Viele Hobbygärtner kaufen im Frühjahr Samen oder Stecklinge im Gartencenter. Doch Samen aus Gemüse und Blumen lassen sich mit wenig Aufwand auch selber gewinnen und im folgenden Jahr aussäen. So geht man dabei vor:
Tomaten: Ein bis zwei Tomaten etwas länger hängen lassen – am besten erst im überreifen Zustand pflücken. Dann sollten die Samen vollständig ausgebildet sein. Die Samen mit einem Messer der Frucht entnehmen, in ein Glas Wasser geben und ein bis zwei Tage stehen lassen. Während dieser Zeit sollte sich die Schleimschicht rund um die Samen lösen.
Die Masse in ein Küchensieb geben und unter fliessendem Wasser das Fruchtfleisch abspülen. Allenfalls mit dem Finger vorsichtig nachhelfen. Einige Tage auf einem Teller oder Küchenpapier trocknen lassen und in ein Papiertütchen füllen. Anschreiben nicht vergessen! Dann kühl, trocken und dunkel lagern. Ideal ist ein luftdichter Behälter, etwa ein Konfiglas.
Peperoni: Die verschiedenen Farben zeigen die unterschiedlichen Reifegrade. Fürs Gewinnen der Samen eine rote, also reife Peperoni verwenden.
Samen vorsichtig der aufgeschnittenen Frucht entnehmen und an einem sonnigen Ort etwa drei bis fünf Tage trocknen lassen. Anschliessend in Tütchen verpacken und lagern.
Salat: Eine einzelne Pflanze nicht ernten, sondern stehen und in die Höhe schiessen lassen. Warten, bis sich Blüten bilden. Dabei verwelkte Blätter laufend entfernen, so dass Luft an den Stamm kommt und keine Fäulnis entstehen kann. Sonst stirbt die Pflanze ab. Sind die Blüten verwelkt, lassen sich aus ihren Kapseln die Samen gewinnen: Samen entnehmen und ein paar Tage trocknen lassen. Anschliessend verpacken und lagern.
Blumen (zum Beispiel Ringelblumen, Mohn): Warten, bis die Blüten oder Schoten verwelkt und richtig trocken sind. Am besten erntet man die Samen an einem sonnigen Tag – dann sind sie sicher nicht feucht und beginnen nicht zu schimmeln.
Hybride und Kürbisse sind ungeeignet
Achtung: Sogenannte F1-Hybride sind fürs Gewinnen von Samen nicht geeignet. Damit gemeint sind Pflanzen, die speziell auf eine Eigenschaft hin gezüchtet wurden, etwa auf besonders viel Ertrag. Die Pflanzen der folgenden Generation können dann andere Eigenschaften haben oder gar nicht wachsen. Bei Saatgut im Laden muss angegeben sein, wenn es sich um F1-Hybride handelt: Käufer erkennen dies an einem entsprechenden Vermerk auf der Verpackung. Gemüse aus dem Supermarkt (auch Bio-Gemüse) kann ebenfalls aus Hybriden stammen und deshalb zur Weitervermehrung ungeeignet sein. Die Konsumenten können dies allerdings nicht erkennen, wie Coop und Migros bestätigen: Es gibt keine gesetzliche Deklarationspflicht für solches Gemüse.
Tipp: Bei Pro Specie Rara gibt es alte Sorten, die robust und in Vergessenheit geraten sind. Die Organisation setzt sich für den Erhalt sortenechter Pflanzen und eine möglichst grosse Vielfalt ein. Infos gibt es unter Prospecierara.ch. Jeweils Anfang Jahr finden zudem in einigen Städten Saatgut-Tauschbörsen statt.
Vorsicht: Bei Kürbisgewächsen wie Kürbissen, Zucchetti, Gurken und Melonen ist es möglich, dass sich bei selber vermehrten Pflanzen Bitterstoffe bilden. Diese können Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auslösen oder sogar tödlich sein. Schmeckt solches Gemüse bitter, sollte man es deshalb auf keinen Fall essen. Bei gekauften Samen wurde der giftige Stoff weggezüchtet.
Gemüse zieht man am besten in der Wohnung, bevor man es im Frühling im Gartenbeet oder auf dem Balkon auspflanzt. Die Vegetationszeit reicht sonst kaum aus für eine reiche Ernte. Mit der Aussaat und dem Vorziehen sollte man Mitte Februar bis Ende März beginnen. Die Bilder oben zeigen, wie man dabei vorgeht.
Mit einer Keimprobe die Qualität der Samen prüfen
Wer sicher gehen will, dass die Gemüse- oder Blumensamen noch in Ordnung sind, sollte vor dem Aussäen eine Keimprobe machen. Dazu legt man etwa 20 Samen in einer Schale oder einem Teller auf feuchtes Küchenpapier aus und überspannt sie mit einer Klarsichtfolie.
Je nach Pflanze sollte man die Samen an einen hellen oder dunklen Ort stellen. Manche Samen keimen besser bei Licht, manche im Dunklen.
Halten Sie das Papier feucht. Dazu eignet sich zum Beispiel eine Sprühflasche. Nach zwei bis drei Wochen sollten die Keimlinge spriessen. Sind deutlich mehr als die Hälfte der Samen aufgegangen, ist das Saatgut in Ordnung. Ist nur rund die Hälfte aufgegangen, sollten die Samen etwas dichter ausgesät werden. Bei viel weniger Keimlingen empfiehlt es sich, das Saatgut zu ersetzen.