Der Mercedes EQC 400 ist ein Koloss – fast 4,80 Meter lang und 1,90 Meter breit. Zugelassen ist er für ein Gesamtgewicht von fast drei Tonnen. Und trotzdem: Wer mit dem EQC in die Ferien fahren möchte, hat ein Problem. Denn das Elektroauto ist – je nach Ausstattung – nur für eine Zuladung von 300 Kilo zugelassen. Diese ergibt sich aus der Differenz zwischen Leer- und Gesamtgewicht. Im Leergewicht bereits berücksichtigt ist ein Fahrer mit 75 Kilo. Das zulässige Gesamtgewicht ist im Fahrzeugausweis vermerkt.
300 Kilo Zuladung müssen also für vier Mitfahrer und sämtliches Gepäck reichen. Die Rechnung ist schnell gemacht: Ein Beifahrer mit nochmals 75 Kilo, drei Kinder mit durchschnittlich 45 Kilo, ein Fahrradträger mit 15 und zwei E-Bikes mit je 25 Kilo Gewicht – damit sind schon 275 Kilo beisammen. Bleiben also pro Person 5 Kilo für Kleider, Schuhe, Sportgeräte, Spielsachen, Elektronik und Proviant. Das reicht nirgends hin. Trotzdem schreibt Mercedes dem K-Tipp: «Der EQC ist durchaus für eine Ferienreise geeignet.»
VW hat das Problem mit der geringen Zuladung anders gelöst: Beim Elektroauto ID.3 Pro S mit reichhaltiger Ausstattung beträgt die Zuladung nur 268 Kilo. VW verkauft es daher als Vierplätzer. Hinten dürfen nur zwei Personen sitzen («Saldo» 17/2020).
Andere Autobauer machen aus den Gewichten ein Geheimnis: E-Auto-Hersteller Tesla beispielsweise versteckt sie sogar in der Bedienungsanleitung.
Auch bei Benzinern ein Problem
Autos mit Verbrennungsmotoren sind zwar leichter als E-Autos, doch die Zuladung ist auch bei vielen Benzin- und Dieselautos ein Problem. Der Kunde kauft häufig die Katze im Sack.
Sogar da, wo Leergewicht und Zuladung in der Preisliste aufgeführt sind, ist darauf kein Verlass. K-Tipp-Recherchen zeigen, dass diese Angaben bei VW voller Fehler sind. VW schreibt dazu dem K-Tipp: «Das verantwortliche Team wird alle Preislisten prüfen und die Korrekturen baldmöglichst vornehmen.» Bei VW-Tochter Skoda fehlen in den Preislisten die Angaben zum Gewicht. Skoda hält fest: «Die Daten sind im Online-Konfigurator ersichtlich. Dort werden die fahrzeugindividuellen Werte abgebildet.» Der K-Tipp «konfigurierte» also einen Skoda Scala. Resultat: Das Leergewicht reichte von 1232 bis 1391 Kilo. Autokäufer wissen nicht, wie viel Gepäck sie wirklich mitnehmen dürfen.
Rund zwei Drittel der Autos sind zu schwer
Der deutsche Automobilclub ADAC überprüft die Herstellerangaben regelmässig. Ergebnis: Rund zwei Drittel der Autos sind schwerer als deklariert. Kürzlich wies ein Volvo XC 90 ab Werk ein «Übergewicht» von 115 Kilo auf. Grund dafür sind oft Sonderausstattungen wie Sitzheizung, Lederpolster und Anhängerkupplung.
Wer das zulässige Gesamtgewicht überschreitet, riskiert eine Busse. Vom gemessenen Gesamtgewicht zieht die Polizei in der Schweiz drei Prozent ab. Ist das Auto noch zu schwer, gibts bis 100 Kilo «Übergewicht» eine Busse von 100 Franken, ab 100 Kilo bis fünf Prozent «Übergewicht» eine Busse von 200 Franken, darüber eine Anzeige. Dann wirds teuer. Noch teurer kann es im Ausland werden («Saldo» 9/2021).
Wer mit einem überladenen Auto fährt, riskiert aber nicht nur eine Busse, sondern bringt sich und andere in Gefahr. Der ADAC warnt nicht nur vor einem verlängerten Bremsweg: «Auch Ausweichmanöver werden träger.» Und die Gefahr von geplatzten Reifen steigt.
So vermeiden Sie Übergewicht
- Vor dem Kauf: Ziehen Sie nur den Kauf eines Autos mit grösserer Nutzlast in Betracht.
- Lassen Sie das versprochene Gewicht im Kaufvertrag festhalten.
- Lassen Sie das Auto bei der Übernahme wägen. Ist das Auto zu schwer, können Sie vom Kauf zurücktreten (K-Tipp 19/2018).
- Vor der Reise: Pumpen Sie die Pneus auf den maximalen Fülldruck.
- Laden Sie das Auto so, dass alles Schwere unten und nahe an der Rücksitzlehne liegt.
- Wägen Sie das Auto. Das ist bei vielen Landi und in öffentlichen Entsorgungshöfen möglich.
- Beim Velotransport: Wer seine Velos auf einem Fahrradträger auf der Anhängerkupplung hinter dem Auto transportiert, muss die maximale Stützlast beachten. Sie besagt, wie stark die Kupplung belastet werden darf. Typischerweise liegt die Stützlast bei rund 75 Kilo. Das heisst: Zieht man das Gewicht des Fahrradträgers ab, bleiben noch gut 55 Kilo übrig. Das reicht gerade für zwei Elektrovelos. Oft ist die Stützlast niedriger. Beim Tesla Model 3 etwa beträgt sie teilweise nur 20 bis 25 Kilo. So schwer ist schon der leere Fahrradträger.