Der neue Anlagefonds sei «tonangebend», schrieb die Credit Suisse (CS) im Jahr 2005. Auf dem Markt gebe es «kein vergleichbares Produkt», und es werde von «den besten Fachleuten» verwaltet.
Werner Hess aus Solothurn erreichte 2007 das AHV-Alter und musste deshalb sein Vorsorgekonto der 3. Säule auflösen. So hatte er 78 431 Franken frei – und investierte sie auf Anraten seiner CS-Bankberaterin in ebendiesen neuen Anlagefonds namens Triamant.
Doch der Fonds war ein Reinfall. Ende 2012 verkaufte Hess seine Anteile – wieder auf Anraten eines CS-Beraters. Er bekam noch 63 645 Franken zurück, verlor also fast einen Fünftel seines Geldes.
An diesem Vorfall lassen sich vier Grundregeln für Geldanlagen aufzeigen:
- Auf bewährte Anlagefonds setzen
Grundsätzlich bieten Anlagefonds den Kleinanlegern eine Reihe von Vorteilen – etwa die Diversifikation: Fonds investieren in eine Reihe von Einzeltiteln und sind so weniger anfällig für grosse Verluste. Bei der Wahl gilt allerdings ein wichtiger Grundsatz: Meiden Sie junge Fonds, die noch keine Gelegenheit hatten, während längerer Zeit ihr «Können» zu zeigen. Setzen sie auf bewährte ältere Fonds, die nicht nur in Aufwärtsphasen der Börsen gut abgeschnitten, sondern sich auch bei Börsentauchern bewährt haben.
Tipp: Lesen Sie vor einem Kauf das Faktenblatt des Fonds und die «Wesentlichen Anlegerinformationen».
- Vorsicht mit aktiv gemanagten Fonds
Bei aktiv verwalteten Fonds will die Fondsleitung eine möglichst hohe Rendite erzielen, indem sie gezielt zukunftsträchtige Aktien und Obligationen kauft. In der Realität scheitert das oft. Das zeigt sich jeweils, wenn man die Leistung des Fondsmanagements mit einem dazu passenden Index vergleicht. Meist liegen die «aktiven» Resultate unter dem Index. Der Hauptgrund sind die Kosten: Die aktiv verwalteten Fonds sind teuer, und sie rechtfertigen ihre hohen Kosten nur selten durch eine entsprechende Leistung.
Fondsanleger können das umgehen, indem sie passiv verwaltete Fonds kaufen, also Indexfonds. Bei einem Indexfonds – zum Beispiel auf den Schweizer Aktienindex SMI – will das Fondsmanagement nicht besser sein als der Index, sondern ihn nur mehr oder weniger abbilden, also nahezu gleich gut sein. Indexfonds haben zudem relativ geringe Kosten.
Tipp: «K-Geld» veröffentlicht Ranglisten mit Indexfonds für die Kategorien Bundesobligationen, Aktien Schweiz, Aktien Welt, Aktien Schwellenländer sowie Gold.
- Marketingsprüchen nicht glauben
Wie trügerisch vollmundige Ankündigungen sind, lässt sich am Beispiel Triamant aufzeigen. Bei der Lancierung hiess es etwa, hinter der Fondsleitung stehe ein «Anlagekomitee», das sich einmal in der Woche treffe. Dieses definiere «Trends und Themen» und leite daraus die Strategie ab. Zu diesem Komitee gehöre auch Oswald Grübel, damals CS-Konzernchef.
Doch dieses Komitee lieferte Tristesse statt Triumph. Auf der Grafik links ist zu sehen, dass der Triamant deutlich schlechter dasteht als Mischfonds der gleichen Kategorie. Besonders bös hat es ihn im Jahr 2008 erwischt. Inzwischen hat die CS den Fonds umbenannt und die Bezeichnung Triamant, die bei der Lancierung noch als «wohlklingend» empfunden wurde, gestrichen.
Tipp: Im neuen Geld-Ratgeber des K-Tipp lesen Sie, wie man die Bankensprache richtig interpretiert. Eine Tranche des Triamant hat zum Beispiel die Bezeichnung «einkommensorientiert». Das klingt nach konservativ und geringem Risiko. Er enthielt aber eine hohe Menge an riskanten Positionen.
- Bankberater sind Verkäufer
Die CS hat 2005 den neuen Fonds mit viel Aufwand beworben. So konnten zum Beispiel Leser des damaligen Nachrichtenmagazins «Facts» in einem Wissensspiel Triamant-Fondanteile im Wert von 40 000 Franken gewinnen. Es ist bekannt, dass die CS-Berater den hauseigenen Triamant-Fonds ihren Kunden mit viel Nachdruck empfohlen haben.
Immer wieder ist zu beobachten, dass Bankangestellte ihren Kunden vor allem hauseigene Produkte empfehlen – egal wie gut diese im Konkurrenzvergleich abschneiden.
Das war auch bei Werner Hess so. Und es zeigte sich erneut, als es darum ging, die verbliebenen 63 000 Franken wieder anzulegen. Jetzt kaufte Hess auf Anraten seines Beraters wiederum ein CS-Produkt: einen Barrier Reverse Convertible.
Das ist ein sogenanntes strukturiertes Produkt. Der Käufer erhält drei Jahre lang einen garantierten Zins von (bescheidenen) 2,25 Prozent. Er geht aber gleichzeitig eine Wette ein: Sollte ein bestimmter Aktienindex stark sinken und unter eine definierte Barriere fallen, erhält er nach drei Jahren nicht mehr die volle Investition zurück. Wenn die Kurse steigen, profitiert er überhaupt nicht, weil er (nebst dem Zins) nur die Anfangsinvestition zurückerhält.
Tipp: Solche Wetten sind nichts für Kleinanleger. Marc Oliver Rieger, Professor für Banken und Finanzen an der Uni Trier, warnt: «Studien haben gezeigt, dass das Risiko solcher Produkte von den Anlegern systematisch unterschätzt wird.»
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