Viele Peperoni sind gespritzt
Eine K-Tipp-Stichprobe zeigt: Bis zu sechs verschiedene Pestizide stecken in Peperoni. Eine enthielt gar ein verbotenes Pflanzenschutzmittel. Die Bio-Ware war hingegen «sauber».
Inhalt
K-Tipp 02/2012
22.01.2012
Letzte Aktualisierung:
25.01.2012
Beat Camenzind
Peperoni sind stark mit Pflanzenschutzmitteln belastet. Das haben Untersuchungen von Behörden aus der Schweiz und Deutschland immer wieder gezeigt. Und: Im Januar 2011 fand das Untersuchungsamt Stuttgart hohe Mengen des Nervengifts Ethephon in Peperoni aus Spanien. Der Stoff wird zur Beschleunigung der Reife eingesetzt.
Der K-Tipp wollte wissen, wie stark die Peperoni von Grossverteilern, Discountern und kleinen Spezialläden in Zürich, Be...
Peperoni sind stark mit Pflanzenschutzmitteln belastet. Das haben Untersuchungen von Behörden aus der Schweiz und Deutschland immer wieder gezeigt. Und: Im Januar 2011 fand das Untersuchungsamt Stuttgart hohe Mengen des Nervengifts Ethephon in Peperoni aus Spanien. Der Stoff wird zur Beschleunigung der Reife eingesetzt.
Der K-Tipp wollte wissen, wie stark die Peperoni von Grossverteilern, Discountern und kleinen Spezialläden in Zürich, Bern, Basel, Baden und Wettingen mit heiklen Stoffen belastet sind. Dazu wurden 20 Proben – 17 aus konventionellem, 3 aus biologischem Anbau – ins Labor geschickt und auf Ethephon sowie rund 450 Pestizide analysiert. Sie stammen grösstenteils aus Spanien, der Rest aus Marokko, der Türkei, Holland und Italien (siehe Kasten rechts).
Die guten Nachrichten: Das Labor fand in keiner Probe das giftige Ethephon. Und im Vergleich zu früheren Stichproben von K-Tipp und «Saldo» aus den Jahren 2000 und 2002 waren Anzahl und Menge der gespritzten Stoffe kleiner.
Gefundene Pestizide sind sehr heikel
Aber: Nur sechs der zwanzig Proben waren ganz frei von Pestiziden – darunter die drei Bio-Produkte. Bei den restlichen vierzehn Peperoni fand das Labor bis zu sechs verschiedene Pestizide, wie im Fall des Dirok Market in Zürich.
Bedenklich: In der Peperoni vom Halk Pazari in Oerlikon fand das Labor das verbotene Pestizid Tolfenpyrad. Aber nicht nur dieser Stoff hat es in sich: Einige der in den Peperoni gefundenen Pestizide stehen im Verdacht, wie Hormone oder als Nervengift zu wirken. Andere sollen Krebs erzeugen oder die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
Allerdings: Ausser beim Pestizid Tolfenpyrad wurden in der Stichprobe keine gesetzlichen Höchstwerte für die einzelnen Stoffe überschritten. Das hat einen Grund: Die Höchstwerte gelten nur für die einzelnen Substanzen. Die Produzenten versprühen deshalb mehrere Pestizide. So verhindern sie, dass sie zu viel eines einzelnen Pestizids anwenden und damit einen Höchstwert überschreiten. Über die Auswirkungen dieser Pestizid-Coktails auf die Gesundheit des Menschen weiss man bisher wenig. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass verschiedene Stoffe ihre Wirkung gegenseitig verstärken.
Bedenkliche Peperoni nicht mehr im Verkauf
Bei Halk Pazari, wo das verbotene Pestizid nachgewiesen wurde, heisst es: «Die getesteten Peperoni werden bei uns nicht mehr verkauft.» Der Zürcher Dirok Market will die Angelegenheit mit seinem Lieferanten «klären». Migros, Coop, Loeb, Lidl und Volg verweisen darauf, dass keine Grenzwertüberschreitungen vorlägen. Spar, Aldi und Denner haben nicht Stellung bezogen.
Küchentipps
Peperoni und anderes Gemüse sollte man stets waschen und unter Umständen schälen.
- Tests von K-Tipp und «Saldo» zeigen, dass biologische Lebensmittel in der Regel frei sind von Pestiziden.
- Waschen und bürsten Sie die Peperoni gründlich.
- Schälen Sie die Peperoni mit dem Sparschäler. Oder legen Sie sie in den Backofen: Bei mittlerer Hitze wird die Haut nach rund zehn Minuten schrumplig und bräunlich und lässt sich dann einfach abziehen.
Die Resultate der Stichprobe
Hier waren Peperoni pestizidfrei:
- Manor Baden: Peperoni Carmagnola (Italien), Fr. 5.90/kg
- Migros Märtplatz Basel: Peperoni gemischt Bio (Spanien), Fr. 8.30/kg
- Coop Spitalgasse Bern: Naturaplan Peperoni (Marokko), Fr. 8.40/kg
- Denner Marktgasse Bern: Peperoni Kapia (Marokko), Fr. 4.50/kg
- Egli-Bioladen Shopville Zürich: Peperoni rot (Spanien), Fr. 11.–/kg
- Globus Zürich: Peperoni gemischt (Holland), Fr. 5.90/kg
Hier waren Peperoni mit Pestiziden belastet:
Ein Pestizid
- Lidl Clarastrasse Basel: Paprika gelb (Türkei), Fr. 3.50/kg
- Loeb Bern: Peperoni gemischt (Spanien), Fr. 4.50/kg
- Volg Wettingen: Peperoni gemischt (Spanien), Fr. 4.90/kg
Zwei Pestizide
- Coop Pfauen Basel: Peperoni bicolor (Spanien), Fr. 4.60/kg
- Migros Marktgasse Bern: Peperoni grün (Spanien), Fr. 2.95/kg
Drei Pestizide
- Aldi Webergasse Basel: Paprika mix (Spanien), Fr. 1.90/kg
- Spar Steinenvorstadt Basel: Paprika rot (Spanien), Fr. 4.20/kg
- Spar Wettingen: Paprika rot (Spanien), Fr. 2.60/kg
- Coop Zürich Bahnhofbrücke: Peperoni rot (Spanien), Fr. 4.40/kg
4 Pestizide
- Aldi Oerlikon: Paprika rot (Spanien), Fr. 2.50/kg
- Denner Oerlikon: Paprika bicolore (Spanien), Fr. 2.–/kg
- Halk Pazari Oerlikon: grüne Peperoni (Türkei), Fr. 4.50/kg
- Migros-City Zürich: Peperoni orange (Spanien), Fr. 4.40/kg
6 Pestizide
- Dirok Market Zürich: Paprika grün (Türkei), Fr. 4.50/kg