Viele Haushalte zahlen zu viel für den Strom
Die Unterschiede bei den Stromrechnungen für Schweizer Haushalte sind riesig. Bewohner von Andelfingen ZH zahlen im Durchschnitt 571 Franken. Kunden der Berner BKW müssen dagegen für die gleiche Menge Strom rund 1113 Franken hinblättern.
Inhalt
- Tabelle Die günstigsten und die teuersten Stromlieferanten
- Tabelle mit allen 70 Stromversorgern
K-Tipp 19/2020
10.11.2020
Gery Schwager
Kürzlich berichtete die Eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom): «Für das Jahr 2021 sinken die schweizerischen Strompreise in der Grundversorgung für Haushalte leicht.» Ein typischer Haushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 4500 Kilowattstunden (kWh) zahle nächstes Jahr im Durchschnitt 922 Franken – 10 Franken weniger als heute.
Der fast gleichbleibende Durchschnittspreis schliesst Auf- und Abschläge bei den ei...
Kürzlich berichtete die Eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom): «Für das Jahr 2021 sinken die schweizerischen Strompreise in der Grundversorgung für Haushalte leicht.» Ein typischer Haushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 4500 Kilowattstunden (kWh) zahle nächstes Jahr im Durchschnitt 922 Franken – 10 Franken weniger als heute.
Der fast gleichbleibende Durchschnittspreis schliesst Auf- und Abschläge bei den einzelnen Elektrizitätswerken nicht aus. Eine Stichprobe des K-Tipp bei 70 von rund 630 Stromlieferanten der Schweiz zeigt: 28 Versorger bitten Haushalte für ihren Standardstrom nächstes Jahr stärker zur Kasse, 25 schlagen ab, 17 Unternehmen lassen den Preis unverändert.
Mehrere Versorger verlangten zu viel
Den kräftigsten Aufschlag gibt es bei der Centralschweizerischen Kraftwerke AG (CKW): Er beträgt für den typischen Haushalt knapp 183 Franken. Trotz Preiserhöhung gehört das Unternehmen mit einem Strompreis von 16,85 Rappen pro Kilowattstunde aber immer noch zu den günstigsten Stromversorgern (Tabelle im PDF). Die CKW schreibt, ihr Normalpreis liege eigentlich bei über 19 Rappen pro kWh. Sie habe bei diesem Tarif aber für die Jahre 2020 und 2021 «Sonderreduktionen» vorgenommen. Ganz freiwillig geschah dies allerdings nicht – die CKW handelte vielmehr auf Druck der Elcom. Die Aufsichtsbehörde stellte nämlich fest, dass der Stromversorger seinen im Monopol gefangenen Kunden in der Vergangenheit zu viel berechnet hatte. Mit den «Sonderreduktionen» zahlt die CKW jetzt das zu viel kassierte Geld an die Kunden zurück.
Die Elcom bestätigt gegenüber dem K-Tipp: Auch andere Elektrizitätswerke belasteten den Haushalten in der Vergangenheit mutmasslich zu hohe Stromkosten. Laut Sprecherin Antonia Adam sind «verschiedene Verfahren hängig». Die Elcom forderte laut ihrem jüngsten Tätigkeitsbericht bisher 13 Stromversorger auf, «ihre Kostenrechnungen zu überprüfen und gemäss den Vorgaben anzupassen». Namen nennt sie keine. K-Tipp-Recherchen zeigen: Zu den Adressaten gehören die Berner BKW Energie AG und die Bündner Repower AG. Beide bestätigen auf Anfrage, dass Verfahren im Gange sind.
BKW und Repower zählen zu den grössten Stromkonzernen der Schweiz. Sie beliefern in ihren Versorgungsgebieten gesamthaft gegen eine halbe Million Kunden mit Elektrizität – zum grössten Teil Haushalte. Von allen Stromversorgern in der K-Tipp-Stichprobe hat die BKW im nächsten Jahr den höchsten und Repower den zweithöchsten Haushalttarif.