Jutta Motz aus Zürich erhielt im April dieses Jahres ein Schreiben der deutschen Versicherung «Berlin Direkt». Darin hiess es, sie erhalte «wie gewünscht» ihre Vertragsbestätigung für eine Jahres-Reiseversicherung. Kostenpunkt: € 143.88. Nur: Jutta Motz wusste nichts von einem Vertragsabschluss mit der deutschen Versicherung. Die Krimiautorin reist viel und hat sich daher in der Schweiz gut versichert.
Eine Nachfrage bei der deutschen Versicherung ergab: Beim erhaltenen Brief handelt es sich um die automatische Verlängerung einer Versicherung, die Motz offenbar ein Jahr zuvor unbemerkt abgeschlossen hatte. Passiert war dies mit der Buchung eines Hotels beim Portal Hotelreservierung.de. Im ersten Jahr kostete die Versicherung € 71.88. Nach der automatischen Verlängerung mehr als das Doppelte, nämlich € 143.88.
Mit einem Häkchen hatte Jutta Motz bei der Hotelbuchung bestätigt, die Bedingungen gelesen zu haben. «Berlin Direkt»-Sprecherin Christin Beeck behauptet daher: «Versehentliche Abschlüsse unserer Tarife sind ausgeschlossen.»
Verärgerte Kunden auch in Deutschland
Doch der deutsche Verbraucherschutz erhält seit einem Jahr sehr viele Beschwerden. Gunda Lauckenmann: «Die Kunden glaubten, sie hätten die Versicherung nur für die gebuchte Reise abgeschlossen – nicht für ein ganzes Jahr.» Deshalb hatten sie überhaupt nicht mit einer automatischen Verlängerung gerechnet.
Kein Wunder: Die Darstellung ist verwirrend. Bei einer Buchung auf Hotelreservierung.de heisst es: «Bei Vertragsverlängerung im Folgejahr € 14.99 pro Monat.» So entsteht der Eindruck, Kundinnen und Kunden müssten von sich aus die Reiseversicherung verlängern. Hotelreservierung.de wollte sich dazu gegenüber dem K-Tipp nicht äussern.
Ein weiteres Problem: «Berlin Direkt» hat keine Genehmigung der Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma). Und diese brauchen auch ausländische Gesellschaften, sobald sie Leute mit Wohnsitz in der Schweiz versichern.
«Berlin Direkt» krebst zurück – dank K-Tipp
«Berlin-Direkt» sieht das anders: «Wir benötigen keine Genehmigung für den Schweizer Markt, weil wir nicht aktiv ein Versicherungsgeschäft in der Schweiz unterhalten», sagt Sprecherin Christin Beeck. Das Angebot richte sich einzig an Kunden aus Deutschland.
Doch das Hotelreservierungsportal hat keinen Filter, der aufgrund der IP-Adresse des Computers einen Vertrag mit Schweizer Kunden verhindern würde.
Weshalb nicht? Dazu gabs weder vom Reiseportal noch von der Versicherung eine konkrete Antwort. Beeck räumt ein, dass auch Schweizer per Internet Verträge mit «Berlin Direkt» abschliessen. In diesen Fällen werde bei Reklamationen in «einer Einzelfallprüfung nach einer kundenorientierten Lösung» gesucht. Mit anderen Worten: Die Versicherung handelt erst, wenn sich Kundinnen und Kunden wehren. So auch bei Jutta Motz: Nachdem sich der K-Tipp eingeschaltet hatte, stornierte «Berlin Direkt» den Jahresvertrag.