Unappetitlicher Schinken
Der K-Tipp liess frisch aufgeschnittenen sowie fertig verpackten Schinken im Labor untersuchen. Resultat: In 14 von 30 Proben hatte es zu viele Verderbniskeime.
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K-Tipp 15/2003
17.09.2003
Markus Kellenberger - mkellenberger@ktipp.ch
Schinken und Aufschnitt sind in hygienischer Hinsicht heikel - das weiss Erhard Walter aus eigener Erfahrung. Trotzdem ist der stellvertretende Berner Kantonschemiker vom Resultat der Stichprobe überrascht. «In diesem Ausmass», sagt er, «hätte ich das nicht erwartet.»
Tatsächlich fördert das Ergebnis der K-Tipp-Stichprobe nicht eben die Lust auf saftigen Schinken. 14 von 30 Proben aus Lebensmittelgeschäften in mehreren Kantonen überschreiten nämlich den in der Hygieneve...
Schinken und Aufschnitt sind in hygienischer Hinsicht heikel - das weiss Erhard Walter aus eigener Erfahrung. Trotzdem ist der stellvertretende Berner Kantonschemiker vom Resultat der Stichprobe überrascht. «In diesem Ausmass», sagt er, «hätte ich das nicht erwartet.»
Tatsächlich fördert das Ergebnis der K-Tipp-Stichprobe nicht eben die Lust auf saftigen Schinken. 14 von 30 Proben aus Lebensmittelgeschäften in mehreren Kantonen überschreiten nämlich den in der Hygieneverordnung festgelegten Toleranzwert für die Gesamtkeimzahl (siehe Tabelle).
«Gründe dafür gibt es viele», mutmasst Walter. Möglicherweise wurde der Schinken zu wenig gekocht, falsch gelagert, gekühlt oder die Schneidewerkzeuge waren schlecht gereinigt. Doch was auch immer die Ursache für die Toleranzwert-Überschreitung ist: Eine Untersuchung von Amtes wegen hätte zu Verwarnungen geführt.
Negativer Spitzenreiter war der verpackt verkaufte Hinterschinken aus der EPA am Basler Claraplatz. Gleich 94fach überstieg die Zahl der im Labor gemessenen Verderbnisbakterien die Toleranzgrenze.
Keine der Proben mit Darmbakterien
Eine Gesundheitsgefährdung muss deswegen allerdings nicht gleich befürchtet werden. Zu Lebensmittelvergiftungen führen Staphylokokken oder Darmbakterien wie Escherichia coli. Eine der Proben wurde auf Letztere untersucht, aber gefunden wurden keine.
Dafür andere: Beim in Bern eingekauften Modelschinken von Denner fanden sich über dem tolerierten Wert nebst Verderbnis- nämlich auch Schmutzkeime, so genannte Enterobakterien. Firmensprecher Lukas Brühwiler: «Anfang September haben wir bei einer Überprüfung ebenfalls zu hohe Werte festgestellt und umgehend die notwendigen Massnahmen beim Lieferanten eingeleitet.»
Im Gegensatz zu Denner zeigten sich die andern betroffenen Anbieter vom Resultat überrascht, denn alle führen regelmässig interne Hygienekontrollen durch. Bei Carrefour beispielsweise werden monatlich in allen Filialen von einem Labor unangemeldet Proben entnommen und untersucht.
Weiter schreibt CarrefourPressesprecher Peter Stefani jedoch: «Grundsätzlich ist das ein Vorfall, der leider immer und überall wieder vorkommen kann, trotz täglicher Bemühungen unseres Personals, dem Punkt Lagerung und Hygiene besondere Aufmerksamkeit zu schenken.»
Lebensmittel-Experte Erhard Walter hat dafür nur begrenzt Verständnis, denn: «Schinken mit Keimen über dem Toleranzwert ist auf jeden Fall unappetitlich.»