Die Spitzen-Snowboarder Philip und Simon Schoch werben für das Miha Bodytec: «Ich trainiere damit sogar vor dem Fernseher», sagt Philip Schoch. Dazu zieht er einen feuchten Baumwollanzug an. Dann schlüpft er in eine Weste sowie in Hüft-, Arm- und Beinschlaufen, die Elektroden enthalten. In die Elektroden lässt er Strom fliessen – und seine Muskeln spannen sich unwillkürlich an.
Das soll die Kraft wachsen lassen. Philip Schoch: «Hinterher ist der Muskel extrem müde.» Der Sportler sieht das Gerät als Segen: «Nach einem Bandscheibenvorfall konnte ich kaum mit Gewichten arbeiten. Mit der Elektrostimulation konnte ich die Muskeln aber dennoch trainieren.»
Nicht nur Spitzensportler, auch Kunden von FitnessStudios trainieren jetzt mit der Elektro-Muskelstimulation: Miha-Bodytec-Geräte stehen neu auch dort. Und für fast 17 000 Franken kann man sie sogar daheim aufstellen.
Mit dem Gerät könne man viel Zeit sparen, wirbt Roland Schmitt. Seine Firma Wellness-Power aus Umiken-Brugg AG verkauft das Gerät. «Damit die Muskeln 20 Minuten zu stimulieren, ist so effektiv, wie rund 3000 Mal ein Gewicht zu drücken», sagt Schmitt. Die Elektrostimulation lasse die Muskeln wachsen, straffe den Körper, bekämpfe Übergewicht und Zellulite.
«Der Strom kann sogar ins Herz dringen»Fachleute warnen vor den Geräten. Der Sportwissenschafter Nicola Maffiuletti sagt: «Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass die Stimulation für Untrainierte diese Effekte hat.» Maffiuletti forscht an der Zürcher Schulthess Klinik mit Elektro-Muskelstimulation. Und warnt vor den Risiken übermässiger Elektrostimulation: «Der Strom kann die Muskeln verletzen. Sind die Elektroden am Oberkörper angebracht, kann der Strom sogar ins Herz dringen.»
Elektro-Muskelstimulation sei für Patienten sinnvoll, die sich nicht selbst bewegen können, etwa zur Rehabilitation für Bettlägerige. Es könne auch eine Ergänzung zum Sport sein – aber nur für Sportler, die seit mindestens drei Jahren Krafttraining betreiben. Maffiuletti: «Für alle anderen Gesunden ist es effektiver, selbst die Muskeln zu bewegen – also Sport zu treiben.»
Auch der Trainingswissenschafter Heinz Kleinöder von der deutschen Sporthochschule Köln sagt, dass vor allem Spitzensportler, die ihre Leistungsgrenze fast erreicht hätten, von Bodytec profitierten. «Wenn Sportmuffel das Gerät zum intensiven Krafttraining benutzen, ist das, als würde ein Neulenker einen Ferrari fahren – das ist entsprechend gefährlich.» Um Kreislauf und Herz zu stärken, sei ohnehin ein Ausdauertraining wie Laufen oder Velofahren nötig.
Hersteller schränkt Bodytec-Nutzung selber einRainer Beck von der deutschen Herstellerfirma des Bodytec sagt, die positiven Effekte für Sportanfänger seien aus Erfahrung bekannt. «Wir empfehlen jedoch, während der Stimulation zusätzlich dynamisch zu trainieren.» Untersuchungen hätten gezeigt, dass Elektro-Muskelstimulation gegen Rückenschmerzen und Inkontinenz helfe. Er gibt zu, dass Elektro-Muskelstimulation in Einzelfällen Muskeln geschädigt habe. Am Herzen indes seien in Studien bisher keine auffälligen Veränderungen gemessen worden. Trotzdem warnt Beck: «Menschen mit Herzschrittmacher und gewissen Krankheiten sollten nicht mit dem Gerät trainieren.» Zudem empfiehlt der Hersteller eine professionelle Einführung.
So werden Sie gefahrlos fit- Bewegen Sie sich. Trainieren Sie mässig, aber regelmässig 2- bis 3-mal pro Woche 20 bis 60 Minuten, möglichst im Freien. Tipps und Übungen finden Sie im Ratgeber «Fit im Alltag» (Bestellung im Saldo-Buchshop).
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