Untersuchung des Tiers und die Medikamente für den Eingriff im angegebenen Preis inbegriffen sind. Einige Tierarztpraxen gaben bei der Preiserhebung des K-Tipp Kastrationspauschalen exklusive Medikamenten an.
- Erkundigen Sie sich auch nach allfälligen Aktionen und Rabatten. Einige Tierarztpraxen bieten saisonale Rabatte an. Bei anderen sind die Preise tiefer, wenn man zum Beispiel zwei Katzen gleichzeitig behandeln lässt.
- Lassen Sie sich die angegebenen Preise per E-Mail bestätigen. Auf die mündlichen Preisangeben am Telefon ist nicht immer Verlass, wie die aktuelle Stichprobe des K-Tipp zeigt.