Versicherte beisst bei Axa auf Granit

Bricht beim Essen ein Zahn ab, übernimmt die Unfallversicherung die Zahnarztkosten nicht immer. Denn die versicherte Person muss nachweisen können, dass sie auf etwas Ungewöhnliches gebissen hat.

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K-Tipp 13/2012

17.08.2012

Letzte Aktualisierung:
21.08.2012

Beatrice Walder K-Tipp

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Es passierte beim Essen eines Nussbrots: J. M. aus Riehen BS biss plötzlich auf etwas Hartes – und es krachte. Sie spuckte die Essensreste aus und fand darin ein Stück ihres Backenzahns. Worauf J. M. gebissen hat, kann die Patientin nicht sicher sagen: «Es war wahrscheinlich eine Nussschale. Den Gegenstand habe ich entweder verschluckt oder in der Aufregung mit den Resten weggeworfen.»

J. M. meldete den Schaden umgehend ihrer Unfallversicherung, der Axa Winterthur. Doch diese lehnte die Kostenübernahme ab. Begründung: Es sei nicht bewiesen, dass ein Fremdkörper den Schaden verursacht habe.

Tatsächlich muss im Streitfall die versicherte Person belegen können, dass ein Unfall passiert ist. Passiert er während des Essens, geht das am einfachsten, indem man den Übeltäter aufbewahrt und dann der Versicherung präsentiert. Den Beweis für den Vorfall kann man aber auch mit Hilfe von Zeugen erbringen, sofern sie zum Beispiel den ausgespuckten Fremdkörper gesehen haben.

Zahnarztaussage kann helfen

Aber: Auch wer den Gegenstand nicht mehr vorlegen kann, ist nicht chancenlos. Das Bundesgericht hat vor zwei Jahren zugunsten eines Versicherten entschieden, der den Fremdkörper verschluckt hatte. Ihm war beim Essen eines Nussgipfels eine Krone samt Metallstift abgebrochen. Zudem hatte er sich eine Wurzelfraktur zugezogen.

Der Zahnarzt bestätigte als wahrscheinlichste Ursache entweder den Biss auf einen harten Gegenstand oder einen Schlag auf den Zahn. Laut Gericht war deshalb davon auszugehen, dass der Mann beim Nussgipfelessen auf etwas Hartes gebissen hatte. Es spiele keine Rolle, dass der Versicherte den Gegenstand nicht genau bezeichnen konnte, begründete das Bundesgericht. «Denn so oder anders gehört ein harter Gegenstand nicht in einen Nussgipfel.»

Fremdkörper am besten aufbewahren

Die Axa Winterthur lehnt die Übernahme des Schadens gegenüber J. M. dennoch ab. Laut Axa-Sprecherin Karin Gnehm hat der Zahnarzt nicht bestätigt, dass der Zahn «nur» oder «überwiegend wahrscheinlich nur» durch einen Fremdkörper geschädigt worden sei. Um solche Streitigkeiten zu vermeiden, gilt deshalb: Fremdkörper nach einem Zahnunfall unbedingt aufbewahren!

Buchtipp

Der «Saldo»-Ratgeber «Unfall-Opfer: Das sind ihre Ansprüche» gibt Auskunft, was die Versicherungen nach einem Unfall zahlen und wie Betroffene zu diesem Geld kommen. Bestellungen für das Buch (2. Auflage, 192 Seiten, Fr. 27.–) mit der Karte auf Seite 28 oder unter www.ktipp.ch.

Gerichtsurteile: Das gilt als Zahnunfall

Im Streitfall entscheiden die Richter, ob ein Bestandteil im Essen ungewöhnlich ist oder nicht. In folgenden Fällen bejahten sie einen Unfall:

Kirschstein in der als entsteint angebotenen Wähe
Knochensplitter in Wurstwaren sowie in Schweins-, Rinds- und Kalbsvoressen
Nicht entsteinte Olive in Eintopfgericht
Nussschale in Nussbrot, -torte, -gipfel oder -schokolade
Fruchtstein in Fruchtkuchen
Steinchen in einem Reisgericht oder in Spaghetti Vongole
Olivenstein in selbstgebackenem Brot, sofern die Oliven als «entsteint» gekauft worden sind

Einen Unfall haben die Gerichte in folgenden Fällen verneint:

Zwetschgenstein in Wähe mit nicht entsteinten Früchten
Knorpel in Wurstwaren
Knochensplitter in Lamm- und Kaninchenvoressen
Figur im Dreikönigskuchen
Dekorationsperlen auf Torten
Meersalzkorn im Roastbeef
Unzermahlene Gewürze (Pfefferkörner, Nelken etc.)
Zerbeissen von Bonbons oder «Totenbeinli»
Hart gebratene Haut eines Lammgigots
Nicht geplatztes Maiskorn im Popcorn
Schrotkügelchen im Hirschpfeffer

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