Veraltet, fehlerhaft oder lieblos gestaltet
Wer eine Velotour abseits vielbefahrener Strassen plant, braucht eine gute Velokarte oder einen Veloführer. Der K-Tipp sagt, worauf es ankommt.
Inhalt
K-Tipp 12/2007
20.06.2007
Marco Diener
Unter Berner Velofahrern ist sie gefürchtet - die 18-prozentige Steigung vom Wohlensee nach Salvisberg. Deshalb haben die Verantwortlichen der Stiftung Veloland Schweiz für die Aare-Route eine flachere Alternative ausgeschildert: über das Stauwehr bei Mühleberg. Doch ausgerechnet im offiziellen Veloland-Routenführer fehlt diese Variante.
Anderes Beispiel: die Grosse Scheidegg. Vor der Kulisse von Wetterhorn und Eiger einer der schönsten Alpenpässe, asphaltiert und trotzdem autofrei....
Unter Berner Velofahrern ist sie gefürchtet - die 18-prozentige Steigung vom Wohlensee nach Salvisberg. Deshalb haben die Verantwortlichen der Stiftung Veloland Schweiz für die Aare-Route eine flachere Alternative ausgeschildert: über das Stauwehr bei Mühleberg. Doch ausgerechnet im offiziellen Veloland-Routenführer fehlt diese Variante.
Anderes Beispiel: die Grosse Scheidegg. Vor der Kulisse von Wetterhorn und Eiger einer der schönsten Alpenpässe, asphaltiert und trotzdem autofrei. Wie geschaffen für Rennvelofans. Doch laut VCS-Velokarten handelt es sich um eine Naturstrasse.
Drittes Beispiel: der Grimsel. Pausenlos donnern Motorräder über die Passstrasse - speziell am Wochenende. Für Velofahrer sehr unangenehm. Trotzdem beschreibt der Bike-&-Sleep-Führer die Strecke als «familiengerecht».
Bikeline-Führer ist völlig veraltet
Die Beispiele zeigen: Wer eine Velotour plant, kann sich auf Velokarten und -führer nicht verlassen.
Zudem sind manche hoffnungslos veraltet. Der Veloführer Aare-Radweg aus dem deutschen Hause Bikeline stammt nämlich aus dem vorigen Jahrtausend.
Der Velosteg bei Niederried b. K. BE wurde 1999 gebaut, 2005 vom Unwetter weggespült und 2007 wieder aufgebaut. Im Bikeline-Führer ist noch nicht einmal der erste Steg eingezeichnet. Der Führer sei vergriffen, heisst es beim Verlag. Doch in Buchläden ist er erhältlich, ebenso bei www.amazon.de.
Trotz der Fehler eignen sich die VCS-Velokarten recht gut für die Routenplanung. Die K-Tipp-Kritik an den zu wenigen Höhenlinien haben die Verantwortlichen für die neuen Karten bereits berücksichtigt. Die Distanz zwischen den Höhenlinien beträgt neu nur noch 25 statt 50 Meter.
Veloland-Führer: Unterkünfte separat
Trotz Fehlern ebenfalls gut sind die offiziellen Veloland-Routenführer. Vor allem die Hinweise auf Sehenswürdigkeiten sind ein Plus. Pro Band ist aber neu nur eine Tour enthalten - das Unterkunftsverzeichnis ist in einem separaten Band. Das macht diese Führer ziemlich teuer.
Wenig empfehlenswert sind die restlichen Führer:
- Beim B+M-Führer können Velofahrer mit den kleinen Karten nichts anfangen. Zudem sind nur Hotels, Restaurants und Velomechaniker aufgeführt, die inseriert haben. Immerhin: B+M wird künftig keine Karten mehr im Massstab 1: 500 000 drucken.
- Lieblos ist die Tourenauswahl im Coop-Führer. Die vierspurige Strasse durch die Taubenlochschlucht nördlich von Biel BE ist nicht wirklich ein Geheimtipp. Und Beschreibungen wie «gleich am Ortsausgang beginnt die Strasse anzusteigen, und schon be?nden wir uns auf der alten Passstrasse» erleichtern die Routensuche in einer mittelgrossen Stadt wie Brig VS nicht unbedingt. Coop betont, trotz 10 000 verkaufter Exemplare sei «keine einzige Reklamation eingegangen».
- Bike & Sleep ist eher ein Hotelverzeichnis. Zudem stimmen Karten und Textbeschreibungen nicht immer überein.
Wer mit dem Angebot an Velokarten und -führern unzufrieden ist, kann natürlich auch Karten der Landestopographie kaufen. Im Masstab 1:50 000 oder 1:100 000 eignen sie sich durchaus auch für Velotouren.
Darauf sollten Sie achten
Was macht eine gute Velokarte, einen guten Veloführer aus? Das ist Ansichtssache und hängt von Ihren Vorlieben ab. Hier einige Angaben:
Karten
- Übersichtlichkeit: Auf etlichen Karten sind so viele Velorouten eingetragen, dass andere Infos kaum erkennbar sind.
- Massstab: 1:100 000 geht gerade noch. Besser sind Massstäbe im Bereich von 1: 50 000.
- Höhenlinien: zeigen, wo es bergauf und wo es bergab geht.
- Höhenangaben: helfen, wenn Höhenlinien fehlen.
- Winkel: zeigen speziell ruppige Steigungen.
- Kilometerangaben: praktisch für alle, die selber eine Velotour zusammenstellen wollen.
Bücher
- Tourenauswahl: auf ungewöhnliche Touren achten. Für die Fahrt um den Zürichsee brauchen Sie keinen Führer.
- Schwierigkeitsgrad:
gerade für Familien ein wichtiger Anhaltspunkt.
- Profile: zeigen die gröbsten Steigungen.
- Ortsregister: ideal für die Ortssuche.
- Übersichtskarte: alle Touren auf einen Blick.
- Restaurants, Feuerstellen, Hotels, Campings, Badestellen, Werkstätten, usw.: Achten Sie auch auf diese Details.
- Format, Gewicht: sollen so sein, dass sich der Führer mitnehmen lässt.