Deutsche Haushalte zahlten im letzten November für Lebensmittel im Durchschnitt 21 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor. In Österreich betrug der Preisanstieg bei Lebensmitteln im selben Zeitraum 16 Prozent. In der Schweiz dagegen wurden Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs laut Bundesamt für Statistik nur rund 4 Prozent teurer.
Ist die Schweiz also keine Hochpreisinsel mehr? Der K-Tipp verglich in den ersten beiden Januarwochen die Preise von 80 Produkten bei Aldi, Coop, Lidl und der Migros mit den Preisen von gleichen oder vergleichbaren Produkten in Deutschland und Österreich. Im Warenkorb waren Marken- und Eigenprodukte sowie Bio-Lebensmittel. Die wichtigsten Ergebnisse:
Das Einkaufen bleibt in der Schweiz markant teurer. Für 24 der 80 Produkte zahlt man doppelt so viel wie in Deutschland und Österreich. Weitere 24 vergleichbare Produkte sind zwischen 50 und 99 Prozent teurer. Kein Produkt wird in der Schweiz günstiger angeboten als in den Nachbarländern Deutschland oder Österreich.
Vor allem Markenprodukte sind in der Schweiz erheblich teurer als im Ausland. Bei der Migros etwa kosten 55 Tabs des Wasserenthärters «Calgon 3 in 1» Fr. 19.95. Rewe in Rheinfelden (D) verlangt für 45 Tabs Fr. 7.28. Der Schweizzuschlag beträgt also 125 Prozent. Für das flüssige Waschmittel «Gel Sensitive» von Persil verlangt Coop Fr. 12.76 pro Liter, Billa in Rankweil im österreichischen Vorarlberg, acht Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt, nur Fr. 4.52. Der Aufschlag beträgt 182 Prozent.
Auch Aldi und Lidl ver- kaufen viele Eigenmarken mit Schweizzuschlägen. So verlangt zum Beispiel Aldi Suisse für zehn «Activ Energy AAA»-Batterien das Dreifache wie in Deutschland. Bei Lidl kostet die «Hautpflegecreme Classic» von Cien doppelt so viel wie in Deutschland. Fazit: Auch die Discounter Aldi und Lidl schröpfen Schweizer Kunden über Gebühr.
Auch für Bio-Lebensmittel müssen Kunden in der Schweiz tiefer in die Tasche greifen als Konsumenten in Deutschland oder Österreich: In der Schweiz sind die Produkte im Durchschnitt 70 Prozent teurer als in den Nachbarländern. Ein Kilo Bio-Orangen aus Italien etwa kostet bei Coop aktuell Fr. 3.20, bei Interspar in Rankweil Fr. 2.24 – rund 45 Prozent weniger.
8 von 20 Produkten, die bei Coop eingekauft wurden, waren mehr als doppelt so teuer wie in Österreich und Deutschland. Coop schreibt, die Preisevon Markenprodukten seien «grundsätzlich von den Einkaufspreisen abhängig».
Sämtliche Grossverteiler nennen als Ursache für die höheren Preise die Lohn-, Miet- und Einkaufskosten in der Schweiz. Unbestritten ist allerdings: Hauptgrund für die höheren Schweizer Preise sind die markant höheren Gewinnmargen der Grossverteiler («Saldo» 16/2012, 19/2012, 12/2017).