Rebbau ist nicht nur in südlichen Regionen möglich. Dank modernen Züchtungen lassen sich Weinreben auch nördlich der Alpen im eigenen Garten kultivieren. Je nach Sorte sind die wuchsstarken Kletterpflanzen recht robust und genügsam. Für den Weinanbau brauchts vor allem Sonne, Wasser und Geduld. Die ersten Weintrauben wachsen frühestens zwei bis drei Jahre nach dem Anpflanzen.
Standort und Boden: Für eine gute Reifung benötigen Wein- und Tafeltrauben einen warmen und hellen Standort. Je mehr Sonnenlicht, desto süsser werden die Trauben. Ideal sind 1800 Sonnenstunden pro Jahr. Das sind im Durchschnitt fünf Stunden pro Tag.
Optimal ist ein windgeschützter Platz vor einer nach Süden ausgerichteten Mauer oder Hauswand. Diese speichert tagsüber die Wärme und gibt sie nachts an die kälteempfindlichen Pflanzen ab.
Am besten geeignet ist ein nährstoffreicher und gut durchlässiger Boden, der sich im Frühjahr rasch erwärmt. Damit sich die Wurzeln der Kletterpflanzen später frei entfalten können, sollte die Erde bereits im Herbst gelockert und mit Kompost gedüngt werden.
Weinpflanzen reagieren sehr empflindlich auf Staunässe. Ein Umpflanzen ist nur in den ersten Jahren möglich.
Anfänger sollten eine frostharte und pilzresistente Sorte wählen. Gut geeignet sind die hellen Edelsorten Bianca, Birstaler Muskat, Calastra, Lakemont, Palatina und Theresa sowie die blauen Trauben Esther, Kalina, Muscat bleu, Nero, Regent und Venus.
Pflanzzeit: Der optimale Zeitraum für das Anpflanzen von Weintrauben sind die Wochen zwischen Ende März und Anfang April. Reben mit Topfballen lassen sich ganzjährig pflanzen.
So geht man vor: Ein zirka 50 Zentimeter tiefes und 30 Zentimeter breites Loch graben und das Erdreich lockern. Der Abstand zu Wand oder Mauer sollte etwa 30 Zentimeter betragen.
Die gut bewässerten Weinreben nach dem Abtropfen im Abstand von mindestens anderthalb Metern leicht schräg zum Spalier pflanzen. Dabei sollte die verdickte Veredelungsstelle einige Zentimeter aus dem Boden ragen. Anschliessend die Weinrebe an einem Stützpfahl befestigen und gut wässern.
Im ersten Jahr brauchen die Weinreben regelmässig Wasser, später nur noch bei längerer Trockenheit.
Tipp: Die Veredelungsstelle und die Stammbasis des Rebstocks vor Wintereinbruch mit Erde, Tannenreisig und Pflanzenvliesen abdecken, um Frostschäden zu vermeiden.
Rebenpflege: Einen Rebstock muss man in Form bringen. Erst wenn der Stock gross und kräftig ist, bringt er eine üppige Ernte. Das braucht Zeit und setzt voraus, dass nie mehr als 50 bis 60 Zentimeter des letztjährig gewachsenen Triebes stehen bleiben.
Bis die Pflanze die erwünschte Höhe erreicht hat, muss man laufend die unfruchtbaren Seitentriebe entfernen. Sie befinden sich in den Blattachseln zwischen Sommertrieb und Blattstiel und werden von Hand weggebrochen. Ist der Rebstock ausgewachsen, kann man ihn als Spalier- oder Pfahlrebe weiterziehen.
Die Reben immer wieder zurückschneiden, damit sich der Wuchs ganz auf die Trauben konzentriert. Der Haupt- respektive Winterschnitt Mitte März folgt je nach Form (Spalier- oder Pfahlrebe) einem bestimmten Schema, nach welchem die Triebe entfernt, auf die gewünschte Länge gekürzt und fixiert werden. Die überflüssigen Blätter sollten im Juni entfernt werden, damit genug Licht und Luft an die heranwachsenden Früchte gelangen (Sommerschnitt).
Vor der Ernte – je nach Sorte im September oder Oktober – helfen Netze, welche die reifen Trauben vor Vögeln schützen.
Rankhilfen: Nebst Hauswänden und Spalieren kommen auch an Stützpfähle gespannte Drähte oder freistehende Rankgerüste zum Einsatz.
Der heimische Weinanbau kann auch mit der Fassadenbegrünung kombiniert werden. Dazu befestigt man spezielle Seilsysteme oder Gitter an der Hauswand.
Geht es vor allem um einen dekorativen Sichtschutz und ein paar Tafeltrauben zum Naschen, lassen sich Weinreben auch in einem Kübel (mindestens 20 Liter) auf dem Balkon oder der Terrasse ziehen.
Schädlinge: Echter und Falscher Mehltau sowie Grauschimmel sind eine grosse Gefahr für Weinpflanzen. Eine Pilzinfektion ist an der weisslichen Schicht auf den Blättern und am muffigen Geruch erkennbar. Die Weintrauben werden durch den Befall ungeniessbar.
Auch pilzresistente Rebsorten sind nicht vollkommen immun gegen Schädlingsbefall. Pilze breiten sich vor allem bei nasskaltem Wetter aus.
Ein regelmässiger Rückschnitt sowie das Entfernen von Seitentrieben und überzähligen Blättern sorgen für eine gute Durchlüftung. Schädlingen vorbeugen kann man zudem mit umweltschonenden Spritzmitteln wie zum Beispiel Netzschwefel.