Mit der Bezahl-App Twint lassen sich Einkäufe in Läden oder Internetshops via Handy zahlen. Rund 4 Millionen aktive Benutzer zählt Twint nach eigener Aussage in der Schweiz. An diesen will das Unternehmen verdienen – und zwar mehr, als mit dem Zahlungsverkehr allein möglich wäre. In den vergangenen Monaten offerierte das Unternehmen etwa angebliche «Super Deals» oder Gutscheine von Unternehmen wie Adidas, H & M und Zalando. Zu finden sind diese innerhalb der App im Bereich «Twint+». Ein Blick darauf zeigt: Die Angebote versprechen mehr, als sie halten. Beispiele:
Handy-Abos: Günstige Anbieter fehlen
«Mit Twint nie mehr zu viel für das Handy-Abo zahlen», warb das Unternehmen vor vor kurzem in einer Mitteilung. Wer den Vergleich der Abos in der App anklickt, wird auf die Website von Alao weitergeleitet. Diese Firma verkauft Handy- und Internet-Abos und publiziert einen Vergleich der Kosten von verschiedenen Telecomfirmen. Nur: Die Vergleichszahlen sind nicht vollständig. Günstige Anbieter wie Lidl Connect, Aldi Mobile und GoMo fehlen im Vergleich.
Bei der Suche nach Abos mit unbegrenzten Datenvolumen zeigt der Twint-Vergleich mehrere angebliche «Top-Angebote» an – allesamt von Firmen, die Alao für Abschlüsse Geld zahlen. Die Preisspanne der Abos im Vergleich bewegt sich zwischen Fr. 17.95 und Fr. 63.– pro Monat. Das zurzeit günstigste Abo GoMo von Salt mit unbegrenzter Internetnutzung fehlt bei Twint. Dieses kostet nur Fr. 9.95 pro Monat.
Twint und Alao geht es offensichtlich vor allem darum, mit den Aboabschlüssen Geld zu verdienen.Branchenkenner sagen gegenüber dem K-Tipp, dass Alao von den Abo-Verkäufern pro abgeschlossenen Vertrag 80 Franken und mehr erhält.
Twint sagt gegenüber dem K-Tipp, bei den Zusatzangeboten verdiene man an den Transaktionen. Genaue Zahlen will Twint nicht nennen.
Tipp: Wer ein günstiges Handy-Abo sucht, sollte sich auf einer unabhängigen Vergleichsplattform wie Dschungelkompass.ch umsehen.
«Super Deals»: Nicht immer günstiger
Die Angebote unter der Bezeichnung «Super Deals» innerhalb der Twint-App wechseln regelmässig. Mal geht es um Pfannensets, mal um Lichterketten oder Tischgrills. Den «Solis Tischgrill Deli» gab es im August in der App «für 215 statt 299 Franken». Fakt ist: Elektronikhändler Fnac verkauft das Gerät zurzeit in Filialen in Solothurn, Emmen oder Basel für nur Fr. 149.95. Twint sagt, in Einzelfällen hätten einige Händler bessere Angebote.
Tipp: Vor dem Kauf eines Produktes zuerst mit einer Internetrecherche prüfen, ob es nicht anderswo günstiger zu haben ist.
Geldspenden: Twint verdient mit
Mit der Twint-App kann man auch Geld spenden, zum Beispiel für wohltätige Organisationen wie die Winterhilfe, Pro Senectute oder die Caritas. «Schon mit einer kleinen Spende kannst du viel bewirken», verspricht Twint. Doch von den Spenden kommt nicht alles Geld bei der wohltätigen Organisation an: Spenden über «Twint+» können nur Hilfswerke nutzen, die einen Vertrag bei der Fundraisingplattform Raisenow haben. Je nach Vertrag zwackt Raisenow pro Spende bis zu 4,4 Prozent Gebühren ab. Wie viel Twint mit Spenden verdient, legt das Unternehmen nicht offen. Twint sagt, Raisenow zahle eine Abgeltung. Der K-Tipp weiss: Bei Twint-Spenden über die Website der Hilfswerke fallen für Twint zusätzlich 1,25 Prozent Gebühren an.
Tipp: Wer mit seinem Spendengeld möglichst viel bewirken will, sollte direkt auf das Konto der gewünschten Organisation spenden.