K-Tipp-Leserin Barbara Perregaux aus Basel benutzt ihr Handy wenig. Sie telefoniert deshalb mit Prepaid. Als sie ihr Guthaben im Swisscom-Shop in Monthey VS aufladen wollte, überredete sie der Verkäufer zum Abschluss eines teuren Abos (K-Tipp 3/2019).
Der K-Tipp nahm diesen Fall zum Anlass für eine Stichprobe und wollte wissen: Wie werden Wenignutzer von Handys in den Shops von Mobilzone, Salt, Sunrise und Swisscom beraten? Empfiehlt man ihnen Prepaid oder teure Abos? Ein 75-jähriger Rentner und ein 35-jähriger Enkel, der sich für seine Grossmutter erkundigte, besuchten je eine Filiale in Basel, Bern, Luzern und St. Gallen sowie im Glattzentrum in Wallisellen ZH. Das ergab insgesamt 40 Beratungsgespräche.
Die Testpersonen gaben an, das Smartphone unterwegs nur sporadisch zu benutzen. Auf Nachfrage der Verkäufer präzisierten sie: einige Telefonate (total rund 20 Minuten), 20 SMS und rund 200 Megabyte Daten. Das reicht, um gelegentlich den SBB-Fahrplan zu konsultieren, Wetter- und News-Apps sowie Whatsapp zu benutzen und den eigenen Standort auf einer Karte zu orten.
Bei Prepaid lohnen sich Optionen
Am günstigsten fahren Handy-Wenignutzer nicht mit einem Abo, sondern mit der Prepaid-Variante. Oft lohnt sich dabei der Kauf von sogenannten Optionen. Diese enthalten eine bestimmte Anzahl Gratisminuten, SMS und Daten zum Benutzen von Apps. Beispiel: Yallo Prepaid mit der Option «All in 7.5» (erhältlich unter anderem bei Mobilezone). Für Fr. 7.50 können Kunden einen Monat lang 20 Minuten telefonieren, 200 SMS versenden und für 200 Megabyte im Internet surfen.
Das Resultat der Stichprobe: Nur 3 von 20 Verkäufern rieten dem Rentner zu Prepaid (einmal Mobilezone, zweimal Sunrise). Auf die günstigste Option wiesen sie aber nicht hin. Das heisst: Kein Verkäufer beriet den Rentner richtig.
Der Enkel bekam für seine Grossmutter fünfmal Prepaid empfohlen – allerdings nur zweimal das passende Angebot: Die Verkäufer in den Swisscom-Shops in Luzern und St. Gallen wiesen auf die günstigste Option hin.
Die meisten Verkäufer versuchten aber, den beiden Kunden überteuerte Abos schmackhaft zu machen. Diese kosteten meist 25 bis 45 Franken pro Monat. Den Vogel schoss ein Sunrise-Verkäufer in Bern ab: Er wollte dem Rentner das Abo «Swiss unlimited» für 65 Franken im Monat aufschwatzen. Es erlaubt unlimitiertes Telefonieren und Surfen. Der 75-Jährige konnte es kaum glauben: «Ich bin schockiert, welch überteuerte Abos man mir andrehen wollte.»
Die Kunden falsch informiert
Einige Verkäufer warnten zudem mit haarsträubenden Argumenten vor Prepaid. So behauptete etwa ein Salt-Angestellter in Basel: «Damit ist man nicht immer erreichbar.» Tatsache ist aber: Auch wenn das Guthaben aufgebraucht ist, kann man auf einem Prepaid-Handy immer noch Anrufe empfangen. Und Notfallnummern wie 117 (Polizei) und 144 (Sanität) sind gratis – man kann sie also auch ohne Guthaben anrufen.
Ebenfalls ungenügend: Fast die Hälfte der Verkäufer fragte das detaillierte Nutzungsverhalten der Testpersonen unzureichend oder gar nicht ab.
Swisscom und Sunrise bestreiten auf Anfrage des K-Tipp, dass ihre Mitarbeiter vor allem Abos verkaufen sollen. Die Swisscom sagt, sie verkaufe praktisch gleich viele Abos wie Prepaid. Es sei ein Fehler, dass Verkäufer das Nut-zungsverhalten nicht abfragen. Sunrise sagt zudem, das Resultat der Stichprobe entspreche nicht den Ergebnissen, die man sonst kenne. Es werde abgeklärt, warum das Nutzungsverhalten teils nicht erfragt wurde. Salt schreibt, sie führe laufend Qualitätskontrollen durch. Mobilezone ging auf die konkreten Fragen des K-Tipp nicht ein.
Darauf sollten Sie bei Handy-Verträgen achten
Bedarf klären: Überlegen Sie, wie viel Sie telefonieren und wofür Sie Ihr Handy brauchen. Überprüfen Sie dazu die Rechnungen der letzten Monate. Lassen Sie sich erst dann vom Verkäufer die günstigsten Tarife ausrechnen und erklären.
Prepaid: Für viele Benutzer lohnt sich eine Prepaidkarte («Saldo» 9/19). So hat man keine monatlichen Fixkosten und zahlt nur, was man tatsächlich braucht. Auch gibt es keine Mindestvertragsdauer.
Datenoptionen: Für den Internetzugriff mit dem Handy braucht es eine Datenoption oder ein entsprechendes Abo. Lassen Sie sich erklären, welche Apps wie viel Daten verbrauchen und was eine bestimmte Datenmenge konkret kostet.
Inklusive ist nicht alles: Viele Firmen werben mit Alles-inklusive-Verträgen. Doch etliche Rufnummern (zum Beispiel 0848-Nummern oder Kurznummern wie 162) bleiben kostenpflichtig. Fragen Sie nach, was nicht inklusive ist.
Handy behalten: Behalten Sie Ihr aktuelles Handy, wenn es noch funktioniert. Lassen Sie sich nicht zum Kauf von verbilligten Geräten überreden. Oft kosten die Abogebühren über die Jahre mehr, als Sie beim Handy sparen könnten.
Roaming vermeiden: Erkundigen Sie sich nach den Telefon- und Datentarifen im Ausland. Der Verkäufer soll Ihnen erklären, wie Sie Roaming stoppen können.
Bei Abos kurze Laufzeit wählen: Wählen Sie eine möglichst kurze Vertragslaufzeit, falls Sie ein Abo abschliessen. So können Sie schneller wechseln. Der Verkäufer sollte Sie über Kündigungstermine und -fristen informieren.