Kürzlich lobte sich die Migros selbst. «Mehr Toast, weniger Verschwendung», versprach sie. Künftig liefere sie bei zwei dunklen Toastbrotsorten auch die Anschnitte mit. Der Versuch laufe bis Mitte Mai. Bisher habe sie 530 Tonnen Toastbrotanschnitte pro Jahr verschwendet, schreibt die Migros: «Das entspricht 725 000 weggeworfenen Grosspackungen.»
Diese Verschwendung kontrastiert mit dem angeblichen Engagement der Migros. Auf ihrer Website belehrt sie die Kunden: «Essen gehört auf den Teller statt in den Abfall.» Und: «Auch Sie können einen Beitrag gegen die Lebensmittelverschwendung leisten.»
Deshalb fragte der K-Tipp nach. Und plötzlich behauptete die Migros: Die Anschnitte würden nicht weggeworfen, sondern «als Tierfutter weitergegeben».
Helles Toastbrot ohne Anschnitte
Doch wie kam die Migros überhaupt auf die Idee, derartige Mengen an einwandfreiem Brot auszusondern? Dem K-Tipp antwortete sie nur mit: «Wir bieten Toasts für jeden Geschmack an.» Und auf mehrmalige Nachfrage: «Jeder Kunde soll selber wählen können, was ihm schmeckt.»
Übrigens: Helles Toastbrot verkauft die Migros weiterhin ohne Anschnitte. Immerhin landen die hellen Anschnitte nach Angaben der Migros nicht im Futtertrog, sondern werden zu Paniermehl verarbeitet.
Dass es auch anders ginge, beweist die Migros selbst: Die Toastbrote der Billiglinie M-Budget verkauft sie – ob hell oder dunkel – schon lange inklusive Anschnitten.
Die Ausreden der Detailhändler
Und wie sieht es bei der Konkurrenz aus? Coop verkauft die Toastbrote der Billiglinie Prix Garantie und der Marke «Mulino Bianco» mit Anschnitten, alle anderen Sorten ohne. Diese Anschnitte zermahlt Coop nach eigenen Angaben zu Paniermehl, arbeitet sie in neuen Teig ein oder gibt sie ins Tierfutter.
Die Discounter Aldi, Denner und Lidl hingegen verkaufen ihre Toastbrote durchwegs ohne Anschnitte. Lidl bezeichnet Toastbrot ohne Anschnitte als «marktübliche Ware». Aldi sagt, ohne Anschnitte seien «die unterschiedlichen Sorten in den Regalen» leichter erkennbar.
Und Denner erklärt, die Anschnitte enthielten «relativ viel Acrylamid, was sich negativ auf die Gesundheit auswirken» könne.
Tausende Tonnen verschwendet
Genau diese angeblich acrylamidbelasteten Anschnitte verarbeitet Denner aber zu Paniermehl und setzt sie neuen Teigmischungen zu.
Auch Lidl und Aldi sagen, sie würden einen Teil der Anschnitte für neue Teige verwenden. Aldi spricht sogar davon, dass «die gemahlenen Krustenanteile den guten Geschmack der Brote unterstützen».
Gerne hätte der K-Tipp auch von Aldi, Coop, Denner und Lidl gewusst, wie viele Tonnen Toastbrotanschnitte sie jährlich verschwenden. Aber niemand wollte diese Frage beantworten.
Klar ist indessen: Wenn die Migros allein mit den dunklen Toastbrotsorten schon auf eine Menge von 530 Tonnen kommt, dann müssen es gesamtschweizerisch jährlich mehrere Tausend Tonnen sein.