Wer im Internet surft, hinterlässt Daten. Dazu gehört die IP-Nummer. Sie ist vergleichbar mit der Absenderadresse auf einem Brief. Mit ihr lässt sich etwa herausfinden, wo der Computer des Surfers steht. Betreiber von Videoportalen, Webshops oder Internetreisebüros nutzen diese Nummer für Ländersperren. Konkret: Schweizer Benutzer können gewisse Filme auf deutschen Videoportalen nicht sehen. Oder: Schweizer bezahlen auf einer Reiseplattform oder in einem Internetshop für die gleiche Reise höhere Preise als Deutsche.
Schweizer werden im Internet ständig überwacht. Denn der Bund verpflichtet die Telekomfirmen, den Internetverkehr ihrer Kunden samt E-Mails aufzuzeichnen und auf Wunsch an den Geheimdienst weiterzuleiten. So verlangt es die Vorratsdatenspeicherung und das Nachrichtendienstgesetz.
Die Lösung gegen Ländersperren und Überwachung heisst Virtual Private Network (virtuelles privates Netzwerk, VPN). Ein solches Netzwerk funktioniert wie eine postalische Weiterleitung. Als Erstes schliessen Benutzer ein Abo bei einer VPN-Firma ab (Kostenpunkt rund 6 bis 16 Franken pro Monat). Dann installieren sie das VPN-Programm auf dem Computer und wählen ein Land. Nun wird sämtlicher Internetverkehr verschlüsselt via VPN-Firma ins gewählte Land umgeleitet. Die Schweizer IP-Nummer des Nutzers ist somit für Dritte nicht mehr sichtbar und der Datenverkehr nicht mehr einsehbar.
Weltweit gibt es Hunderte VPN- Firmen. saldo nahm acht häufig verkaufte VPN-Dienste genauer unter die Lupe. Die Auswahlkriterien: Kunden müssen sich unerkannt registrieren können (also nur mit einer E-Mail-Adresse) und die Bezahlung sollte möglichst anonym sein, etwa mit Bargeld oder mit der Kryptowährung Bitcoin. Denn nur wenn die VPN-Firma über keinerlei Kundendaten verfügt, ist die Privatsphäre der Kunden gut geschützt. Die Firma muss ausserdem Software in deutscher Sprache anbieten und im Abo-Vertrag versprechen, selbst keine Daten aufzuzeichnen. Die getesteten Firmen erfüllen diese Voraussetzungen.
Die Testkriterien im Detail
Bedienung: Die Programme wurden auf einem Windows- und Mac-Computer sowie einem Apple- Handy installiert. Dann beurteilte saldo, wie einfach man das gewünschte Zielland wählen und wechseln kann.
Geschwindigkeit: Das Tempo der Internetverbindung wurde mit Speedtest.net gemessen.
Ländersperren: Mittels Umleitung via Deutschland versuchte saldo, in der ARD-Mediathek die für Schweizer gesperrte Serie «Magnus» sowie auf Amazon die sechste Staffel der gesperrten Serie «Vikings» anzusehen. Mittels Umleitung via USA wurde auf Netflix der Zugriff auf den gesperrten Film «Mad Max» von 1979 geprüft.
Hochpreisinsel: Es wurden die Preise der gleichen Kreuzfahrt von Oman nach Dubai auf der Schweizer Website Msc.ch sowie mittels Umleitung via Deutschland auf der deutschen Seite Msc.de verglichen.
Werbeblocker: Wenn das VPN-Programm über einen Werbeblocker verfügte, prüfte saldo dessen Funktionsweise anhand der Websites von «Tages-Anzeiger» und «Blick».
Das Testresultat im Detail
Insgesamt schnitt nur die Schweizer Firma ProtonVPN sehr gut ab (siehe Tabelle im PDF). Bei allen Programmen war die Verbindung stabil, das Tempo durchwegs gut. Unterschiede gab es bei der Umgehung der Ländersperren auf Netflix und Amazon. Dort konnten nur NordVPN und die ProtonVPN überzeugen. Bei den anderen erschien teils statt des Films eine Fehlermeldung. Bei der ARD-Mediathek klappte der Zugriff überall problemlos. Auch bei der Kreuzfahrtbuchung wurden stets die günstigeren Preise angezeigt.
Bei der Bedienung fiel Perfect Privacy negativ auf. Das Programm richtet sich an Fortgeschrittene. Dass es anders geht, zeigten NordVPN, ProtonVPN und Surfshark: Dort kann man das gewünschte Land mit einem Klick auswählen, das VPN steht sofort zur Verfügung.
Besonders praktisch: Viele Firmen stellen auch Zusatzprogramme für Internetbrowser zur Verfügung – sogenannte Browser-Plugins. So muss man zum Surfen nur den gewohnten Browser öffnen und auf ein Icon des VPN-Programms klicken – und nicht extra das Programm separat starten.
Bedenklich: Auf den Websites von Hide.me, NordVPN, OVPN, Perfect Privacy, Surfshark und Trust.Zone sind Programme von Datenkraken wie Google eingebaut. Die Handy-Apps von NordVPN, Surfshark und Trust.Zone zeichnen sogar Nutzerdaten auf. Immerhin: Die Daten sind anonymisiert und der Nutzer kann die Sammlerei abschalten.
Die Firma Hide.me versprach, die Datenkrakenprogramme auf der Website zu entfernen.