Verkäufer übers Ohr gehauen

Die Firma PMS lockt Aussendienstler mit «Spitzeneinkommen im sechsstelligen Bereich». Die Realität sieht anders aus. Das zeigen Abrechnungen, die dem K-Tipp vorliegen.

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K-Tipp 19/2012

09.11.2012

Letzte Aktualisierung:
12.11.2012

Ernst Meierhofer

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Die PMS Öffentlichkeitswerbung aus Rapperswil SG verkauft Werbung – zum Beispiel auf Metalltafeln, an denen gleichzeitig ein Defibrillator hängt. Soziale Institutionen wie Heime, aber auch Freibäder oder Gemeindekanzleien erhalten so von der PMS kostenlos einen Defibrillator. Finanziert wird das Ganze von den Gewerbetreibenden, die mit ihrer bezahlten Werbung auf den Tafeln präsent sind.

Diese Werbeflächen lässt die PMS von Freischaffenden verkaufen, mit denen sie sogenannte Agentur-verträge abschliesst. In Inseraten verspricht sie ihnen «attraktive Provisionen» und «Spitzeneinkommen im sechsstelligen Bereich». Konkret wird den Agenten 24 Prozent des Umsatzes versprochen.

Reihenweise Abzüge für die Agenten

Doch von diesen 24 Prozent macht die PMS etliche Abzüge. Das zeigen Unterlagen, die der K-Tipp von einem ehemaligen Agenten erhalten hat:

Äusserst kreativ ist der «Abzug fehlender Bankeinzug». Er bedeutet: Zahlen nicht mindestens ein Viertel der Gewerbler ihr Inserat mittels Lastschrifteinzug (LSV), macht die PMS dem Agenten einen Abzug. Dieser ungewöhnliche Schritt ist damit zu erklären, dass sowohl der Geschäftsinhaber, Achim Niederberger, als auch sein Verkaufsleiter, Michael Schwaab, aus Deutschland kommen, wo solche Methoden verbreitet sind.
Zu diesem LSV-Abzug haben sich die Herren noch eine besondere Schikane einfallen lassen: Wird das verlangte LSV-Viertel nicht erreicht, wird das Guthaben des Agenten am Ende des Monats gar nicht ausgezahlt, sondern er erhält einen «Provisionsgutschein». Diesen muss er einen Monat später bei der PMS per Post «einreichen», um sein Geld anzufordern.
Stark ins Gewicht fällt auch der Abzug für «Terminierung». Der Grund: Die PMS betreibt ein eigenes Callcenter. Von dort werden Gewerbetreibende angerufen und gebeten, den Verkäufer zu empfangen. Für diese Terminvorbereitung zieht die PMS ihren Agenten fünf Prozent der Provision ab.
Noch massiver – nämlich zehn Prozent – ist der Abzug für die «Stornoreserve». Dieses Geld erhalten die Agenten erst mit einer Verzögerung von eineinhalb Jahren und auch nur dann, wenn die Gewerbler die Rechnungen für die Werbung der PMS auch wirklich zahlen.

Das ist häufig nicht der Fall, denn viele Werbekunden sind unzufrieden. Etwa weil die PMS viele Werbetafeln und Geräte erst mit grosser Verzögerung aufstellt oder nicht wie versprochen. Andere zahlen nicht – mit dem Argument, sie seien beim Vertragsabschluss mit unwahren Angaben zur Unterschrift überredet worden. Das ist auch der Grund, warum die PMS oft gerichtlich gegen Zahlungsverweigerer vorgehen muss. Die PMS bestreitet, dass es beim Aufstellen zu grossen Verzögerungen kommt.

Kündigt ein Agent, erhält er seine Stornoreserve nicht sofort ausgezahlt, sondern – wenn überhaupt – erst mit grosser Verspätung. Und wenn viele Gewerbler nicht zahlen, kann die PMS laut «Provisionsliste» vom ehemaligen Agenten sogar noch «den sich ergebenden Unterschuss fordern».

«Ihre Werbung geht im Nichts unter!»

Kreativ sind auch die Verkaufsargumente, die Verkaufsleiter Michael Schwaab seinen Agenten mit auf den Weg gegeben hat. Beispiel: Was sollen sie sagen, wenn ein Betriebsinhaber meint, er wolle der betreffenden Organisation lieber direkt eine Spende zukommen lassen, statt eine Werbetafel zu finanzieren? «Dadurch haben Sie aber keine Werbung! Ihre Spende geht im Nichts unter.»

Übrigens: Niederberger und Schwaab betreiben in der Schweiz auch noch die Fortuna Sportwerbung AG, die dieselben Geschäfte anbietet. Sowie die Firma Promobil, die Werbeflächen auf Autos verkauft.

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