Mit Schlagzeilen wie «Der Prämienschock bleibt aus» oder «Prämien steigen nur moderat» titelten in der vergangenen Woche Tageszeitungen und das Schweizer Fernsehen. Bundesrat Alain Berset behauptete an der Medienkonferenz zu den Krankenkassenprämien 2021 gar: «Unter dem Strich bleibt die Belastung etwa gleich.» Grundlage dieser Aussagen ist die sogenannte mittlere Prämie. Dafür wird aus den über 270 000 Einzelprämien aller Kassen in den Kantonen mit allen Versicherungsmodellen ein Durchschnitt errechnet.
Tatsache ist aber: Kein Versicherter zahlt Durchschnittsprämien. Je nach Kasse, Versicherungsmodell, Alter und Wohnort kommt es nächstes Jahr zu höheren Aufschlägen. Teils steigen die Prämien bis zu 5 Prozent – das sind rund 230 Franken pro Jahr. Das zeigen Analysen des K-Tipp.
Beispiel: Im Kanton Thurgau betrug die günstigste Monatsprämie mit freier Arztwahl, 300er-Franchise und inklusive Unfall (Normalprämie) für Erwachsene bei Agrisano Fr. 384.40. Im kommenden Jahr kostet die günstigste Prämie jedoch Fr. 403.60.
Insgesamt steigen die Normalprämien in 34 von 43 Prämienregionen der Schweiz. Nur im Kanton Uri und in Teilen von Basel-Landschaft, Bern und Waadt sinken sie. In fünf Regionen bleiben sie gleich.
Der K-Tipp publiziert auf den Seiten 30 bis 32 die Normal- und Sparprämien der Grundversicherung mit Franchise von 300 Franken in 13 Kantonen sowie 20 weiteren ausgewählten Regionen. In der nächsten Ausgabe folgen die Prämien mit Franchise von 2500 Franken. Wichtig zu wissen: Die Franchise von 300 Franken lohnt sich meist nur für Leute, die pro Jahr Leistungen von mindestens 1700 Franken beziehen.
Die bisherige Grundversicherung kann man bis Ende November kündigen – am besten per Einschreiben. Wichtig: Der Brief muss bis Montag, 30. November, bei der bisherigen Kasse eingetroffen sein. Bis spätestens Ende Dezember muss man sich bei der neuen Kasse anmelden.
Sparmodelle: Vorsicht bei Regelverstössen
Geld sparen kann man mit einem Versicherungsmodell, das die Wahl der Leistungserbringer einschränkt – beispielsweise mit einem Hausarzt- oder Telemedizin-Sparmodell. So lassen sich die Prämien bei der gleichen Krankenkasse um bis zu 20 Prozent senken.
Genfer können am meisten sparen. Dort kostet die teuerste Normalprämie bei Agrisano Fr. 970.20 pro Monat, die günstigste Sparprämie mit gleicher Franchise und inklusive Unfall bei Assura hingegen nur Fr. 471.40. Das sind pro Jahr Fr. 5985.60 weniger.
Bei Sparmodellen müssen sich die Versicherten allerdings an bestimmte Regeln halten. Beim Hausarzt-Modell etwa müssen sie grundsätzlich immer zuerst den Hausarzt konsultieren, bei den Telmed-Modellen jeweils vor einer Arztkonsultation eine medizinische Hotline anrufen. Andernfalls zahlt die Kasse möglicherweise die Kosten nicht.
Tipp: Wer im Krankheitsfall nicht auf den Behandlungskosten sitzen bleiben will, wählt am besten eine Versicherung, die bei einem Regelverstoss keine Leistungen verweigert.