Ungerechte Rentenkürzung

10 Prozent tiefere Renten für alle – das will das Parlament. Der K-Tipp ergreift das Referendum dagegen. Damit das Volk über diese unnötige Kürzung abstimmen kann.

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Unterschriftbogen Referendum

K-Tipp 01/2009

13.01.2009

Beatrice Walder K-Tipp

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Kurz vor Weihnachten machten die Parlamentarier in Bern den Versicherungen ein milliardenschweres «Geschenk»: National- und Ständerat beschlossen, den Renten-Umwandlungssatz der Pensionskasse ab dem Jahr 2015 auf 6,4 Prozent zu senken. Das bedeutet, dass die Renten der Angestellten für das jahrezehntelang in die Pensionskasse eingezahlte Guthaben massiv gekürzt werden.

Derzeit beträgt der Umwandlungssatz für Männer 7,05 und für Frauen 7 Prozent. Bei einem Umwandlungssatz von 7 Prozent gibt es für ein Alterskapital von 300 000 Franken eine Rente von 21 000 Franken pro Jahr. Bei 6,4 Prozent wären es nur noch 19 200 Franken. Je tiefer der Satz, desto tiefer also die Rente.

Bis ins Jahr 2005 betrug dieser Umwandlungssatz noch 7,2 Prozent. Infolge der ersten Gesetzesrevision vor vier Jahren wird dieser Satz bis ins Jahr 2014 schrittweise auf 6,8 Prozent sinken.

Experten kommen auf höhere Renditen

Die erneute Rentenkürzung vom 19. Dezember 2008 hat das Parlament auf Anstoss des Bundesrates beschlossen. Der Bundesrat begründet den Schritt mit der Entwicklung der Finanzmärkte.

Nur: Diese Kürzung muss nicht sein. Davon sind Fachleute überzeugt. Herbert Brändli, Pensionskassenexperte und Geschäftsführer der B&B Vorsorge in Thalwil ZH, stellt das Berechnungsmodell in Frage. Der Bundesrat geht nämlich von einer Renditeerwartung von 3,85 Prozent aus. Brändli: «Bundesrat und Parlament sind dem Druck der Versicherungsgesellschaften erlegen.» Langfristig sollte es ohne weiteres möglich sein, «mindestens 6 Prozent zu erwirtschaften». Er empfiehlt, den Umwandlungssatz nicht zu kürzen.

Der Waadtländer Pensionskassenexperte Jacques Grivel vom Beratungsunternehmen Fundo kommt zum gleichen Schluss. Er hat berechnet, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass künftig die Rendite der Anlagen unter 4 Prozent liegt. Resultat: Mit 97 Prozent Wahrscheinlichkeit ist sie höher. Rechtfertigt sich wegen eines Risikos von 3 Prozent eine Rentenkürzung? Nein!

Zudem: Die Versicherungen gehen in ihren Berechnungen von einer weit höheren Lebenserwartung aus, als aus der Sterbestatistik hervorgeht.

Lebenserwartung gesunken

Zwar wird die Schweizer Bevölkerung immer älter, die weitere Entwicklung ist jedoch ungewiss: So hat die Lebenserwartung einer 65-jährigen Frau laut der Eidgenössischen Versicherungskasse zwischen 1990 und 2000 leicht abgenommen. Statt 20,92 Jahre im Jahr 1990 betrug sie im Jahr 2000 noch 20,37 Jahre. Und die Zahlen der autonomen Pensionskassen für die Jahre 2000 bis 2005 zeigen ebenfalls: Die Lebenserwartung der Frauen ist gesunken.

Fazit: Eine weitere Senkung des Umwandlungssatzes ist momentan ungerechtfertigt. Sollte sich die Lebenserwartung oder die Kapitalrendite anders entwickeln als prognostiziert, wäre auch später noch eine Änderung möglich.

Behörden bestimmen die Rente

Sparen via Pensionskasse ist für Angestellte obligatorisch. Die Beiträge werden vom Lohn abgezogen und auf ein persönliches Alterskonto gutgeschrieben. Das Gesetz legt mit dem sogenannten Umwandlungssatz fest, wie hoch die Rente nach der Pensionierung ist.

Der Umwandlungssatz hängt von zwei Faktoren ab: der Lebenserwartung und dem «technischen Zinssatz». Dieser basiert auf Annahmen für die Zukunft: Wie hoch wird das angesparte Alterkapital während des Vermögensverzehrs verzinst? Das wiederum hängt von der langfristigen Entwicklung der Finanzmärkte ab.

Wie viel Rente nach der Pensionierung bezahlt wird, bestimmen die Behörden. Es sei denn, das Volk wehrt sich und verlangt per Referendum eine Abstimmung.

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