Die Degustation war für die K-Tipp-Experten dieses Mal fast durchwegs eine Qual. Blind beurteilt wurden zwölf Piemonteser Rotweine, die aus der ertragreichen und vielseitigen Barberatraube hergestellt sind. Acht dieser Weine für maximal 17 Franken pro Flasche reiften im Stahltank, vier Weine lagerten zusätzlich in Holzfässern.
Die Fachjury vermisste fast ausnahmslos Fruchtaromen im Gaumen. Einige Weine waren zwar grundsätzlich passabel – mehr nicht. Die fürs Auge dichte, schöne Farbe sowie der Duft nach Kirschen und Pflaumen waren vielversprechend. Umso grösser dann die Enttäuschung im Mund: Die meisten Weine schmeckten dünn oder unharmonisch. Das gilt ebenso für Produkte mit Lagerung im Holzfass: Auch sie zeigten keine grössere Aromenvielfalt. Dabei sollte Holz dem Wein Aromen wie Schokolade, Vanille und Röstgeschmack abgeben. Hier war das Gegenteil der Fall: Teils war der Holzgeschmack so dominant, dass der Weingeschmack kaum mehr wahrnehmbar war.
Die meisten Händler kommentieren die ernüchternden Resultate nicht. Aldi sagt, dass sich die «Vollmundigkeit des Barbera am besten entfaltet», wenn man ihn noch einige Zeit in der Flasche lagere. Zusammen mit dem Produzenten wolle man aber die Qualität weiter verbessern. Bei eigenen Degustationen habe der «Roversi» besser abgeschnitten.
Denner schreibt, der Barbera d’Asti sei bei einer eigenen Degustation «mit gut» bewertet worden. Die Kunden seien zudem mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis zufrieden. Coop argumentiert gleich: Man habe die eigenen Weine nachdegustiert und könne die K-Tipp-Resultate «nur zum Teil nachvollziehen». Nicht alle Experten hätten den Holzgeschmack des Barbera Cappallotto als zu dominant empfunden. Die hohe Säure sei hingegen typisch für die Sorte Barbera. Laut dem Oxford-Weinlexikon schmecken Barberaweine nur dann sauer und fade, wenn die Reben zu wenig zurückgeschnitten wurden. Lasse man die Pflanzen wuchern, könnten zwar sehr grosse Erträge erzielt werden. Dem Wein fehle es dafür an Gehalt.
Die Fachjury
Die Jury hat die Weine blind degustiert. Benotet wurden sie anhand der für Weindegustationen gebräuchlichen 20-Punkte-Skala. Für den K-Tipp degustierten:
Hans Georg Babits: Weinakademiker, Académie du vin
Ursula Geiger: Önologin, Weinjournalistin
Andreas Keller: Presse- und Eventagentur für Wein
Andrin C. Willi: Chefredaktor «Marmite»
Eva Zwahlen: Weinjournalistin