Vegetarier wollen kein Fleisch essen. Veganer gehen einen Schritt weiter: Sie lehnen alle tierischen Nahrungsmittel ab, ebenso Kleidungsstücke aus tierischer Herkunft wie Leder und Wolle. Ihre Zahl steigt. Grossverteiler wie Migros und Coop sind auf diesen Zug aufgesprungen: Sie verwenden auf vegetarischen und veganen Produkten immer häufiger das V-Label der Schweizer Zertifizierungsstelle Swissveg. Dieses Signet kennzeichnet vegetarische und vegane Produkte ohne tierische Zutaten.
Eine K-Tipp-Stichprobe zeigt aber auch: Das Vegan-Logo findet sich selbst auf Produkten, bei denen es keinen Sinn macht. Dafür fehlt es auf Lebensmitteln, bei denen es für Konsumenten hilfreich wäre. Einige Beispiele:
Apfelsaft
Der M-Classic «Apfelsaft vegan» trägt das Vegan-Logo der Swissveg, enthält also keine tierischen Stoffe. Das ist nicht üblich. Denn klare Säfte werden meist mit Gelatine geklärt. Für Vegetarier und Veganer ist Gelatine aber ein Problem. Denn sie ist ein tierisches Produkt. Im «Apfelsaft vegan» werden die Trübstoffe laut der Migros statt mit Gelatine mechanisch entfernt.
Kein V-Logo tragen Säfte wie Migros «Bio Apfelsaft naturtrüb, 100 Prozent Fruchtsaft» und Alnatura «Apfelsaft naturtrüb, 100 Prozent Direktsaft».
Die Migros schreibt, reiner trüber Apfelsaft komme nicht mit Gelatine in Berührung. Deshalb sei eine entsprechende Deklaration nicht nötig.
Anna’s Best «Juicy» ist laut Etikette eine «100 % Fruchtsaftmischung aus Trauben, Erdbeeren, Himbeeren und roten Johannisbeeren». Vegan ist dieser Saft allerdings nicht.
Laut Migros ist «davon auszugehen, dass der enthaltene Traubensaft mit Gelatine geklärt wurde».
Tofu
Das rein pflanzliche Produkt wird aus Sojabohnenteig hergestellt. In der Migros findet man «Tofu nature» der Marken Soja Line und Tukan. Beide sind zu 100 Prozent vegan, aber nur der Tofu von Soja Line trägt das Vegan-Label.
Laut Migros werden nur Eigenmarkenprodukte als vegetarisch oder vegan beschriftet.
Hummus
Das zeigt sich auch bei Kichererbsenmus, das rein pflanzlich ist. Auf den Migros-Produkten Anna’s Best «Hummus Trio curry, pomodori & olive» und dem normalen Hummus ist das Vegan-Signet aufgedruckt.
Anders bei Coop: Der Karma «Hummus nature» trägt zwar ebenfalls das Signet, nicht aber der Miki «Hummus & Za’atar». Dazu Coop: «Mit dem Label kennzeichnen wir grundsätzlich alle Eigenmarken-Produkte, bei denen wir es als sinnvoll erachten», erklärt eine Sprecherin.
Die Migros sagt, dass das Vegan-Logo auf Produkten angebracht werde, «wenn dies einen Mehrwert für den Kunden darstellt».
Gütezeichen verursachen Mehrkosten
Will ein Hersteller seine Produkte mit dem Vegan-Label versehen, zahlt er der Zertifizierungsstelle Swissveg eine Gebühr. Zuvor müssen die Herstellerfirmen sämtliche Zutaten der Produkte offenlegen und Swissveg erlauben, die Produktionsstätten zu besichtigen. Coop und Migros versichern, die Zertifizierung mit dem V-Label habe keinen Einfluss auf die Preise der jeweiligen Produkte. Die Migros schreibt, Faktoren wie Rohstoffpreis, Herstellungsprozess, Transport und Verpackung eines Produkts seien fürs Festlegen der Preise entscheidend.
Nicht nachvollziehbare Preisunterschiede gibts dennoch: Der vegane Apfelsaft von M-Classic kostet Fr. 1.90, der nichtvegane Saft ist 70 Rappen günstiger. Die Migros begründet die Differenz mit Einfuhrzöllen, denn der vegane Apfelsaft müsse importiert werden.
Spezialprodukte sind oft teurer. Das deckt sich mit dem Ergebnis eines K-Tipp-Vergleichs: Als gluten- und laktosefrei deklarierte Lebensmittel kosteten bis zu 9-mal mehr als konventionelle (Ausgabe 8/2015).