Für Remo Huber (Name geändert) aus Solothurn war immer klar: Er wollte eine Lehre zum Elektroniker machen. «Meine Zeugnisse waren gut, deshalb war ich zuversichtlich», erinnert er sich. Doch alle Betriebe, bei denen er sich bewerben wollte, verlangten einen Multicheck. Die Internet-Eignungsanalyse der privaten Firma Gateway kostet je nach Richtung – Gesundheit und Soziales, Technik oder Wirtschaft – zwischen 85 und 100 Franken und dauert 2,5 bis 3,5 Stunden. Wer sich für verschiedene Lehren interessiert, muss für jede Richtung einen separaten Test ablegen – und zahlen. Noch teurer wird es, wenn man bei Firmen wie Mymulti.ch Vorbereitungskurse oder Prüfungssimulationen bucht. Ein Kurs kostet 900 Franken, ein Set zur Vorbereitung 135 Franken.
Huber absolvierte den «Multicheck Technisch»: «Leider habe ich den Test verhauen. Alle angeschriebenen Betriebe sagten mir deshalb ab.» Er sei schliesslich bei einem Betrieb untergekommen, der keinen Test verlangte.
Jede zweite Firma wollte 2018 einen Test
Zurzeit suchen rund 80 000 Jugendliche in der Schweiz eine Lehrstelle. Laut einer Umfrage der Lehrstellenplattform Yousty bei rund 1200 Firmen verlangten im Jahr 2018 57 Prozent einen anerkannten Eignungstest. Grosse Firmen wie Swica, Axa, UBS und Zürich-Versicherungen sagten dem K-Tipp, dass der Multicheck zumindest für einen Teil der Bewerbungen Bedingung sei.
Auch im Gesundheitsbereich wird der Multicheck oft verlangt, etwa von der Hirslanden-Gruppe oder dem Claraspital Basel. Die Spitäler sagen, man setze den Test ein, um Bewerber vergleichen zu können.
Die Jugendlichen müssen die Testkosten selbst berappen. Nadine Büchler, Sprecherin der Hirslanden-Gruppe, begründet dies damit, dass die Jugendlichen die Tests ja bei mehreren Bewerbungen nutzen könnten.
Die Zürich-Versicherungen dagegen erstatten allen Bewerbern für die Ausbildung zum IT-Applikationsentwickler die Kosten für den Test. Axa, Swica und UBS übernehmen die Testkosten nur für Kandidaten, die einen Lehrvertrag erhalten.
Die Aussagekraft des Tests ist umstritten. Martin Maas von der Helvetia-Versicherung begründet den Verzicht auf den Multicheck: «Wir stellten fest, dass es keinen erwiesenen Zusammenhang gab zwischen dem Multicheck-Ergebnis der Lernenden und ihrem schulischen und beruflichen Erfolg.»
Gratis-Alternativen zu Multicheck
Folgende private und staatliche Arbeitgeber fordern keinen Multicheck: Amag, Bund, Credit Suisse, CSS, Flughafen Zürich, Helvetia, die Kantone Bern, Graubünden, St. Gallen und Zürich, Raiffeisen, Sunrise, Swisscom und Tertianum. Migros, Coop, Axpo und Post akzeptieren bei Bewerbungen auch einen anderen anerkannten Eignungstest. Eine Alternative ist der «Stellwerktest», den alle Jugendlichen gratis in der Schule absolvieren können. Mit dem «Berufs-Check» stellt seit diesem Jahr auch die Lehrlingsplattform Yousty künftigen Lehrlingen kostenlos einen Test zur Verfügung. Mehr Informationen dazu: Yousty.ch.