Auf dem Hof von Alois Fischlin in Ingenbohl SZ starben kürzlich zwei Kühe qualvoll. «Eine lag morgens tot im Stroh. Die andere war im vierten Monat trächtig. Zehn Tage lang haben wir versucht, sie zu retten – vergeblich», erzählt Fischlin.
Schuld am Tod der Tiere sind laut Fischlin weggeworfene Aludosen oder Plastikflaschen. Im hohen Gras sind diese schlecht zu sehen. «Sie geraten in die Mähmaschine und landen als zerkleinerte, spitzige und rasiermesserscharfe Teile im Viehfutter – und dann im Magen der Tiere.»
In der Praxis von Bruno Winzap, Tierarzt aus Brunnen SZ, wurden die Tiere behandelt: «Die Kühe hatten erhöhte Temperatur und zeigten Schmerzsymptome wie Stöhnen und einen aufgeblähten Bauch. Und sie wollten nichts mehr fressen. Das deutet auf Fremdkörper in ihren Mägen hin.»
Billige Dosen, teure Operation
Laut dem Tierarzt trägt der Einsatz moderner Maschinen dazu bei, dass Tiere Abfall verschlucken. Gras und Heu werden maschinell zusammengenommen. Die Kontrolle, ob das Futter frei von Abfällen ist, fehlt so zunehmend.
Wie gefährlich Aludosen sind, zeigt auch das Beispiel der Kuh Viona von Bauer Patrick Müller aus Lengnau AG. Viona war im sechsten Monat trächtig, als sie notfallmässig ins Tierspital eingeliefert wurde. Bei der Untersuchung entdeckte der Arzt ein Stück einer Aludose im Vormagen. Die Kuh musste notfallmässig operiert werden. Viona überlebte mit viel Glück, ebenso das Kälbli. Patrick Müllers Fazit: «Ein Dosengetränk kostet rund Fr. 2.50. Die Operation mit anschliessender Pflege von Viona kostete rund 2000 Franken.»
Wie viele Tiere erkranken oder sterben, weil sie Abfall gefressen haben, weiss man beim Schweizer Bauernverband nicht. Es gebe dazu keine verlässlichen Zahlen.
Der Beweis könne nur durch eine Obduktion im Tierspital erbracht werden. Diese koste viel Geld. «Unbestritten ist aber, dass das Problem stetig zunimmt und vor allem Bauernbetriebe entlang neuralgischen Strassen viel Zeit für Aufräumarbeiten aufwenden müssen. Das wird von niemandem entschädigt», schreibt der Bauernverband.
FDP-Nationalrat und Bauernverbandsdirektor Jacques Bourgeois verlangt in einem parlamentarischen Vorstoss deshalb die Einführung eines neuen Artikels im Umweltschutzgesetz. Darin soll das «nicht sachgerechte Wegwerfen oder Liegenlassen von Abfällen» als Strafbestand festgehalten werden. Weiter soll der Bundesrat eine Mindestbusse bei Übertretungen festlegen.
Doch solche Mittel sind erfolglos, wie sich bei Gemeinden gezeigt hat (K-Tipp 14/11: «Bussen allein bewirken nichts»).
Viele Bauern hängen deshalb am Rand der Rinderweiden Plakate auf: «Abfall macht mich krank! Dankeschön für saubere Felder!»