Seit einigen Wochen kosten viele Milchprodukte bei Coop mehr – ohne dass sich an der Verpackung oder am Inhalt etwas geändert hätte. Beispiele: 200 Gramm Vorzugsbutter Qualité & Prix oder ein halber Liter Vollrahm Qualité & Prix kosten neu je 10 Rappen mehr.
Auch bei Aldi, Spar und Volg fand der K-Tipp insgesamt über 40 Produkte, die aufschlugen. Bei Aldi zahlt man für den Liter «Milfina Enjoy Free»-Drinkmilch 10 Rappen mehr, ebenso bei Spar für 1,5 Liter Vollmilch «Jeden Tag» und bei Volg für 200 Gramm Butter.
All diese Milchprodukte sind konventionell hergestellt. Hintergrund der Preiserhöhung ist das neue Label «Swissmilk green», das die Milchbranche im August ankündigte. Das Label garantiert angeblich «nachhaltig produzierte» Milch. Im Gegenzug erhalten die Bauern 3 Rappen mehr pro Liter.
«Nachhaltig» und «green» tönt gut. Tatsache ist aber: Die Milchproduzenten müssen für das neue Label kaum mehr tun als das bestehende Gesetz einhalten. Bezüglich Tierwohl liegen die Anforderungen des Labels zwar leicht über den gesetzlichen Vorgaben. So müssen die Kühe mehr Auslauf ins Freie haben. Doch fast 90 Prozent der Milchbauern erfüllen diese Voraussetzungen bereits heute, wie die Branchenorganisation Milch auf Anfrage des K-Tipp einräumt.
Die Umweltorganisation WWF kritisiert denn auch, das Label verdiene die Auszeichnung «green» nicht. So vernachlässige es etwa Nachhaltigkeitsaspekte wie die Biodiversität. Und es leiste keinen Beitrag zur Reduktion der Ammoniakbelastung oder des hohen Kraftfutterverbrauchs.
Fazit: Packungen mit der neuen Kennzeichnung enthalten die exakt gleiche Milch wie bisher.
Die Branchenorganisation Milch sagt, man habe die Anforderungen bewusst tief gehalten, um möglichst viele Produzenten an Bord zu holen. Die Vorgaben würden in den nächsten Jahren aber angehoben.
Noch ohne Logo, aber bereits mit Aufpreis
Viele Milchprodukte in den Ladenregalen tragen noch kein «Swissmilk green»-Logo und sind trotzdem bereits teurer. Die Detailhändler begründen dies gegenüber dem K-Tipp damit, man brauche zuerst bestehende Verpackungen auf.
Denner, Lidl und Migros erklären, sie würden das neue Label zumindest vorerst nicht verwenden. Denner schreibt, man setze auf das Label «IP Suisse». Es erfülle höhere Standards als «Swissmilk green».
Lidl gibt sich mit Verweis auf die Kritik des WWF skeptisch: Man prüfe die Verwendung des Labels genau.
Die Migros sagt, sie gehe mit ihrem Programm «Nachhaltige Migros Milch» in «entscheidenden Punkten, wie Anforderungen an die Fütterung und Biodiversität, deutlich weiter». Das hindert die Migros allerdings nicht daran, bei konventionellen Milchprodukten ebenfalls punktuell die Preise zu erhöhen. Eine Sprecherin begründet dies mit der «allgemeinen Preiserhöhung im Milchmarkt».