Trinkwasser ab Hahnen – nein danke!

Eine K-Tipp-Stichprobe zeigt: In Spitälern ist die Qualität des Trinkwassers meist schlechter als in öffentlichen WCs. In 18 von 32 Proben hatte es mehr Bakterien als erlaubt. An zwei Orten fand man im Wasser sogar Krankheitserreger.

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K-Tipp 17/2007

16.10.2007

Stephan Dietrich

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Trink- oder Hahnenwasser geniesst in der Schweiz einen ausgezeichneten Ruf. Gestützt wird das Renommee durch wissenschaftliche Proben der Lebensmittelkontrolleure: Sie bescheinigen dem Nass regelmässig ausgezeichnete Qualität auf dem Niveau von Quellwasser. Nur: Mit der Beschaffenheit des Wassers, wie es tatsächlich aus dem Hahnen fliesst, hat das zum Teil wenig zu tun. Das zeigt eine K-Tipp-Stichprobe in 32 Spitälern, Schulen, Restaurants und öffentlichen WCs – immer mit freiem Zugang zum Hahnenwasser fürs Publikum.

Heikel ist die Situation in erster Linie in Spitälern: Hier reagieren die Personen oft sehr sensibel auf Hygienemängel und sind deshalb besonders gefährdet.

«Eingeschlagen wie eine Bombe»

Fazit der Stichprobe: Bei 18 von 32 Proben aus Basel, Bern, Winterthur und Zürich wurde der in der Hygieneverordnung festgelegte Toleranzwert von 300 Keimen pro Milliliter überschritten. Besonders pikant: Fast alle Spitäler haben sehr schlecht abgeschnitten (siehe Tabelle). Der K-Tipp ist allerdings nicht wie ofﬁziell üblich vorgegangen, sondern hat des Wasser ohne langes Vorspülen und Desinfizieren getestet (siehe Kasten). Das in sterile Probebehälter abgefüllte und gekühlte Wasser wurde dann sofort in ein Labor gebracht und dort nach wissenschaftlichen Methoden untersucht.
Mit einer Gesamtkeimzahl von 11 200 Keimen pro Millliter (KEB) waren die Werte beim bekannten Restaurant Gfeller im Zentrum Berns mit Abstand am höchsten, nämlich 37-mal so hoch wie der gesetzliche Toleranzwert.

Wirt Christian Gfeller reagiert «geschockt» auf dieses schlechte Resultat: «Das hat bei uns wie eine Bombe eingeschlagen.» Gfeller hat sofort reagiert: Als Erstes hat er auf den Toiletten Schilder mit dem Hinweis «Kein Trinkwasser» anbringen lassen und, wie er dem K-Tipp versicherte, sofort weitere Abklärungen und Sanierungsmassnahmen eingeleitet.

Mit 1200 KEB ebenfalls sehr hoch war die Bakterienzahl im Schulhaus zur Mücke auf dem Basler Münsterplatz. Philippe Hockenjos vom Kantonslabor Basel-Stadt erstaunt das nicht: «Vor allem in älteren Gebäuden hat es häuﬁg Totleitungen, in denen das Wasser stehen bleibt. Verunreinigungen gibts aber auch wegen hausinterner Wasseraufbereitungsanlagen oder unsauberer Siebchen am Wasserhahn.»

Das Basler Kantonslabor hat erst kürzlich in 60 Restaurants das Wasser in den Karaffen getestet. Bei dieser Stichprobe lagen sieben Prozent der Proben über dem gesetzlichen Wert.

Neben der Gesamtkeimzahl hat der K-Tipp die Proben auch auf Pseudomonas aeruginosa untersuchen lassen. Diese Krankheitserreger können Magen-Darm-Krankheiten auslösen. Deshalb ist es besonders störend, dass sie auch im Kantonsspital Winterthur gefunden wurden.

Die Spitalleitung hat am gleichen Hahn, an dem der K-Tipp die Proben genommen hatte, ofﬁziell nachprüfen lassen: «In keiner Probe konnte einer dieser Keime nachgewiesen werden», lässt das Spital verlauten.

Die Bilanz bei den getesteten Spitälern ist insgesamt miserabel: Einzig im Berner Insel- und im Zürcher Uni-Spital hatte es weniger Bakterien im Wasser als erlaubt.

Öffentliche Toiletten schneiden gut ab

Umgekehrt die Situation bei den Wasserhahnen der öffentlichen Toiletten: Nur das Wasser im WC des Metro Parkings beim Waisenhausplatz in Bern überschritt den Grenzwert.

Wie der K-Tipp getestet hat – wie die Kantonschemiker testen

Trinkwasser unterliegt in der Schweiz strengen Bestimmungen. Gemäss Hygieneverordnung sind maximal 300 sogenannte kolonienbildende Einheiten von aeroben mesophilen Keimen (KBE) pro Milliliter erlaubt. Offiziell wird folgendermassen gemessen: Der Kantonschemiker lässt das Wasser jeweils mehrere Minuten laufen und entnimmt dann die Probe. Meist werden die Armaturen vorher mit einem Bunsenbrenner desinfiziert. Jemand, der unterwegs durstig einen Schluck Wasser vom Hahnen trinkt oder ein Fläschchen abfüllt, macht das natürlich nicht.

Grund für das amtliche Vorgehen aus Sicht der Kontrolleure: Die Kontrollen durch die kantonalen Labors sollen zeigen, ob das Wasser, das durch das Leitungsnetz bis zum Hausanschluss gelangt, qualitativ einwandfrei ist. Bakteriologische Verunreinigungen im hausinternen Leitungsnetz – etwa durch stehendes Wasser bei Tot- oder Stumpfleitungen oder durch Verunreinigungen der Armaturen – werden also bewusst nicht geprüft.

In den EU-Ländern ist das anders – zum Schutz der Konsumenten gilt dort eine realitätsnähere Regelung. Die Proben werden so entnommen wie bei der -Tipp-Stichprobe: Die Wasserqualität wird also ab Hausanschluss ohne Vorspülen und Desinfektionsmassnahmen unter die Lupe genommen.

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