Vom Engadin in den Klettgau
Die Migros verkauft Waren mit dem Slogan «Aus der Region, für die Region». Der K-Tipp sah sich die Herkunft der Produkte näher an. Ergebnis: Die Migros karrt sie durch die halbe Schweiz.
Inhalt
K-Tipp 14/2012
01.09.2012
Letzte Aktualisierung:
03.09.2012
Marco Diener
Grundsätzlich hält sich die Migros für Lebensmittel, die sie mit dem Label «Aus der Region, für die Region» verkauft, an folgende Regel: In den Läden wird nur Ware angeboten, die aus dem Gebiet der gleichen Migros-Genossenschaft stammt.
Das bedeutet etwa für die Migros Ostschweiz: Die Ware darf aus den Kantonen Schaffhausen und Thurgau, den beiden Appenzell, dem Fürstentum Liechtenstein sowie aus Teilen der Kantone ...
Grundsätzlich hält sich die Migros für Lebensmittel, die sie mit dem Label «Aus der Region, für die Region» verkauft, an folgende Regel: In den Läden wird nur Ware angeboten, die aus dem Gebiet der gleichen Migros-Genossenschaft stammt.
Das bedeutet etwa für die Migros Ostschweiz: Die Ware darf aus den Kantonen Schaffhausen und Thurgau, den beiden Appenzell, dem Fürstentum Liechtenstein sowie aus Teilen der Kantone Zürich, St. Gallen und Graubünden stammen.
Folge: Die Käserei Ftan GR kann die Migros-Filiale in Neunkirch SH beliefern – und den Käse mit dem Regionen-Kleber versehen. Als ob das Unterengadin und der Klettgau in der gleichen Region lägen. Und nebenbei: Von Ftan nach Neunkirch sind es 236 km. Die Fahrt dauert über drei Stunden.
Der Kanton Jura reicht bis nach Luzern
Die Migros hält sich jedoch nicht immer an die Regel mit den Grenzen der zehn Genossenschaften. Zur Migros Basel gehört neben den beiden Halbkantonen das Gebiet bis zum Pruntruter Zipfel. Aber die «Aus-der-Region»-Ware stammt aus den Kantonen Aargau, Bern, Luzern und Solothurn. Kaum ein Jurassier wird Aargauer Champignons als Regionalprodukt erwarten.
Offenbar tut sich die Migros selber schwer mit der Definition des Begriffs Region: «Diese Frage ist enorm schwierig zu beantworten», sagt Migros-Mediensprecherin Christine Gaillet. Deshalb hätten die einzelnen Genossenschaften ihre «Aus-der-Region»-Gebiete unterschiedlich definiert. Meist entspreche das Gebiet jedoch der jeweiligen Migros-Genossenschaft.
Doch das Regionen- Label ist aus einem weiteren Grund problematisch. Viele Produkte bestehen ja nicht nur aus einer Zutat. Beispiel Joghurt: Letzten Herbst deckte die Zeitschrift «Saldo» auf, dass die Früchte im Züribieter Beerenmix-Joghurt, versehen mit «Aus der Region, für die Region», aus Po-len, Skandinavien, Estland, Lettland, Litauen und der Ukraine stammen.
Damit verstösst die Migros gegen ihr eigenes Reglement. Es besagt: «Bei Produkten mit mehr als einer Zutat müssen alle Zutaten aus der entsprechenden Beschaffungsregion stammen.» Ist das nicht möglich, muss zumindest der Hauptbestandteil von dort stammen und 75 Prozent des Endprodukts.
Aber Beeren gäbe es doch auch im Kanton Zürich.
Strassenumfrage
«Ich gehe davon aus, dass so ein Produkt aus einem kleineren Betrieb in der Region Bern stammt und eine lokale Firma vom Verkauf profitiert.»
Barbara Steinhauer Intensivpflegefachfrau, Bern
«Ich erwarte, dass diese Produkte in der Region gewachsen sind – also im Seeland, im Oberland oder im Solothurnischen.»
Peter Mathys Mechanikermeister, Belp BE
«Dass der Transportweg kürzer als 100 Kilometer war. Und auf der Etikette sollte aufgedruckt sein, aus welchem Betrieb das Produkt stammt.»
Caroline Nienhuis Biologin, Bern