Tortur für Kälber

20 000 Kälber werden pro Jahr mit der sogenannten Gummiring-Methode kastriert. Die Tiere leiden deswegen wochenlang unter Schmerzen.

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K-Tipp 15/2012

18.09.2012

Letzte Aktualisierung:
20.09.2012

Daniel Jaggi

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Garantiert artgerechte Tierhaltung»: So und ähnlich wird für Fleisch aus Weide- und Mutterkuhhaltung geworben. Im Laden ist es unter Labels wie Natura-Beef, Weide-Beef und Bio-Weide-Beef zu finden. Das so produzierte Fleisch stammt von Tieren, die auf der Weide gehalten werden, teilweise mit ihren Mutterkühen.

Was die Werbung nicht sagt: Wegen der Haltung auf der freien Weide kastrieren viele Landwirte die männlichen Kälber. Im Weide-Beef-Programm der Bio Suisse wird die Kastration sogar als «unumgänglich» bezeichnet. Begründung: Mit rund sechs Monaten werden die Tiere geschlechtsreif und aggressiv, was auf der Weide zu Konflikten führt.

80 Prozent der Kälber werden von den Landwirten mit der Gummiringmethode kastriert.

Für die höchstens 14 Tage alten Kälber ist die Kastration eine Tortur: Mit einer Spritze wird der Hodensack an mehreren Orten narkotisiert. Dann stülpt man mit einer Zange einen engen Gummiring darüber. Folge: Das nicht mehr durchblutete Gewebe stirbt und wird abgeschnitten. Das Anlegen des Gummirings wird zwar im Einklang mit dem Tierschutzgesetz unter Lokalanästhesie vorgenommen. Trotzdem leiden die Kälber unter Umständen während Wochen unter Schmerzen. Dies hat eine Studie der Uni Bern im Auftrag des Bundesamtes für Veterinärwesen bereits vor sieben Jahren deutlich gemacht. Die Forscher stellten zudem fest: Alle Kälber litten unter massiven Entzündungsreaktionen und zeigten als Folge der permanenten Schmerzen abnorme Körperhaltungen.

Landwirt und Bio-Berater Franz Josef Steiner aus Einsiedeln SZ sagt: «Die operative Kastration wie bei Hunden und Katzen ist die beste Methode, weil sie schmerzfrei ist. Ich unterstütze jede Initiative, die das Kastrieren mit Gummiringen verbieten will.»

Gegner der Gummiring-kastration ist auch Tierarzt Dolf Burki. Er ist Präsident der Schweizerischen tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz. Seiner Ansicht nach gehören Beruhigungsmittel und Anästhetika nicht in die Hände von Landwirten, sondern ausschliesslich in die Hände von Tierärzten.

Bei Mutterkuh Schweiz, der Organisation der Mutterkuhhalter, sieht man keinen Handlungsbedarf, weil sich «die Landwirte ans Tierschutzgesetz halten». Das sieht man auch bei der Weide-Beef-Organisation so.

Dass es auch ohne Kastration geht, machen zum Beispiel die Gebrüder Oliver und Cäsar Bürgi in Oftringen AG vor. Sie haben ihren Mutterkuhbetrieb so organisiert, dass sie die Tiere nicht kastrieren müssen. Sie halten sich an das, was Professor Adrian Steiner von der Nutztierklinik der Universität Bern grundsätzlich empfiehlt: «Wenn die Bauern ihre Herden nach Geschlechtern trennen, ist eine Kastration gar nicht erst nötig.» Und wenn mit Gummiring kastriert wird, sollte man laut Steiner den Kälbern danach Schmerzmittel geben.

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