Vanille ist längst zu einem Luxusartikel geworden: Laut «Kassensturz» sind die Preise regelrecht explodiert – in den vergangenen Jahren von rund 50 auf heute über 800 Franken pro Kilo.
Folge: Viel Ware wird zu früh auf den Markt geworfen, weil die Händler schnelle Gewinne suchen. Darunter leidet die Qualität, wie Lebensmittelchemiker Klaus Haase-Aschoff erklärt. Viele Vanilleschoten würden immer mehr Wasser enthalten, aber weniger wertvolle Aromen wie Vanillin. Dabei sind es diese, die den eigentlichen Reiz dieses Gewürzes ausmachen.
Der «Kassensturz» liess acht bei Grossverteilern und in Reformhäusern verkaufte Vanilleschoten im Labor auf ihren Gehalt an Aromastoffen untersuchen.
Nur die Bio-Marke Rapunzel ist sehr gut
Das Ergebnis bezeichnet die Redaktion als «niederschmetternd»: Die Vanille-schoten seien viel schlechter geworden. Nur ein Produkt erhielt die Note «sehr gut»: In der Schote der Bio-Marke Rapunzel wiesen die Experten 26,1 Gramm Aromastoffe pro Kilo Gewicht nach. Das war mit Abstand der beste Gehalt.
Laut Testleiter Haase-Aschoff habe dieser Wert noch vor einigen Jahren einer durchschnittlichen Schote entsprochen. Alle anderen Proben waren nur genügend oder ungenügend. Die Betty-Bossi-Vanilleschoten von Coop landeten auf dem letzten Platz. Sie enthielten nur 6,7 Gramm Aroma pro Kilogramm.
Coop erklärt das mit der Herkunft. Es handle sich um eine Tahiti-Vanille, die «von Natur aus» weniger Vanillin enthalte als etwa Bourbon-Vanille.
Gesamturteil «sehr gut»
- Rapunzel Bourbon Vanille (Fr. 1.77/g; erhältlich bei Claro, Müller Reformhaus, Alnatura)
Gesamturteil «genügend»
- Migros Vanille (Fr. 1.50/g)
- Dr. Oetker Bourbon Vanille (Fr. 1.52/g; Spar, Denner)
- Bio natur plus Vanille (Fr. 1.39/g; Manor)
- Butty Vanille (Fr. 2.04/g; Volg, Spar, Leshop)
Aroma aus dem Labor
Auf der Packung von vielen Lebensmitteln wie beispielsweise Joghurt oder Glace sind Vanilleblüten oder -schoten abgebildet. Das heisst aber nicht, dass die Produkte auch echte Vanille enthalten. Entscheidend ist, was auf der Zutatenliste steht: Ist von gemahlener Vanilleschote, Vanilleextrakt oder natürlichem Vanillearoma die Rede, müssen Bestandteile echter Vanille enthalten sein. Meist sind diese Mengen allerdings verschwindend klein. Steht nur «Aroma» oder «natürliches Aroma» drauf, kann der Geschmacksstoff vollständig aus dem Labor stammen.
Sehr viel Luft in der Glace
Vanilleglaces bestehen aus Milch, Rahm, Zucker, Eier und Vanilleschoten. Nicht auf der Zutatenliste erscheint: Luft.
Doch das ist der Hauptbestandteil vieler Glaces, wie eine K-Tipp-Stichprobe bei Aldi, Coop, Denner, Landi, Lidl, Manor und Migros vergangenes Jahr zeigte (Ausgabe 13/2017). 13 von 16 Vanilleglaces bestanden mindestens zur Hälfte aus Luft.
Industriell hergestellte Glace enthält in der Regel auch problematische Zusatzstoffe, wie Tests von K-Tipp, «Saldo» und der Stiftung Warentest belegen. In Glace aus dem Grosshandel hat es neben viel Zucker und Fett meist auch ein Reihe künstlicher Zusatzstoffe. Heikel sind vor allem die künstlichen Farbstoffe: Tartrazin (E 102) ist für Allergiker und Asthmatiker problematisch. Auch Chinolingelb (E 104), Azorubin (E 122) und Erythrosin (E127) können Allergien, Asthma und Migräne auslösen.
Wer keine Lust auf all diese Zusatzstoffe hat, macht Eiscreme am besten selber. Dabei ist die Hygiene wichtig. Die Zutaten müssen einwandfrei und die Geräte sauber sein. Die Eiscremes oder Sorbets kann man ein bis zwei Wochen im Tiefkühler aufbewahren. Einmal angetaute Glace sollte man nicht wieder einfrieren. Der nächste K-Tipp bringt einen Test von Glacemaschinen.