Viele Apotheken warnen nicht
Eine K-Tipp-Stichprobe zeigt: In 12 von 27 Apotheken reagiert das Personal nicht, wenn Kunden zwei sich schlecht vertragende Medikamente verlangen.
Inhalt
K-Tipp 19/2007
12.11.2007
Isabelle Meier, Mitarbeit: Stephan Dietrich
Der K-Tipp führte in 27 Apotheken in Basel, Chur, Luzern, Rheinfelden, Windisch und Zürich eine Stichprobe durch. Getestet wurde mit zwei Medikamentenpaaren:
In 17 Apotheken wurden gegen Rezept die Antibabypille Mercilon und das rezeptfrei erhältliche Jarsin verlangt. Dieses Johanniskrautparäparat soll bei gedrückter Stimmung und innerer Unruhe helfen. «Jarsin sollte mit der Antibabypille oder anderen hormonalen Verhütungsmitteln nur unter ä...
Der K-Tipp führte in 27 Apotheken in Basel, Chur, Luzern, Rheinfelden, Windisch und Zürich eine Stichprobe durch. Getestet wurde mit zwei Medikamentenpaaren:
In 17 Apotheken wurden gegen Rezept die Antibabypille Mercilon und das rezeptfrei erhältliche Jarsin verlangt. Dieses Johanniskrautparäparat soll bei gedrückter Stimmung und innerer Unruhe helfen. «Jarsin sollte mit der Antibabypille oder anderen hormonalen Verhütungsmitteln nur unter ärztlicher Überwachung eingenommen werden. Gefahr: ungewollte Schwangerschaft», steht auf der Packungsbeilage.
In 10 Apotheken wurden gegen Rezept das Antibiotikum Doxysol und Alucol Gel, ein rezeptfreies Mittel gegen Sodbrennen, verlangt. Alucol Gel kann laut Beipackzettel die Aufnahme von Antibiotika ins Blut negativ beeinflussen.
In beiden Fällen fragte der Testkunde nicht nach Risiken.
Beim ersten Beispiel wiesen zwei Drittel der Apotheker bzw. Pharma-Assistentinnen spontan auf eine Unverträglichkeit der zwei Medikamente hin. Entweder wurde ein anderes Produkt angeboten oder zu zusätzlicher Verhütung geraten. Laut Apothekerin Daniela Nietlispach von der Odeon Apotheke in Zürich ist weitherum bekannt, dass Johanniskraut die Wirkung der Pille herabsetzen kann. Das Beispiel komme in der Ausbildung häufig vor.
Erstaunlich also, dass dennoch in 6 der 17 Apotheken nicht reagiert wurde. «Dass bei uns nicht auf die Unverträglichkeit hingewiesen wurde, bedauern wir sehr», sagt ein Apotheker. Das interne Kontrollsystem werde nun verschärft.
Im zweiten Beispiel warnten 6 von 10 Angestellten nicht vor dem Kombinieren von Doxysol mit Alucol Gel. «Viele Kunden kaufen Medikamente für die ganze Familie», rechtfertigt sich ein Apotheker. Jeden Kunden zu fragen, ob er beide Mittel für sich selber kaufe, sei in der Hektik nicht praktikabel. Werden zwei rezeptpflichtige Medikamente zusammen verlangt, weise das Computersystem aber automatisch auf eine Unverträglichkeit hin.
Das Resultat der Stichprobe ist bedenklich, aber klar besser als jenes in der Westschweiz: Dort machte gemäss einem Test des Magazins «FRC» gerade mal eine von 20 Apotheken auf die Wechselwirkung aufmerksam.
Tipps
Einer guten Beratung können Sie nachhelfen. Informieren Sie das Personal in der Apotheke,
- wenn Sie regelmässig andere Medikamente einnehmen (auch solche,die Sie in der Drogerie, im Versandhandel oder von Naturärzten kaufen)
- wenn Sie schwanger sind oder stillen
- wenn Medikamente bei Ihnen allergische Reaktionen oder andere Nebenwirkungen hervorgerufen haben
- wenn Sie an Asthma, erhöhtem Blutdruck, Epilepsie und anderen chronischen Krankheiten leiden
- wenn Sie das Medikament nicht für sich, sondern für jemand anderen besorgen.
Buchtipps
Detaillierte Infos liefert der 134-seitige Gesundheitstipp-Ratgeber «Gute Pillen, schlechte Pillen», zu bestellen auf www.gesundheitstipp.ch.
Medikamentenkauf: «Pro-Generika 2008», Fr. 19.80, www.pro-generika.ch.