Tierärzte: Mangelhafte Informationen
Der K-Tipp wollte wissen, wie seriös Tierärzte arbeiten. Die Stichprobe zeigt: Die Veterinäre untersuchen die Tiere meist sehr gut. Aber bei der Beratung zu Impfung, Entwurmung und Ernährung hapert es teilweise.
Inhalt
K-Tipp 18/2008
27.10.2008
Letzte Aktualisierung:
28.10.2008
Stephan Dietrich
«Von den zehn besuchten Tierärzten könnte ich nur zwei oder drei ohne Einschränkung weiterempfehlen», so das Fazit der Testperson, die im Auftrag des K-Tipp zehn Tierpraxen in der Region Zürich mit rund zwei Monate alten Welpen aufsuchte.
Als Züchter verfügt der Tester über langjährige Erfahrung mit Hunden. Gegenüber den Tierärzten gab er sich hingegen als Laie aus, der erst kürzlich Hundebesitzer geworden und desh...
«Von den zehn besuchten Tierärzten könnte ich nur zwei oder drei ohne Einschränkung weiterempfehlen», so das Fazit der Testperson, die im Auftrag des K-Tipp zehn Tierpraxen in der Region Zürich mit rund zwei Monate alten Welpen aufsuchte.
Als Züchter verfügt der Tester über langjährige Erfahrung mit Hunden. Gegenüber den Tierärzten gab er sich hingegen als Laie aus, der erst kürzlich Hundebesitzer geworden und deshalb im Umgang mit den Vierbeinern noch sehr unsicher sei (siehe «So wurde getestet» unten).
Keine unnötigen Untersuchungen
Ziel der Visite war neben der klinischen Untersuchung auch, Informationen über die notwendigen Impfungen und die Entwurmung einzuholen. Zudem wollte sich der Tester punkto Ernährung und Erziehung beraten lassen.
Die Ergebnisse: Beim medizinischen Routinecheck gab es kaum etwas zu beanstanden. Kein Arzt diagnostizierte eine falsche Krankheit oder führte unnötige Untersuchungen durch. Auch das als Falle eingebaute angebliche Kratzen am Hals interpretierten sämtliche Veterinäre als Reaktion auf das noch ungewohnte Halsband.
Punkto Impfung und Entwurmung waren die Informationen aber teilweise ungenügend. «Manchmal musste ich den Ärzten die Informationen richtig aus der Nase ziehen», berichtet der Tester. Ähnlich fiel seine Beurteilung der Beratung zu Haltung und Erziehung aus. Bei beiden Punkten schnitten die Praxis von Janos Komaromy und Bessy’s Kleintierklinik im Vergleich zu den anderen Ärzten schlechter ab.
In Bessy’s Kleintierklinik arbeitet ein ganzes Team zusammen. Der K-Tipp-Tester sei bei seiner Visite «unglücklicherweise einem Internisten zugewiesen worden, der nicht auf die Beratung spezialisiert ist», bedauert Klinikleiter Rico Vannini. Es gebe bei Bessy’s andere Mitarbeiter, die sich in solche Fragen viel besser auskennen.
Der 79-jährige Tierarzt Janos Komaromy zweifelt an der Kompetenz der Testperson: «Hätte man mich richtig gefragt, wäre auch die Beratung entsprechend ausgefallen», erklärt er und verweist auf seine über 40-jährige Erfahrung. Komaromys Ernährungstipp ist zumindest fragwürdig: Er meinte, man könne den Tieren «alles mögliche futtern», in Freiheit würden sich die Tiere auch so ernähren. Das mag für ausgewachsene Hunde gelten, bei einem Welpen ist da Vorsicht geboten, so die Meinung der Experten.
Keine Werbung für spezielles Futter
Erfreulich: Kein Tierarzt hat ein teures Markenfutter speziell empfohlen oder Werbung dafür gemacht. Auch wurde nicht versucht, irgendwelche Spezial-Shampoos zu verkaufen. Ausnahme Kleintierklinik Seefeld: Ihr ist ein Pet-Shop angegliedert.
Die unterschiedliche Beratungsqualität hat sich auch in der Dauer der Konsultation niedergeschlagen. Am längsten Zeit gelassen hat sich Heinz Berli aus Uitikon Waldegg. Ihn hat der K-Tipp-Tester als besonders kompetent erlebt. Beim Honorar für die Beratung fällt kein Tierarzt aus dem Rahmen.
Unterschiede gibts bei den Kosten für eine Kastration: Heinz Berli verlangte für diesen Eingriff bei einem Rüden 400, bei einer Hündin 800 Franken und war damit am teuersten. Beat Stähli war mit 240 Franken für den Rüden und 500 bis 600 Franken beim weiblichen Tier am günstigsten.
So wurde getestet
Mitte September besuchte die K-Tipp-Testperson zehn zufällig ausgewählte Tierärzte im Grossraum Zürich. Die Bewertung erfolgte mit Hilfe eines Fragebogens, bei dessen Ausarbeitung eine erfahrene Tierärztin mitgearbeitet hat. Als «Versuchstiere» dienten fünf neun Wochen alte, gesunde Yorkshire-Terrier-Welpen. Jedes Tier musste zweimal zum Veterinär. Der Stress hielt sich für die Tiere somit in Grenzen.
So finden Sie den richtigen Tierarzt
Arztwahl: Bei der Wahl des passenden Tierarztes stellen sich im Prinzip die gleichen Fragen und Probleme wie bei der Suche nach einem neuen Hausarzt. Wichtig ist ein gewisses Vertrauensverhältnis. Und: Suchen Sie sich Ihren Tierarzt bereits, bevor die erste Untersuchung für Ihr Haustier ansteht. Beim ersten Arztbesuch sollten Sie darauf achten, dass sich der Arzt genügend Zeit nimmt, um alle Ihre Fragen im Detail beantworten zu können. Zu jeder Konsultation gehört ein kompletter Untersuchungsgang (inklusive Fragen zu Befinden, Sozialverhalten und Ernährung des Tieres).
Zu klären ist auch: Wer berufstätig ist, sollte auf die Praxisöffnungszeiten achten. Liegt die Praxis in Ihrer Nähe? Ist die Praxis auch zu Randzeiten, einmal oder mehrmals pro Woche nach 18 Uhr und am Samstag geöffnet? Existiert ein Notfalldienst?
Kosten: Den Tierarzt muss man selber bezahlen – und das kann schnell teuer werden. Vor der Konsultation eine verbindliche Auskunft zu erhalten, ist nicht immer einfach, wie die Stichprobe gezeigt hat. Fragen lohnt sich aber: Anders als bei den Humanmedizinern kann man beim Veterinär feilschen. Diese Erfahrung hat der K-Tipp-Tester gemacht: «Gerade wenn man mehrere Tiere hat und eine routinemässige Impfung oder Kastration ansteht, kann man bei manchen Ärzten kräftige Rabatte aushandeln.»
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