Der K-Tipp hat zehn Packungen mit Gartenerde aus der Landi, der Migros und dem Coop-Center Jumbo auf sichtbares Plastik untersucht. Resultat: Sechs Produkte enthielten Plastikteile.
Am meisten steckten im Gartenkompost von «Capito» aus der Landi: mehrere Hartplastikteile, ein Knopf und Teile von Plastikfolien. Insgesamt waren alle vier untersuchten Erden der Landi und je ein Migros- und ein Jumbo-Produkt mit Kunststoffen verunreinigt. Nur vier Proben enthielten keinen sichtbarem Plastik – drei von Jumbo und eins von der Migros (siehe Tabelle im PDF).
Sichtbare Plastikteile sind problematisch, weil sie laut einer Studie des Bundesamtes für Umwelt mit der Zeit zu Mikroplastik zerfallen. Menschen und Tiere nehmen die winzigen Teilchen beim Essen und Trinken, aber auch beim Atmen auf. Die Folgen sind noch nicht vollständig erforscht. Klar ist aber: Die Teilchen können bis ins Gehirn gelangen und wurden auch schon in der Muttermilch und der Plazenta nachgewiesen. Sie können sich in Zellen anreichern und Entzündungen auslösen (K-Tipp 17/2022).
Grüngut mit Plastik belastet
Wie kommt das Plastik in die Gartenerde? Alle untersuchten Erden enthalten gemäss Verpackungsangabe Kompost. Die Hersteller mischen es neben Holzschnitzeln, Rinde, Kokosfasern, Sand und Erde in ihre Erden. Der Kompost aus Grüngutsammlungen ist jedoch oft mit Plastik belastet, wie die Jahresberichte des Inspektorats der Kompostier- und Vergärbranche Schweiz zeigen: So enthielten 2021 und 2020 insgesamt 38 der 379 untersuchten Grüngutkomposte aus der Kompostieranlage mehr Kunststoffe als erlaubt.
100 Tonnen Plastik gelangten so in Böden
Das Plastik kommt gemäss Bundesamt für Umwelt durch falsche Entsorgung ins Grüngut. Laut Bundesrat gelangen so jährlich rund 100 Tonnen Kunststoffe in die Böden. Das ärgert Josef Poffet vom Gärtnerverband Jardin Suisse: «Plastik gehört nicht in die Gartenerde.» Er fordert: «Hersteller und Händler müssen über die Bücher gehen und ihre Produkte strenger kontrollieren.»
Die Landi verteidigt sich gegenüber dem K-Tipp: Trotz «intensiver Kontrolle» sei es nicht möglich, alle Fremdstoffe aus dem Grüngutkompost auszusortieren. Gleich argumentiert Hersteller Ricoter aus Aarberg BE. Auch die Migros sagt: Beim Aussortieren des Grünschnitts und beim Sieben des Komposts könnten nicht alle Fremdstoffe entfernt werden.
Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick AG erklärt, dass «selbst bei gründlicher Sortierung ein minimaler Anteil an Fremdstoffen in Sackerden nicht ausgeschlossen werden kann». Die Kompostierwerke betrieben aber unterschiedlich viel Aufwand, um das Grüngut und den Kompost von Plastik zu befreien. Das heisst: Manche Kompostierwerke arbeiten zu wenig gründlich.
Zumindest Jumbo zog Konsequenzen aus der Stichprobe. Die Baumarktkette verspricht, ihre Kontrollen zu verschärfen.
Wie sich Plastik in der Erde reduzieren lässt
- Auf die Inhaltsstoffe achten, die auf der Verpackung stehen. Eine gute Alternative zu Grüngut ist Rindenkompost. Er besteht aus zerkleinerter Nadelholzrinde – und ist unbelastet.
- Im Laden nach dem Anteil an Grüngutkompost in den Gartenerden fragen. Die Angaben stehen meist nicht auf der Verpackung. Die Faustregel lautet: Je weniger Grüngutkompost in der Erde, desto weniger Plastik. Zum Beispiel besteht «Vegane Balkonerde» ausschliesslich aus pflanzlichen Rohstoffen und Landerde. In der K-Tipp-Stichprobe war die «Vegane Balkonerde» plastikfrei.
- In fein gesiebter Erde stecken meist weniger Plastikteile als in grobteiliger Erde. So befand sich in der kleinteiligen «Aussaaterde» kein Kunststoff.
- Auf ein Hochbeet ausweichen, wenn der Garten zu stark mit Plastik belastet ist. Dieses sollte man mit möglichst plastikfreier Erde anlegen.
- Plastikfreier Kompost lässt sich mit Rüstabfällen und Schnittgut aus dem Garten selber herstellen. Nur sauberes Material verwenden, auf eine gute Mischung achten und mehrmals umschichten, damit keine Fäulnis entsteht.
- Tipp: Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau empfiehlt in seiner «Positivliste 2023» Dünger, Erde sowie Mittel gegen Schädlinge. Alle Produkte sind leicht erhältlich und werden in Mengen verkauft, die sich für den Hobby-Biogärtner eignen: Ktipp.ch/gartenerde.
So wählen Sie die richtige Pflanzenerde aus
Zimmer-, Balkon- oder Gartenpflanzen brauchen neben Licht, Wasser und Dünger die passende Erde. Die wichtigsten Tipps zu Pflanzenerden.
Universalerde
Eignet sich für die meisten Blumen- und Gemüsearten und ist vergleichsweise günstig. Auch für Topfpflanzen ist Universalerde häufig die richtige Wahl.
Anzuchterde
Eignet sich fürs Heranziehen von Stecklingen und Jungpflanzen oder zur Aussaat von Samen. Anzuchterde enthält wenig Düngesalz und Stickstoff, viel Phosphor und Kalium und ist äusserst wasserdurchlässig.
Kübelpflanzenerde
Diese Erde ist dank Blähton oder Bims besonders locker. Dadurch lässt sich vermeiden, dass die Erde im Topf oder im Balkonkistchen verklumpt.
Spezialerde
Spezialerde ist meist teuer und nur für Pflanzen mit speziellen Bedürfnissen nötig. So sind etwa Kakteen auf eine stark durchlässige Erde angewiesen. Spezialerde braucht es unter anderem auch für Pflanzen wie Orchideen und Rhododendren.
Anwendung
Je nach Pflanze braucht es zusätzliche Rohstoffe, mit denen man unter anderem die Wasseraufnahme steuern kann. So sind für eine gute Wasserspeicherung Holz- oder Kokosfasern nützlich. Wichtige Nährstoffe fürs Wachstum stecken im Kompost. Mit Vulkanstein, Sand und Ton kann man den Boden zusätzlich auflockern.
Übrigens: Viele Pflanzenerden enthalten Torf. Dieser besteht aus abgestorbenen Torfmoosen, den typischen Pflanzen der Hochmoore. Das Problem: Der Abbau von Torf zerstört den Lebensraum von Tieren und Pflanzen. Deshalb sollte man im Laden eine Pflanzen- erde wählen, die auf der Verpackung den Vermerk «ohne Torf» oder «torffrei» trägt.