Stehende Kolonnen auf der Strasse, überfüllte Busse - und ein stark reduziertes Bahnangebot: So beging das Oberengadin den Auftakt zur Wintersaison. Mit dem Fahrplanwechsel von Mitte Dezember hatte die Rhätische Bahn (RhB) kurzerhand den bisher stündlich verkehrenden Pendelzug von Schanf nach St.Moritz gestrichen. Folge für die Bewohner und Gäste des Oberengadins: Ausser am frühen Morgen nur noch ein Stunden- statt Halbstundentakt, keine Anschlüsse mehr von und nach Chur, keine direkten Züge mehr ins Skigebiet von St. Moritz. In der Wintersaison war die RhB-Linie im Oberengadin bisher eine gute Alternative zu den überfüllten Strassen.
Die Sparmassnahme der RhB sorgte nicht nur bei den Reisenden für Verärgerung. Auch das befragte Bahnpersonal reagierte mit Kopfschütteln: «Am liebsten würden die ewigen Sparer wohl nur noch den Glacier-Express betreiben», so ein Zugbegleiter wörtlich.

Das Departement für öffentlichen Verkehr des Kantons Graubündens begründet die Reduktion des Angebots mit «dem schwachen Passagieraufkommen» im Oberengadin. Überdies bestehe ja zwischen Zuoz und Samedan eine Busverbindung. Ein Blick in den Fahrplan zeigt allerdings: Der Bus fährt nur gerade vier bis sieben mal täglich, braucht für die gleiche Strecke doppelt so lange und fährt in Zuoz fast gleichzeitig wie die Bahn ab.

(sd)